Nachdem wir mit Saranda und Gjirokastra in Orten waren, in denen relativ viel los war, gelüstet es uns nun nach einem etwas ruhigerem Ziel. Nach intensivem Studium von Landkarte und Reiseführer fällt unsere Wahl auf den kleinen Ort Permet.

Wann fährt der Bus nach Permet?

Öffentlich einsehbare Busfahrpläne gibt es nicht in Albanien. Also fragen wir unseren Guesthouse-Wirt nach der Verbindung Richtung Permet. Das scheint tatsächlich ein ausgefallener Wunsch zu sein, er muss sich erstmal selber informieren.

Bis zum Abend findet er heraus, dass der einzige Bus nach Permet morgens um 7:30 Uhr Gjirokastra verlässt. Er könne uns mit dem Auto mit runter zur Abfahrtsstelle bringen. Später hat er herausgefunden, dass der Bus erst um 8:30 Uhr fährt und er uns nicht dorthin fahren könne.

Hm, wir erkundigen uns abends noch mal bei einem Touranbieter am Ceciz Topulli Platz. Der zückt einen Fahrplan, auf dem Abfahrtszeiten um 10, 12 und 16 Uhr nach Permet vermerkt sind. Echt jetzt?

Sicherheitshalber ruft er aber noch mal irgendwo an und erfährt, dass der Plan noch gar nicht gilt. Der Bus nach Permet führe um 7 Uhr morgens.

Maximal verwirrt kehren wir ins Guesthouse zurück und haken noch mal bei unserem Wirt nach. Er versichert, er hätte die Handynummer der Busfahrers bekommen und die Info von ihm persönlich. Wir vereinbaren, dass er uns früh um 7 Uhr mit runter nimmt in den Ort und wir dort auf den Bus um halb neun warten werden.

Marcus steht vor einem weißen Kleinbus und spricht mit dem Fahrer.

Der moderne Kleinbus nach Permet.

Um halb acht Uhr morgens werden wir an einer Tankstelle abgesetzt, an der der Bus nach Permet gegen halb neun oder neun Uhr zum Tanken halten soll. An der Tankstelle befindet sich ein typisches albanisches Café, in dem die Männer Kaffee schlürfen und rauchen.

Kaum stehen wir mit unserem Gepäck vor dem Café, fragen die beiden Männer am Tisch vor uns: „Tirana?“. Wir schütteln den Kopf und antworten: „Permet.“ Die beiden können leider nur albanisch, fangen aber sofort an zu telefonieren, um herauszufinden, wie die Touristen nach Permet kommen können. Wir können ihnen nicht klar machen, dass wir die Info schon haben, bis die junge Kellnerin zu Hilfe eilt. Sie spricht Englisch, weiß allerdings auch nichts von dem Bus, der hier angeblich halten soll.

Wir dürfen unser Gepäck im Café abstellen und suchen uns erstmal Frühstück. Später kehren wir zurück, als ein Tisch vor dem Café frei geworden ist. Wir bestellen zwei Kaffee, lesen ein bisschen – und hätten fast verpasst, dass der kleine Bus mit dem Schild „Permet“ an die Zapfsäule gerollt kommt!

Mehr zum Bus-Reisen in Albanien findest du hier: Albanien Rundreise individuell – unsere Route mit öffentlichen Bussen.

Ankunft in der Rosenstadt Permet

Nach etwa anderthalb Stunden recht rasanter Fahrt erreichen wir unser Ziel. Geistesgegenwärtig erkundigen wir uns beim Busfahrer schon mal nach der Weiterreise. Da er ein wenig Englisch spricht, kann er uns sagen, dass wir unser nächstes Ziel Berat nur mit Umsteigen erreichen und dafür einen der Busse Richtung Tirana nehmen müssen, die morgens hier abfahren.

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In dem Guesthouse, das wir gebucht haben, werden wir sehr herzlich empfangen und dürfen wir uns unser Zimmer aussuchen. Mit dem Besitzer verständigen wir uns auf Italienisch.

Als erstes lassen wir uns durch den Ort treiben. Es gibt einen zentralen Park, in dem unzählige Rosensträucher blühen. Anders als bei uns, wo viele Züchtungen keinen Duft mehr haben, duftet es hier betörend. Auch in vielen Gärten wachsen farbenpächtige und süß duftende Rosen.

Rote Rosen blühen über einer Mauer in Permet.

Überall duftende Rosen.

Permet wird von dem Fluss Vjosa durchzogen. Ein riesiger monolithischer Felsblock ragt am Ufer auf und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Eine Treppe führt auf den 84 Meter hohen Felsen hinauf. Doch da sich mal wieder einige dunkle Wolken am Himmel zusammenziehen, verzichten wir lieber auf die Besteigung.

Stadtansicht von Permet mit Fluss und großem Felsen.

Der Felsblock ragt in der Stadt empor.

Nachdem wir den kleinen Regenschauer unter einem dicht belaubten Baum mit einem kleinen Snack abgewartet haben, begeben wir uns zur Touristeninformation.

Die orthodoxen Kirchen in Permet

Wir haben im Reiseführer gelesen, dass es zwei alte orthodoxe Kirchen in Permet geben soll, die die Zerstörungswut des kommunistischen Regimes halbwegs überstanden haben.

Die freundliche Mitarbeiterin in der Touristeninfo telefoniert, um jemand zu finden, der uns die Kirchen öffnet. Zumindest für eine der beiden Kirchlein gelingt es ihr. Wir laufen zur Kirche Shen Kol, wo uns die Frau mit dem Schlüssel schon erwartet. Der Pope mit einem würdigen grauen Bart taucht ebenfalls auf und versucht, uns mit Händen und Füßen etwas über die Kirche zu erzählen. Auf einen Zettel kritzelt er „1750“ und wir verstehen, dass dies das Baujahr der Kirche ist. Auch die holzgeschnitzte Ikonostase und die Kanzel stammen noch aus dieser Zeit.

Orthodoxe Kirche mit Turm und Steinbögen.

Die Kirche Shen Kol in Permet.

Innenraum der Kirche mit weißen Säulen und dunklem Holzschnitzwerk.

Hell und freundlich von innen.

Natürlich lassen wir etwas in der Spendenbox, als wir uns von den freundlichen Menschen verabschieden.

Die zweite Kirche, Shen Pareshqevi, schauen wir uns von außen an. Wir laufen einmal auf dem grünen Gras des Kirchhofs um das alte Gebäude herum. Sehr friedlich wirkt das alte Gemäuer mit den gedrungenen Bögen und der kleinen Apsis an der Ostseite.

Niedriges weißes Kirchengebäude.

Man sieht der Kirche ihr Alter deutlich an.

Wanderung Richtung Leuse

Ein Höhepunkt der orthodoxen Kirchen in Albanien ist sicherlich die Kirche Shen Merise, die etwas abgelegen in einem Wald in der Nähe von Permet liegt. Nach Auskunft der Frau in der Touristeninformation sei bis 14 Uhr jemand dort, der uns die Kirche öffnen könne.

Eine Puppe hängt an einem Zaun.

Ein etwas gruseliger Brauch in Albanien.

So beeilen wir uns, denn es liegt noch eine kleine Wanderung vor uns, bis wir den kleinen Ort Leuse erreichen. Zunächst geht es durch ein Wohnviertel. Immer wieder sehen wir diese etwas gruseligen Puppen oder Stofftiere, die am Rand der Grundstücke aufgehängt werden, um gegen den bösen Blick zu schützen.

Der Weg führt über einen breiten, vom Regen teils etwas aufgeweichten Weg hinauf in den Wald. Zwischendurch bieten sich tolle Aussichten auf das breite Tal der Vjosa. Ein Bauer begegnet uns, der auf Lastpferden Holz transportiert.

Miniaturkapelle am WEgrand mit Aussicht über das Tal.

Mini-Kapelle am Rand des Weges.

Bauer mit drei Lastpferden.

Landleben in Albanien.

Als wir um eine Kurve biegen, liegt plötzlich die Kirche auf der gegenüberliegenden Seite des Tals halb im Wald versteckt vor unseren Augen. Der Wald ist so dicht, dass wir beinahe an der unscheinbaren Pforte in dem kleinen Mäuerchen vorbei gelaufen wären. Ein Arbeiter macht uns darauf aufmerksam.

Kirche ragt aus dem Wald hervor.

Der erste Blick auf die Kirche Shen Merise.

Die Kirche Shen Merise

Wir öffnen das Törchen und steigen über steinerne Stufen hinab zum Kirchhof. Alte, verwitterte Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert wechseln sich mit neuen Gräbern ab. Offensichtlich wird der Friedhof immer noch genutzt.

Alte Holztür und verblichene Fresken.

Der Eingang zur Kirche.

Die überdachte Vorhalle vor dem eigentlichen Eingang zur Kirche ist komplett ausgemalt. Leider sind die Malereien schon ziemlich verblichen und teilweise von Graffiti verkratzt, dennoch immer noch eindrucksvoll. Eine mächtige geschnitzte Eichentür versperrt den Zugang zur Kirche. Weit und breit ist niemand zu sehen. Gerade als ich überlege, die außen liegende Kirchenglocke zu läuten (Hatte die Frau in der Info nicht was von Klingeln gesagt?), taucht der vermeintliche Arbeiter, der uns den Weg gewiesen hatte auf. In der Hand hält er einen gigantischen Schlüssel und sperrt uns grinsend die Kirche auf.

Kirchentür mit Schlüssel.

Die alte Tür trägt deutliche Gebrauchsspuren.

Das Innere der aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kirche verschlägt uns den Atem. Sie ist über und über mit den prachtvollsten Fresken ausgemalt. Da ist kein Stück weiße Wand mehr übrig. Wände, Gewölbebögen und auch die Kreuzkuppel sind mit den Kunstwerken geschmückt.

Bunte Gewölbe in der Kirche.

Ein prachtvoller Anblick.

Bunte Fresken in einer Nische.

Nische hinter der Ikonostase.

Staunend gehen wir umher und bewundern die fantasievollen Malereien. Wir dürfen den Bereich hinter der Ikonostase betreten, wo sich wunderschön ausgemalte Nischen befinden.

Über eine knarzende Holzstiege geht es hinauf in den Narthex. Ein Schwarm Feldermäuse stiebt auf und segelt durch das Kirchenschiff. Im Narthex dominieren grausige Szenen des Jüngsten Gerichts und des Martyriums der Heiligen.

Fresken eines auf dem Scheiterhaufen brennenden Heiligen.

Fresken mit Martyrium-Darstellung.

Nach dem ausgiebigen Rundgang machen wir uns glücklich zurück nach Permet. Was für einzigartiges Kunstwerk diese Kirche ist! Wir sind froh, uns auf die Entdeckungstour nach Permet gemacht zu haben.

Weitere Aktivitäten in Permet

Wenn du ein paar Tage länger in Permet bleiben möchtest, gibt es noch weitere Freizeitmöglichkeiten.

Wie oben erwähnt, kannst du über einen Treppenweg auf den Monolith hinaufsteigen und von oben einen weiten Blick über Permet und das Vjosa-Tal genießen.

Im Fluss Vjosa befindet sich unterhalb von Permet ein Freischwimmbad, das im Sommer sehr beliebt ist.

Es gibt viele Möglichkeiten zu Outdoor-Aktivitäten rund um Permet. Du kannst wandern, klettern, mountainbiken oder auf der Vjosa raften. Infos dazu findest du hier.

Ferner gibt es in der Umgebung von Permet Thermalquellen, in denen du kostenlos baden kannst.