Aktualisiert am 22/02/2023 von Gina

*Werbung/Bloggerreise*
Viele kennen den Ausflugsort Cochem an der Mosel. Zahlreiche Besucher lockt Cochem mit seiner alten Reichsburg, der gut erhaltenen Altstadt oder traumhaften Wanderwegen. Wenn ich jedoch vom Bundesbankbunker erzähle, ernte ich erstaunte Blicke und Schulterzucken. Den kennt kaum jemand. Auch wir hatten vor unserem Besuch in Cochem noch nichts über diesen Bunker gehört. Aber was ist das überhaupt?
Vom hübschen „Hotel Vintage am Bundesbankbunker“ gelangt man über eine Treppe hinterm Haus zum Bunkereingang. Das Hotel war seinerzeit als Bundesbank-Schulungszentrum getarnt. Zahlreiche Banker kamen hierher, um sich fortzubilden. Doch keiner von ihnen kannte das Geheimnis des Gebäudes. Durch eine kleine unscheinbare Kammer nämlich konnte man vom Hotel in den Bunker hinein- oder herausgelangen, ohne gesehen zu werden.
Außenansicht Hotel Vintage

Das ehemalige Schulungszentrum ist heute ein komfortables Hotel

Wir stehen mit einigen anderen Leuten am offiziellen Eingang des Bundesbankbunkers. Heute hat dieser eine helle und freundliche Glas- und Metallfassade, früher jedoch gab es nur ein dunkles, zweiflügeliges Stahltor, durch welches Geld, Inventar und wohl auch der Bauaushub geschafft wurde.

Uns erwartet eine eineinhalbstündige hochinteressante Führung mit der Reise in eine spannende Vergangenheit.

Geschichte des Bundesbankbunkers

In den sechziger Jahren während des kalten Krieges wurde hier 30 Meter unter der Erde ein 1500 m² großer Bunker gebaut. Vor der Bevölkerung geheim gehalten lagerten 15 Milliarden D-Mark einer Ersatzwährung. Diese sollte die D-Mark ersetzen, falls große Mengen aus dem Ostblock eingeführten Falschgeldes die Währung straucheln lassen sollten.
Aber jetzt geht es erst mal hinein in das Gebäude und 30 Meter unter die Erde. Während damals ein versteckter Aufzug den Transport nach unten übernahm, gehen wir die Treppen herunter. Puh, ganz schön kühl hier. Unten an der Treppe stehen wir dann vor einer ersten dicken Tresortür.  Dahinter eröffnet sich ein langer schmaler Gang, an dessen Decke Rohrleitungen und Kabelkanäle entlangführen. Die elastischen Aufhängungen und Verbindungen zeigen, dass der Bundesbankbunker erdbebensicher gebaut wurde.

Als nächstes kommen wir an mehreren Räumen vorbei, die vom Gang abgehen. Eine Schleuse und ein Dekontaminationsraum mit Dusche und lebensgroßer Puppe im Schutzanzug zeigen, dass der Bundesbankbunker auch einem radioaktiven Fallout widerstehen sollte. Überhaupt hatte man das Moseltal als Standort gewählt, da im Falle eines atomaren Angriffs eine mögliche radioaktive Wolke durch die umliegenden Berge am Hinüberziehen gehindert würde. So stellte man sich das zumindest vor.

Gruselig: Puppe mit Schutzanzug

Gruselig: Puppe mit Schutzanzug

70 Personen des Personals hätten im Ernstfall im Bunker zwei Wochen überleben können. Dafür bot der Bundesbankbunker neben den Tresorräumen auch Ess- und Schlafräume, eine Trinkwasserversorgung durch einen Brunnen, Generatoren mit Dieselvorräten und eine Sand-Luftreinigungsanlage.

Wir setzen unseren Marsch durch den Gang fort. Es geht wieder eine Treppe hoch. Ich habe bereits die Orientierung verloren. Wir gelangen in einen Essraum mit komplett ausgestatteter Küche und in einige Arbeiträume mit Schreibtischen, Telefon- und Telexanlagen. Das Telex funktioniert noch und rattert beim Einschalten wie eine alte elektrische Schreibmaschine. Hier wäre im Ernstfall die Schaltzentrale eingerichtet worden, von der aus die Ersatzwährung innerhalb von zwei Wochen in Deutschland verteilt werden sollte.

Alte Telex-Geräte

Unkaputtbare Technik

Weiter geht es durch den Bürotrakt. Kurz darauf befinden wir uns in einem riesigen Treppenhaus mit Wendeltreppe. Hier geht es hoch zum Notausgang, der in einer kleinen Hütte gut getarnt im Wald endet.

Das Herz des Bundesbankbunkers

Wieder geht es einen Stock runter. Dort gehen wir durch eine acht Tonnen schwere Tresortür. Diese ist durch drei Schlösser gesichert, die nur durch die Schlüssel von drei extra nach Cochem angereister Personen geöffnet werden konnte. Dann stehen wir im Herzen des Bunkers, den Tresorräumen. Hinter Gittern sehen wir Kisten und Säcke mit Geld, auf jedem Gebinde steht der Wert. Auf einigen Säcken steht 2 Millionen DM, unvorstellbar viel für die damalige Zeit. Regelmäßig wurde der Bestand des Geldes kontrolliert und niedergeschrieben. Gegen unbefugtes Eindringen waren Anlagen installiert, die Geräusche bzw. Erschütterungen wahrnahmen und gegebenenfalls die örtliche Polizei alarmierte. Doch auch die Polizei hatte keine Ahnung, was sie hier bewachte.
Lagerräume für die Ersatzwährung

Lagerräume für die Ersatzwährung

In den Tresorräumen lagert immer noch ein kleiner Rest der Ersatzwährung, die der damaligen DM recht ähnlich sieht.

50-DM-Schein Version der Ersatzwährung

Im Vergleich: Original DM-Schein und die geplante Ersatzwährung

1988 wurde die Notstandswährung nicht mehr benötigt und weitgehend  vernichtet. Plötzlich stand der Bundesbankbunker leer. Nach einem Intermezzo, bei dem eine örtliche Bank die Räumlichkeiten für ihre Schließfächer nutzte, ist der Bunker seit wenigen Jahren in privater Hand und wurde aufwändig in ein Museum umgewandelt.

Fragen über Fragen…

Am Ende der Führung bleiben viele Fragen offen. Wie konnte man den Bau des Bunkers vor der Bevölkerung verheimlichen? So wurde der Bunker doch mit schwerem Gerät und unter Zuhilfnahme von Sprengungen gebaut. Und das auch nicht von heute auf morgen.
Als die Anwohner sich zunehmend über den Lärm beschwerten, lud man sie zu einer Informationsveranstaltung in die Räume der Bundesbank-Schule ein. Es wurde ihnen erklärt, dass hier ein Atomschutzbunker für die 70 Personen, die die Schule besuchten gebaut würde. Außerdem böte der Bunker noch Platz für weitere 100 Nachbarn. In ihrem eigenen Interesse sollten sie Schweigen darüber bewahren, da Cochem auch Anfang der 1960er Jahre schon 5000 Einwohner hatte.  Ich frage mich ob nicht jemand in weinseliger Stimmung das Geheimnis ausgeplaudert hat oder wie man die Leute wirklich zum Schweigen brachte.
Gibt es denn heute noch Zeitzeugen? Der Bau wurde zwischen 1962 und 1964 von der Firma Hoch-Tief  durchgeführt. Ein damals 20-jähriger Mitarbeiter wäre heute 75 Jahre alt. Nicht unwahrscheinlich, mit diesem noch sprechen zu können. Aber scheinbar findet sich niemand, der dazu etwas sagen will oder kann.
Geheimakten jeglicher Art werden hier in Deutschland nach 30 Jahren freigegeben. 30 Jahre nach der Schließung des Bundesbankbunkers im Jahre 1988 wäre 2018. Ich bin gespannt ob die Akten von diesem Bunker jemals geöffnet oder ob sie gleich dem Schredder zugeführt werden. Was mich in dieser Nacht nicht hat schlafen lassen: Welche Geheimnisse hat die Bundesregierung heutzutage? Ein Buch mit sieben Siegeln. Auf jeden Fall war der Besuch im Bunker für uns ein Highlight des Cochem-Wochenendes.

Infos für den Besuch des Bundesbankbunkers

  • Öffnungszeiten: April – Oktober 11:00 – 15:00, im Winter siehe Homepage www.bundesbank-bunker.de/
  • Führungen: zwischen 11 und 15 Uhr (letzte Führung) zu jeder vollen Stunde. Der Bundesbankbunker kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Warm anziehen, im Bunker herrschen mit 15 Grad recht frische Temperaturen!
  • Eintrittspreise: Erwachsene 10 Euro, Kinder ab 12 Jahren 5 Euro, Familienkarte 23 Euro
  • Adresse: Bundesbankbunker Cochem, Am Wald 35, 56812 Cochem-Cond
  • Übernachtung: Untergekommen sind wir im sehr empfehlenswerten Hotel Vintage am Bundesbankbunker, Brauselaystraße 5-7, 56812 Cochem. Dieses bietet moderne, sehr schöne Zimmer, das Frühstück war super und das Personal ist sehr freundlich

Offenlegung: Unser Besuch im Hotel Vintage und im Bundesbankbunker fand im Rahmen einer Bloggerreise auf Einladung der Mosellandtouristik statt.