Aktualisiert am 17/07/2024 von Gina
Du wachst morgens in deinem kuscheligen Bett auf, schaust durchs Fenster auf das nahegelegene Meer oder eine grandiose Berglandschaft. Ein Traum? Nein, ganz und gar nicht. Und das Beste daran: Du hast das Bett selbstgebaut.
Der Bau eines Bettes in deinem Camper ist nicht nur eine Frage der Praktikabilität, sondern drückt auch deine Persönlichkeit und deinen Lebensstil aus. Es ist eine Chance, deinem mobilen Zuhause eine individuelle Note zu verleihen und sicherzustellen, dass du überall, wo du hinfährst, gut schläfst.
Wir zeigen dir hier wie du die für dich geeignete Schlafstätte im Camper recht einfach nachbauen kannst.
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Was du vorher überlegen solltest
Anfangs gibt es einige Fragen zu beantworten:
- Wie lang und wie breit soll dein Bett sein?
- Wie hoch soll die Liegefläche sein?
- Hast du unter dem Bett deinen Stauraum oder nutzt du das Bett tagsüber als Couch?
- Möchtest du lieber ein Querbett oder ein Längsbett?
- oder zwei Längsbetten oder gar ein Stockwerkbett?
So soll unser Bett aussehen
Hier kannst du nachlesen was sich aus der Beantwortung der Fragen für uns ergeben hat. Du bekommst dadurch eine Vorstellung, wie du das Projekt Bettbau beginnen kannst.
Unsere Erfahrungen aus Australien und Neuseeland
Während unserer Reisen mit Kermit 1 in Australien und Kermit 2 in Neuseeland hatten wir ein superbequemes Bett. Das mussten wir jeden Abend aus der Sitzgruppe bauen. Geht zwar schnell, ist jedoch lästig.
Unsere Anforderungen an unser Bett im Camper
Daher möchten wir ein Festbett. Da unser Kastenwagen sechs Meter lang ist, wird ein Längsbett zuviel Platz brauchen – zumal wir auch den Einbau einer Dusche im Van einplanen. Wir entscheiden uns daher für ein Querbett. Wir sind beide groß (über 180cm) und brauchen eine Liegefläche von mindestens 190cm x 140cm.
Der Citroën Jumper ist ebenso wie ein Fiat Ducato oder Peugeot Boxer recht breit. Diese Baureihe erlaubt bei uns ein Querbett hinten im Heck mit einer Liegelänge von knapp 2 Metern.
Die Höhe unseres Bettes ist vorgegeben durch unseren 100 Liter Frischwassertank, der als Radkastentank unters Bett passen muss. Das Bett wird also knapp darüber positioniert und erlaubt so noch einen recht einfachen Einstieg und trotzdem eine ausreichende Kopffreiheit beim Sitzen auf dem Bett.
Materialien und Werkzeuge für den Bau des Bettes im Camper
Für unser Projekt haben wir uns entschieden, ausschließlich Materialien zu verwenden, die sowohl langlebig als auch leicht zu beschaffen sind. Neben Multiplexplatten und Latten aus Holz, haben wir uns für hochwertige Schrauben und Schwerlastwinkel aus Stahl entschieden. Diese Materialien garantieren eine solide Konstruktion, die den täglichen Belastungen des Reiselebens standhält.
Zu den Werkzeugen, die du benötigen wirst, gehören neben der Nietmutternzange, ein Akkuschrauber, eine Kreissäge für die Anpassungen der Holzteile und natürlich ein Maßband.
In der folgenden Liste findest du die von uns verwendeten Materialien und Werkzeuge.
Schritt-für-Schritt-Anleitung im Schnelldurchgang
Folgende Schritte haben sich bei unserem Bettbau im Camper als nützlich erwiesen.
Planen und Messen: Nimm genaue Maße deines Fahrzeugs und plane die Position des Bettes. Berücksichtige dabei alle Einbauten und notwendigen Freiräume.
Seitenwände vorbereiten: Dämme die Seitenwände mit Armaflex und klebe den Filz auf. Dies sorgt nicht nur für eine angenehme Haptik, sondern auch für eine gute Isolation.
Rahmen konstruieren: Beginne mit der Anbringung der Multiplexplatten an den Seitenwänden. Diese dienen als Basis für die Längslatten und damit als Grundgerüst deines Bettes.
Längslatten und Stützen montieren: Befestige die Längslatten an den Multiplexplatten und sorge mit den Holzstützen für zusätzliche Stabilität.
Lattenrost anpassen: Kürze deinen Lattenrost entsprechend und sichere ihn auf den Längslatten. Achte darauf, dass er nicht verrutscht und stabil liegt.
Matratze auswählen: Wähle eine Matratze, die deinen Komfortansprüchen gerecht wird, und passe sie gegebenenfalls an die Größe deines Bettes an.
Die einzelnen Schritte beschreiben wir nun detailliert.
Kopf- und Fußende mit blauem Filz gestalten
Bevor wir in die Konstruktion des Bettgestells einsteigen überlegen wir, wie wir die Seitenwände am Kopf- und Fußende verkleiden. Eine Verkleidung mit dicker Dämmung (Armaflex 19mm) und Holzwand würde uns zu viel Liegelänge nehmen.
Daher entscheiden wir uns dafür die Seitenwände mit nur 6mm dickem Armaflex zu dämmen und darauf einen Filz zu kleben. In den gängigen Shops finden wir nur Filz in mehr oder weniger tristen Grau- und Schwarztönen. Wir lieben es, Farbe in unser Heim zu bringen. Daher haben wir lange gesucht und sind endlich auf ein mittleres Blau gestoßen, das uns direkt zusagt.
Der Filz ist in allen Richtungen elastisch, so dass wir ihn gut an die Kurven der Karosserie anpassen können. Nach wir ihn zugeschnitten haben, bringen wir ihn mit einem geeigneten Sprühkleber auf. Das geht erfreulich einfach.
So wird unser Bett im Camper stabil
Jetzt geht es an die Auswahl der Materialien, die du beim Bettbau verwenden kannst. Magst du lieber Holz oder Metall oder ein Mix daraus? Wir haben uns für eine reine Holzkonstruktion entschieden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie du die Konstruktion ausführen kannst. Steht das Bett auf Stützen am Boden oder hängt es an Aufnahmen an den Seitenwänden des Fahrzeuges?
Wir haben es so gemacht: An den Querholmen des Vans schrauben wir im Abstand von 70 Zentimetern mit M8 Nietmuttern drei Holzplatten aus Multiplex (18mm) in Betthöhe fest. An diesen bringen wir später die Längslatten auf angeschraubten Metallwinkeln an.
Zwischen die Multiplexplatten und das Blech kleben wir dünne Armaflexstreifen (3 mm). Das verhindert, dass es später quietscht und knarzt, wenn sich Holz auf Blech bewegt.
An die Multiplexplatten schrauben wir die Winkel für die Längslatten des Bettes. Insgesamt sind es vier Latten für zwei einzelne Lattenroste. Du kannst auch einen großen Lattenrost für zwei Personen nehmen, dann kannst du dir in der Mitte eine Längslatte sparen. Bedenke, dass ein einzelner breiter Lattenrost beim Einbau recht unhandlich ist und viel Platz braucht.
Nachdem die Latten an den Fahrzeugwänden befestigt sind kommt in Drittel-Abständen jeweils eine Holzstütze unter jede Längslatte. Dies dient der Verteilung des Gewichts auf den Latten. Die Holzstützen haben wir mit Metallwinkeln oben an den Längslatten und unten am Boden befestigt.
Trick 17 für’s Arbeiten mit der Nietmutternzange
Für die Befestigung der Nietmuttern haben wir uns extra eine Nietmutternzange gekauft. Diese kommt auch bei anderen Befestigungen von Möbeln an der Karosserie – wie Oberschränken, Küche oder Dusche – zum Einsatz.
Da unsere nicht hydraulische Nietmutternzange über recht kurze Griffe verfügt, ist je nach Nietmutterngröße und –material ordentlich Muskelkraft gefragt. Die ist bei uns anscheinend nicht immer ausreichend. Also muss der Grips den Bizeps unterstützen.
Wir besorgen uns im Baumarkt zwei passende Gewinderohre ¾ Zoll, die wir bei Bedarf auf die Griffe der Nietmutternzange schieben. So vergrößern wir den Hebelarm und damit die Kraft. Bisher hat diese Methode sehr gut funktioniert.
Unser Lattenrost
Als Lattenrost haben wir uns zwei einzelne Rollroste gekauft. Da diese mit zwei Metern zu lang sind, haben wir sie um jeweils zwei Querlatten gekürzt. Bei unserem Lattenrost halten zwei Nylonschnüre die Latten zusammen. Die Schnüre laufen durch Löcher der Latten und sind am hinteren Ende durch Knoten gegen verrutschen gesichert. Sind die beiden letzten Latten entfernt, fehlen die Knoten und und die letzte Querlatte hat keinen Halt mehr.
Um zu verhindern, dass diese über die Schnur herausrutscht haben wir einfach Quetschverbinder aus der Elektrokiste genommen. Diese haben wir über die Schnurenden geschoben und verpresst. Das hält die Latten sicher in Position. Wir haben dann jede dritte Latte vom Lattenrost auf den Längslatten des Bettes verschraubt. So kann der Lattenrost seitlich nicht verrutschen und stabilisiert das Bett nochmals.
Die Matratze für unser Bett im Camper
Bei der Auswahl der Matratze haben wir auf die Dicke geachtet. Sie soll nur so dick wie nötig sein und so dünn wie möglich.
Gängige Kaltschaummatratzen kannst du gut in der Länge und in der Breite schneiden und damit den genauen Maßen deines Bettes anpassen. Wir haben davon Abstand genommen, denn eine handelsübliche Matratze von 200 cm x 140 cm passt so gerade. Unsere Matratze ist 14 cm dick und erlaubt uns einen super Schlafkomfort. Allerdings solltest du die Dicke deinen Bedürfnissen anpassen.
Da wir ein Standardmaß bei der Matratze gewählt haben, können wir auch das Spannbetttuch in Standardmaßen nehmen. Das spart Kosten und Mühe beim Suchen.
So machen wir unsere Schlafkoje noch gemütlicher
Um unser Schlafzimmer vom Wohnbereich abzugrenzen, haben wir uns schicke Verdunkelungsvorhänge besorgt. Die gibt es in unterschiedlichen Farben, und selbst die hellen Vorhänge halten das Licht perfekt ab. Wir haben eine schmale Vorhangschiene unter der Decke befestigt, an der der Vorhang hängt. Bei Bedarf können wir ihn rasch auf- und zuziehen. Damit bekommt unser Schlafzimmer ein kuscheliges Höhlenfeeling. Außerdem stören wir uns nicht gegenseitig, wenn einer noch länger aufbleiben möchte als der andere.
An der Hecktüre haben wir einen leichten Vorhang angebracht, der den Blick auf die noch nackten Hecktüren verdeckt und bei geöffneten Türen als Mückenschutz dient. Ein zweiter Thermovorhang schützt in kalten Nächten vor Zugluft durch die Hecktüren.
Damit wir in unserer Höhle bei Bedarf auch lesen können, haben wir über jedem Kopfende eine Leselampe angebracht.
Weitere Tipps für den Bettbau im Camper
Belüftung: Achte darauf, dass unter deinem Bett ausreichend Luft zirkulieren kann, um zu verhindern, dass sich Schimmel bildet. Wenn du statt eines Lattenrostes eine Holzplatte wählst, hast du nicht genug Ventilation. Du solltest die Platte mit ausreichend großen Löchern versehen, um die Luftzirkulation zu gewährleisten.
Stauraumnutzung: Plane den Raum unter deinem Bett sinnvoll als Stauraum. Wir haben von der Hecktür aus einen Schwerlastauszug gebaut. Darauf bekommen wir vier große Kisten unter. Von der Wohnraumseite bauen wir einen Schubladenschrank für Vorräte und Küchenutensilien.
Beleuchtung: Deckenleuchten machen den Schlafbereich hell und sorgen für Überblick beim Aufräumen. Die LED-Leselampen geben gezieltes Licht zum Lesen.
Persönliche Note: Verwende Stoffe und Materialien, die dir gefallen, um deinem Bett einen persönlichen Touch zu verleihen. Ob bunte Kissen, kuschelige Decken oder dekorative Elemente, gestalte deine Schlafhöhle so, dass du dich wirklich zuhause fühlst.
Der Bau deines eigenen Camper Bettes ist ein Projekt, das nicht nur handwerkliches Geschick erfordert, sondern auch Kreativität und Vorstellungskraft. Es gibt dir die Freiheit, deinen Schlafplatz genau nach deinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten.
Folge diesen Tipps und Anleitungen, um dein Projekt erfolgreich umzusetzen und genieße die Zufriedenheit, die es mit sich bringt, in einem Bett zu schlafen, das du selbst gebaut hast.
Liebe Gina, lieber Marcus,
Richtig cool, Eure Schlafhöhle! Da macht Ihr bestimmt umso lieber Pausen beimReisen!
Kleine Anmerkung Physik Klasse 7: mit längeren Hebelarmen bei Eurer Nietmutternzange habt ihr nicht die Kraft vergrößert (Eure Muskelkraft bleibt dieselbe), sondern das Drehmoment Eurer Zange:-)!
Liebe Grüße aus Thailand,
Eure Elke
Liebe Elke,
Freut uns, dass Dir unsere Schlafhöhle gefällt. Wir schlafen richtig gut darin.
Du hast natürlich recht, dass sich bei Verlängerung der Hebelarme bei gleichem Krafteinsatz das Moment erhöht. Für eine einfache Vorstellung sprechen wir jedoch weiterhin von der Erhöhung der Muskelkraft.
Liebe Grüße aus dem regnerischen Neuss
Gina und Marcus
Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn sich jemand den Van etc. selbst ausbaut! Gerade wenn man etwas speziellere Wünsche hat, ist es halt perfekt, wenn man selbst genug handwerkliches Geschick besitzt.
Ich hätte zunächst nicht gedacht, dass ihr so eine große Liegefläche unterbringt!
Liebe Christine,
ja, das stimmt, beim Selbstausbauen können wir unsere individuellen Wünsche verwirklichen. Und unser handwerkliches Geschick entwickelt sich während des Ausbaus. Wir haben da nicht so wirklich viel Vorkenntnisse mitgebracht. Die Hauptsache ist, sich etwas zu trauen.
Viele Grüße
Gina und Marcus
Holla, das habt ihr euch ein schönes Nest für den Urlaub gebaut. Ich stelle es mir traumhaft vor, wenn man morgens die Hecktüre aufmacht und den Sonnenaufgang genießen kann
Danke für deinen Kommentar!
Ja, das ist schon toll, morgens aus dem Bett in die Natur schauen zu können.
Auch wenn wir eher nicht Team Sonnenaufgang sind 😉
Viele Grüße
Gina und Marcus
Eine super Idee mit dem Umbau und es sieht auch sehr gemütlich aus. Darf ich fragen wie lange ihr für den Umbau gebraucht habt?
Hallo Lara, freut uns, dass Dir der Umbau gefällt. Wir habe insgesamt eineinhalb Jahre gewerkelt, zwischendurch waren wir dann schon in unterschiedlichen Ausbaustufen mit Balu unterwegs. Jetzt sind noch Kleinigkeiten und Verbesserungen an der Reihe, bevor wir im April ins Vollzeit Vanlife starten. LG Gina und Marcus
Ich finde deinen Artikel wirklich inspirierend, insbesondere die Idee, ein Bett im Camper selbst zu bauen! Es ist toll, wie du den praktischen Aspekt mit der individuellen Gestaltung verbindest. Was war deine größte Herausforderung beim Bau deines eigenen Bettes?
Das Bett war so das erste, was wir gebaut haben. Die Befestigungen am Fahrzeug waren für uns erstmal kompliziert. Wir wussten ja auch nicht, wie stabil es gebaut werden muss, damit es hält. Mittlerweile ist es im täglichen Gebrauch und erfüllt unsere Ansprüche zu 100%
LG Gina und Marcus