Aktualisiert am 05/08/2020 von Gina
Burg Bardi oder Schloss Bardi, auf italienisch Castello di Bardi, thront über dem kleinen, gleichnamigen Örtchen Bardi. Ein Ausflug zu dem mittelalterlichen Gemäuer ist eine lohnenswerte Alternative zu überlaufenen Touristenorten. Hier kann man stundenlang durch die Festung streifen und sie auf eigene Faust entdecken.
Kurvenreiche Anfahrt zur Burg Bardi
Von unserem Ferienhaus in der Nähe von Borgo Val di Taro geht es über kleine, kurvige Straßen zunächst Richtung Bedonia. Im nächsten Ort entdecken wir einen Wegweiser Richtung Burg Bardi und biegen auf eine noch kleinere Nebenstraße ab. In zahlreichen Serpentinen zieht sich der Weg die Höhen der Apeninnen hinauf und hinunter. Nur selten kommt uns ein anderes Fahrzeug entgegen. Schließlich können wir die Burg auf einem schroffen Felsen erkennen. Als trutzige Festung bewacht sie den Ort Bardi.
Besichtigung von Schloss Bardi
Durch schmale, verwinkelte Gassen Bardis folgen wir dem Wegweiser zum „Castello“.
An dem kleinen Kassenhäuschen erwerben wir unsere Tickets. Der Weg führt uns durch einen schmalen Verteidigungsgang ins Schloss Bardi hinein. Wir erreichen einen grasbewachsenen und mauerumwehrten Platz, auf dem in früheren Zeiten Artilleriegeschütze die Burg Bardi verteidigten. Von hier aus haben wir einen weiten Blick auf die umliegenden Berge und das breite Flusstal des Ceno tief unter uns. Wolkenfetzen hängen wie Streifen von Zuckerwatte an den Berghängen.
Jetzt erst geht es durch das eigentliche Tor ins Schloss hinein. Die ehemalige Zugbrücke ist heute ein fester Steg, die Pechnasen über dem Tor sind noch gut zu erkennen. Dahinter befindet sich die Wachstube, von zwei rostigen Kameraden bewacht. Einige archaische Waffen wie Morgensterne und Beile sind ausgestellt.
Streifzug durch die Burg
Wir können uns völlig frei über das Gelände bewegen. Es gibt keinen festgelegten Rundgang, keine Absperrungen. Mit dem groben Plan in der Hand, den es zu den Eintrittskarten gab, identifizieren wir die Funktionen verschiedener Räume. So streifen wir auf eigene Faust durch Gänge und über Treppen, hierhin und dorthin. Wir fühlen uns wie die Entdecker von Schloss Bardi, zumal wir fast die einzigen Besucher sind.
Wir finden den Eiskeller, in dem für den Fall der Belagerung der Burg Bardi Lebensmittel frisch gehalten wurden. Der Paradeplatz bot Raum zum Exerzieren. In einem Turm sind Gefängniszellen untergebracht, eiserne Ketten hängen von den Wänden. Bei genauem Hinschauen können wir Inschriften erkennen, die ehemalige Gefangene in den Stein geritzt haben.
Die verschiedenen Ebenen von Schloss Bardi sind verschachtelt und weitläufig. Es macht viel Spaß, sie zu erkunden und immer wieder großartige Ausblicke, ob auf das Dorf Bardi oder die Landschaft drum herum zu genießen.
Die Museen in Schloss Bardi
Verschiedene Ausstellungen sind in den Innenräumen von Schloss Bardi zu bewundern. Vom Ehrenhof aus betreten wir die Räume des Fürsten, die alte Einrichtungen zeigen. Es gibt auch ein Grimaldi-Zimmer, in dem einst eine eheliche Verbindung mit dem Fürstentum Monaco besiegelt wurde.
In den oberen Räumen zeigt eine naturkundliche Ausstellung viele präparierte Tiere der Region. So viel wir mit unserem rudimentären Italienisch verstehen, geht es um Wilderei. In einigen Schaukästen ist dargestellt, welche unterschiedlichen Fallen benutzt wurden.
Weiterhin zeigt eine archäologische Ausstellung Funde aus prähistorischer Zeit. Die Beschriftungen sind ebenfalls nur auf italienisch. Wir verstehen immerhin, dass es um Neanderthaler geht. Ein Plakat, das die Begegnung eines Neanderthalers mit einem Mädchen der heutigen Zeit zeigt, ist uns aus dem Neanderthalmuseum bei Düsseldorf bekannt.
Das Heimatmuseum zeigt das Leben in Bardi und Umgebung im vorletzten Jahrhundert. Einrichtungsgegenstände und Werkzeuge veranschaulichen, wie die Einwohner ihren Alltag bewältigt haben.
Der Wehrgang von Schloss Bardi
Ein weiterer Höhepunkt ist der Spaziergang über den Wehrgang. Im Uhrturm geht es über ein steiles und enges Treppenhaus nach oben. Wir erreichen den überdachten Wehrgang, der um drei Seiten um die Burg Bardi führt. Weit schweift der Blick über die Hügel der Apeninnen, unter uns liegen die Dächer von Bardi. Zwei rustikale Ecktürme bieten fantastische Aussichten zu mehreren Seiten.
Natürlich darf in einer mittelalterlichen Burg das Grauen einer Folterkammer nicht fehlen. Malerisch begrüßt uns ein Skelett in einem von der Decke hängenden Käfig. Alles mögliche an den üblichen Folterwerkzeugen ist vorhanden und wird anschaulich erklärt. Wer’s mag…
Auch die Folterkammer ist vom Wehrgang aus zugänglich. Merkwürdig, ich hatte gedacht, gefoltert würde immer im Keller. Noch merkwürdiger ist, dass die Küche von Schloss Bardi unmittelbar neben der Folterkammer liegt. Der Innenarchitekt, der sich das ausgedacht hat, muss einen schrägen Humor besessen haben.
Das Dorf Bardi
Nach mehreren Stunden Rundgang auf Schloss Bardi gönnen wir uns eine Pause in einem kleinen Café in Bardi. Bei köstlich duftendem Café Macchiato und knusprigem Blätterteiggebäck beobachten wir das Leben um uns. Hier herrscht keine Hektik, alles wird mit Ruhe erledigt und Zeit für einen kleinen Schwatz ist immer. Im Wintergarten des Cafés sitzen alte Männer bei einem Glas Weißwein und diskutieren italienisch temperamentvoll.
Geschäfte säumen die Gassen, Bäckereien, Metzgereien und kleine Lebensmittelläden bieten ihre Waren an. Schöne alte Steinhäuser mit kunstvoll gearbeiteten Balkonen und blumengeschmückten Fenstern prägen das Bild. Ein kleiner Springbrunnen plätschert auf einem dreieckigen Platz mit dem Regen um die Wette.
Infos zu Schloss Bardi
- Homepage: Die Homepage von Schloss Bardi bietet viele Informationen, allerdings nur auf italienisch
- Lage: Bardi liegt etwa eine gute Stunde Autofahrt von Parma entfernt. Von Piacenza aus ist man anderthalb Stunden, von La Spezia zwei Stunden unterwegs. Adresse: Piazza Castello 1 – 43032 Bardi (Pr)
- Eintrittspreise: Erwachsene 6 Euro, Kinder bis 14 Jahre 3,50 Euro
- Öffnungszeiten: Die Öffnungszeiten sind etwas erratisch und für jeden Monat unterschiedlich. Dezember, Januar und Februar bleibt Schloss Bardi außer zu besonderen Events geschlossen. Im März Samstag 14 – 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 – 18 Uhr. April und Mai Samstag, Sonn- und Feiertage 10 – 19, Wochentage 14 – 17 Uhr. Juni Samstag, Sonn- und Feiertage 10 – 19 Uhr, Wochentage 14 – 19 Uhr. Juli täglich 10 – 19 Uhr. August Wochentage 10 – 19, Feiertage 10 – 20 Uhr. September Wochentage 14 – 19 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage 10 – 19 Uhr. Oktober Donnerstag und Freitag 14 – 17 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage 10 – 18 Uhr. Am besten, vor dem Besuch nochmal informieren, auf der Homepage unter dem Punkt „Orari di Apertura“ zu finden.
Guckst du dir auch gerne alte Burgen und Schlösser an? Dann schau doch mal bei Elena. Sie nimmt dich mit zum Schloss von Ferrara. Auch viele andere Italien-Highlights findest du auf ihrem Blog.
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