Aktualisiert am 17/06/2024 von Gina
Wir stehen auf der Aussichtsterrasse vor dem Hambacher Schloss. Unser Blick wandert hinunter auf Neustadt an der Weinstraße mit dem Rheintal, hinter uns erhebt sich die würdevolle Steinfassade des Schlosses. Noch dahinter rascheln die Laubbäume des Pfälzer Walds. Tauchen wir ein in die schattigen Wanderwege? Entscheiden wir uns für einen Bummel durch die malerische Stadt? Oder betreten wir das Museum des Hambacher Schlosses, das als Wiege der deutschen Demokratie gilt?
Wir machen natürlich alles! Denn die Pfalz bietet so viele Möglichkeiten und Ausflugsziele, das für jede und jeden etwas dabei ist.
Einige von uns besuchte Orte in der Nordpfalz stellen wir dir in diesem Bericht vor. Damit auch du die Qual der Wahl hast…
Hambacher Schloss
Das Hambacher Schloss liegt oberhalb von Neustadt an der Weinstraße am Hang des Pfälzer Walds. Bis in die 1980er Jahre war es eine Ruine, ehe man sich seiner geschichtlichen Bedeutung entsann und das Schloss wiederherstellte.
Zu Ruhm gelangte das Hambacher Schloss, als dort im März 1832 eine als Volksfest getarnte Demonstration für Demokratie und Pressefreiheit stattfand. 30.000 Menschen versammelten sich dort. Auf dem Turm des Schlosses wurde erstmals die schwarz-rot-goldene Fahne gehisst, als Symbol für nationale Einheit und Freiheit. Die Originalfahne – sozusagen die Mutter aller deutschen Fahnen – ist heute ein Herzstück der Ausstellung.
Dem Hambacher Fest war kein unmittelbarer Erfolg beschieden. Im Gegenteil, der Staat verschärfte die Restriktionen. Viele der Akteure mussten ins Exil flüchten oder kamen in Haft. Dennoch gilt das Hambacher Fest als der erste Schritt in Richtung Demokratie und nationaler Einheit in Deutschland. Es bereitete damit der Märzrevolution 1848 und der ersten demokratischen Verfassung in der Paulskirche den Weg.
Im Museum wird diese Geschichte Deutschlands interessant und nachvollziehbar aufbereitet. Auch die Entwicklung der Meinungs- und Pressefreiheit wird in der Ausstellung beleuchtet. Nach dem Besuch fragten wir uns, warum wir im Geschichtsunterricht nie vom Hambacher Fest gehört hatten.
Infos zum Hambacher Schloss
hier klicken- Adresse: Schlosstraße, Neustadt an der Weinstraße
- Anfahrt ÖPNV: vom Hbf Neustadt mit Bus 502 bis Hambacher Schloss
- Anfahrt PKW: A65 oder B37, Abfahrt Neustadt-Süd, Beschilderung Richtung Hambach folgen
- Öffnungszeiten: Apr – Okt 10 – 18 Uhr, Nov – Mrz 11 – 17 Uhr
- Eintrittspreise: Erwachsene 5,50 €, reduziert 3,50 €
- Infos: Homepage Hambacher Schloss
Neustadt an der Weinstraße
Da sich am Himmel bedrohliche Wolken auftürmen, verzichten wir auf die Wanderung vom Hambacher Schloss aus. Statt dessen begeben wir uns ins Städtchen Neustadt an der Weinstraße.
Auf den ersten Blick wirkt Neustadt nicht sonderlich attraktiv. Doch als wir die einfallslosen Bauten rund um den Stadtkern hinter uns lassen, entdecken wir eine zauberhafte Altstadt.
Wir landen auf dem großzügigen Marktplatz. In der Mitte plätschert ein Brunnen munter vor sich hin. Die mächtige gotische Stiftskirche und das barocke Rathaus geben dem Platz einen würdigen Rahmen. An den beiden anderen Seiten stehen gepflegte Fachwerkhäuser.
Die Stiftskirche ist eine Simultankirche und bietet sowohl der evangelischen als auch der katholischen Gemeinde ein Zuhause. Im Inneren kannst du alte Kreuzgewölbe und Freskenreste besichtigen.
Beim Schlendern durch die Gassen der Altstadt lohnt es sich, in die Innenhöfe abzubiegen. Im Hof des Hauses Marktplatz 10 finden wir einen bunt bemalten Treppenturm in Renaissance-Stil. Von der Rathaustraße gelangen wir in den verwinkelten Steinhäuserhof, der noch aus dem Mittelalter stammt.
Eine sehr originelle Sehenswürdigkeit stammt hingegen aus der modernen Zeit: Der Elwetritsche-Brunnen in der Klemmhofpassage. Elwe-was? Haben wir noch nie gehört. Unsere Recherche lehrt uns, dass es sich dabei um Fabelwesen handelt, die auf irgendeine Art durch Kreuzung von Geflügel mit Elfen zustandekommt. Wer mehr wissen will: hier ist der Link zum Wikipedia-Eintrag über Elwetritschen.
Der Brunnen in Neustadt an der Weinstraße ist jedenfalls sehr unterhaltsam anzuschauen. Verschiedene Lebensphasen und Zeitvertreib der Elwetritschen sind plastisch dargestellt. Wir haben unseren Spaß daran.
Wanderung um die Klosterruine Limburg und die Hardenburg
Malerische Ruinen lassen unser Herz höher schlagen. Daher steht fest, dass wir uns die Klosterruine Limburg bei Bad Dürkheim nicht entgehen lassen.
Im 11. Jahrhundert war die Benediktinerabtei eines der bedeutendsten Klöster weit und breit. Es wurden sogar für einige Zeit die Reichskleinodien hier aufbewahrt.
Im 15. Jahrhundert wurde das Kloster um den gotischen Westturm erweitert und im Chor gotische Fenster eingebaut. Schon im 16. Jahrhundert folgte die Zerstörung der Abtei, die im Dreißigjährigen Krieg fortgesetzt wurde. Die Stadt Bad Dürkheim kaufte die bröckelnde Ruine im 19. Jahrhundert und bewahrte sie so vor dem endgültigen Verfall.
Heute ist der verbleibende Bau für Besucher:innen geöffnet. Nur mit dem Himmel als Dach erstreckt sich das Langhaus. Die umfassenden Mauern sowie Chor und Querschiff sind noch relativ gut erhalten.
Nachdem wir durch die Klosterruine Limburg geschlendert sind, suchen wir den Wanderweg. Durch tiefgrünen Wald gehen wir Richtung der Hardenburg. Der Weg führt zunächst hinab ins Tal zum Schlangenweiher. Auf der anderen Seite geht es wieder hinauf, bis wir die mächtigen Mauern der Ruine Hardenburg vor uns sehen. Sie ist eine der größten Burgruinen der Pfalz.
Hoch auf einem Felssporn – wie sich das für eine anständige Burg gehört – thront die zur Festung ausgebaute Burg. Die Mauern, die wir heute sehen, stammen größtenteils aus dem 16. Jahrhundert.
Du kannst die Hardenburg besichtigen. Wohntrakte, Saalbauten und Renaissancegarten geben dir einen Eindruck vom Leben auf der Burg. In der informativen Ausstellung kannst du diesen Eindruck noch vertiefen.
Infos zum Schloss Hardenburg
hier klicken- Adresse: Kaiserlauterer Straße 393, Bad Dürkheim
- Anfahrt ÖPNV: Vom Bahnhof Bad Dürkheim mit Linie SWD 485 bis Haltestelle Hardenburg-Waldschlössel; ca. 10 Minuten Fußweg zur Burg
- Anfahrt PKW: Von Bad Dürkheim B37 in Richtung Kaiserslautern, Schilder Hardenburg folgen. Vom Parkplatz 10 Minuten Fußweg zur Burg
- Öffnungszeiten: Sommer Di – So 10 – 18, Winter Di – So 10 – 17 Uhr
- Eintrittspreise: Erw. 4,50 €, ermäßigt 3,50 €
Da wir unsere Wanderung fortsetzen wollen, verzichten wir für dieses Mal darauf, die Hardenburg zu besuchen. Statt dessen gehen wir weiter durch das große Tor und steigen links auf einem schmalen Pfad in den Wald hinauf.
Du kannst verschiedene gut ausgeschilderte Rundtouren wandern. Wir haben uns für eine 15 Kilometer lange Runde entschieden, die uns an Orten mit drolligen Namen vorbeiführt.
So liegen das Forsthaus Kehrdichannichts und die Reste des Wachturms Murrmirnichtviel an unserer Route. Von dort geht es recht steil bergab und dann wieder aufwärts zum Weißen Stein. Über den Wanderparkplatz Drei Eichen laufen wir zurück zum Ausgangspunkt an der Klosterruine Limburg.
Bad Dürkheim
Die Wein- und Kurstadt Bad Dürkheim ist ein beliebtes touristisches Ziel. Schon bei der Durchfahrt springt uns das Bad Dürkheimer Riesenfass ins Auge, das von einem ebenfalls riesigen Parkplatz umgeben ist. Hier findet im September das große Weinfest “Bad Dürkheimer Wurstmarkt” statt. Das Riesenfass enthält übrigens keinen Wein, sondern ist als Restaurant mit mehreren Ebenen eingerichtet.
Zunächst suchen wir uns ein Café, um uns mit Kaffee und leckeren Kuchen für unsere Wanderung zu belohnen. Das hat schließlich Tradition.
Im gepflegten Kurpark kannst du spazieren gehen und entspannen. Durch den Park fließt das Flüsschen Isenach.
Eine Salinenanlage pumpt salzhaltiges Wasser in eine Holzkonstruktion, von wo es nach unten tropft. Die Soleluft wird durch den Wind im Park verteilt. Sie soll heilende Wirkung, vor allem bei Atemwegserkrankungen, haben.
Am Rand des Kurparks steht die klassizistische Ludwigskirche. In ihr finden wir ein großes Altargemälde von Paul Thalheimer, das 1938 entstand. In der Kreuzigungsszene trägt einer der beiden Verbrecher, die mit Jesus gekreuzigt wurden, die Züge von Adolf Hitler. Da die Nazis offensichtlich nicht auf Kirchenbesuche standen, blieb das damals unentdeckt. Die Darstellung errinnert mich an die Stadtpfarrkirche in Graz, wo auf einem Kirchenfenster Hitler und Mussolini dargestellt sind.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Bad Dürkheim sind die barocke Burgkirche in der Altstadt und die gotische Schlosskirche oberhalb der Isenach.
Neuleiningen
Wenn du auf schöne, historische Orte stehst, empfehlen wir dir unbedingt Neuleiningen zu besuchen.
Neuleiningen ist eines der schönsten Dörfer in der Pfalz. Eine gut erhaltene Stadtmauer zieht sich um den Ort. Der historische Ortskern punktet mit schönen Fachwerkbauten und idyllischen Gassen. Da Neuleiningen auf einem steilen Hang liegt, wurden viele Gassen als Treppen angelegt.
Ganz oben auf dem Hügel liegen sich die gotische Kirche Sankt Nikolai und Burgruine der Grafen von Leiningen gegenüber. Die Burg hat einen quadratischen Grundriss mit vier runden Türmen an den Ecken. Einen der Türme kannst du besteigen und einen fantastischen Rundblick über die Rheinebene genießen.
Natürlich gibt es in dem hübschen Ort zahlreiche Einkehrmöglichkeiten, von Weinstuben bis Restaurants.
Freinsheim
Eine weitere schön erhaltene Altstadt findest du in Freinsheim. Auch dieser Ort ist wegen seines malerischen Flairs touristisch äußerst beliebt. Daher kann es dort voll werden und wir empfehlen einen Besuch zu Nebenzeiten, zum Beispiel frühmorgens.
Wer uns kennt, weiß, dass wir es mit frühmorgens nicht so haben. Daher war es schon Vormittag, als wir in Freinsheim ankamen. Doch das wechselhafte Wetter hatte noch nicht viele Menschen angelockt, so dass wir Glück hatten und den Ort in Ruhe genießen konnten.
Die mittelalterliche Stadtmauer umgibt Freinsheim heute noch auf drei Seiten. Entlang schmaler Gässchen kannst du einen Rundgang entlang der Mauer machen. Die beiden Haupttore der Stadt, das Eisentor im Nordosten und das Haintor im Südwesten sind gut erhalten.
An den größeren Straßen der Stadt liegt ein Weingut neben dem anderen. Der Mittelpunkt von Freinsheim ist der kleine Marktplatz. Das barocke Rathaus mit seinen roten Säulen und der großen Freitreppe ist das Schmuckstück des Platzes. Daneben steht die Evangelische Kirche mit mittelalterlichem Kirchturm und barockem Kirchenschiff.
Überall in Freinsheim findest du kleine Läden, wo du hübschen Schnickschnack kaufen kannst. Über einen Mangel an Einkehrmöglichkeiten können wir uns auch nicht beklagen.
Wir haben Freinsheim am letzten Tag unseres Kurzurlaubs in der Pfalz besucht. Es war ein schöner, stimmungsvoller Abschluss unserer Reise.
Noch mehr Infos zu Freinsheim findest du auf Heikos Blog People Abroad.
Sehr schöner Bericht über die Pfalz. Eigentlich ist sie gar nicht so weit weg und doch war ich erst einmal dort. Vielleicht sollte ich mir diesen Artikel zu Herzen nehmen und die Pfalz erobern.
Liebe Grüße
Liane
Danke dir!
Stimmt, von Mainz aus ist es ja wirklich ein Katzensprung. Dann nichts wie los und unbekanntes Terrain erobern!
Liebe Grüße
Gina und Marcus
Hallo ihr beiden, ok, ich hatte die Pfalz bisher nicht auf dem Schirm. Aber Schlösser, Ruinen und lustige Dorfbrunnen begeistern mich und daher werde ich gleich mal recherchieren, wie weit das von uns weg ist. Es scheint mir alles hundetauglich zu sein und da der Sommerurlaub dieses Jahr auch wieder Zuhause stattfindet, könnte ein Ausflug in die Pfalz eine sehr gute Idee sein. Danke für die Inspiration
Hallo Simone,
die Pfalz ist auch eher zufällig auf unseren Radar geraten. Eigentlich erstaunlich, denn es gibt dort so viele tolle Sachen zu sehen oder zu unternehmen. Vor allem Schlösser und Ruinen gibt es gefühlt auf jedem Hügel, und davon hat die Pfalz reichlich.
Liebe Grüße
Gina und Marcus
Ich habe mal gar nicht so weit weg gewohnt. Leider habe ich es nie in eine der aufgeführten Städte geschafft. Aber ich will unbedingt einmal zum Hambacher Schloss.
Hi Tanja,
das ist ja oft so, dass man die Dinge in der näheren Umgebung gar nicht kennt, weil man den Besuch immer aufschiebt. Das Hambacher Schloss lohnt sich auf jeden Fall.
Viele Grüße
Gina und Marcus
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