Aktualisiert am 17/06/2024 von Gina
Chiusi liegt am Rand der Toskana und ist ein Geheimtipp für alle, die an der Geschichte der Etrusker interessiert sind. Aus diesem Grund kam Chiusi auf die Liste unserer Toskana-Reiseziele.
Heute ist Chiusi ein kleiner Ort mit etwas über 8000 Einwohnern. Zur Zeit der Etrusker war es eine mächtige Stadt, die im 7. Jahrhundert vor Christus dem etruskischen Zwölf-Städte-Bund angehört hatte. Von der Bedeutung des Ortes zeugen die vielen Grabfunde und einige große Gräber, die besichtigt werden können.
Wie so viele Orte in der Toskana liegt auch Chiusi malerisch auf einem Hügel. Dieser besteht aus Tuffstein, den schon die Etrusker mit einem Kanalsystem und Gängen und Höhlen versehen haben. Daher gibt es in Chiusi einige unterirdische Sehenswürdigkeiten zu bestaunen.
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Das Archäologische Nationalmuseum
Wir kommen am späten Nachmittag in Chiusi an. Gleich am Anfang des Ortes, gegenüber der Kathedrale liegt das im klassizistischen Stil erbaute Nationalmuseum. Zu unserer Überraschung ist es bis 20 Uhr geöffnet. So beginnen wir unseren Besuch in Chiusi damit, das Museum zu besichtigen. Das Museum zählt zu bedeutendsten Ausstellungen für etruskische Kunst in Italien.
Die meisten Ausstellungsstücke stammen aus den Grabungen rund um den Ort. Vor allem aus der Glanzzeit der Etrusker im 6. und 7. Jahrhundert vor Christus sind zahlreiche Exponate zu bewundern.
Kunstvoll gefertigte Urnen, die im Lauf der Zeit die Grundform von rund auf rechteckig änderten. Grabbeigaben und Skulpturen bieten einen kleinen Einblick in diese frühgeschichtliche Zeit. Griechische Keramiken zeugen von dem Handel, der betrieben wurde. Die griechischen Kunstformen beeinflussten auch die Gestaltung der etruskischen Stücke.
Das Museum hat zwei Etagen. Alle Vitrinen sind auch auf Englisch beschildert, so dass wir alles gut verstehen können. Die Infotafeln geben einen Überblick über Zusammenhänge, Herstellungstechniken und vieles mehr.
Außer uns ist kaum jemand im Museum unterwegs. Sehr engagiert erleben wir das Museumspersonal, die gerne den Interessierten weitere Infos geben. Allerdings sprechen sie nur Italienisch. Da die Dame, die uns die etruskischen Urnen im Untergeschoss erklärt, sehr langsam und deutlich spricht, gelingt es uns die Zusammenhänge zu verstehen.
Modelle der etruskischen Grabanlagen trösten uns ein wenig darüber weg, dass die Originalgräber zur Zeit wegen der Corona-Vorsichtsmaßnahmen nicht besucht werden können.
Infos zum Museo Nazionale Etrusco di Chiusi
hier klicken- Adresse: Via Porsenna 93, Chiusi
- Öffnungszeiten: täglich 9 – 20 Uhr
- Eintrittspreise: 6 Euro
Die etruskischen Gräber
Wie schon erwähnt, konnten wir die Original-Gräber leider wegen der Corona-Situation nicht besuchen.
Dennoch wollen wir dir gerne einen Überblick bieten, was dich zu besseren Zeiten dort erwartet.
Insgesamt fünf größere Grabanlagen sind in der Nähe von Chiusi entdeckt worden. Sie bestehen aus einem langen Gang, von dem mehrere Grabkammern abzweigen, in denen die Verstorbenen bestattet wurden. Die Gräber sind normalerweise mit einer Führung zu besichtigen.
Vier Gräber liegen etwa 2 Kilometer westlich von Chiusi, eines – das Hügelgrab – wurde anderthalb Kilometer östlich vom Ort entdeckt.
Die Gräber tragen folgende Namen, die aus Inschriften oder Skulpturen, die man dort fand resultieren:
- Tomba della Pellegrina (Pilgergrab)
- Tomba del Leone (Löwengrab)
- Tomba della Scimmia (Affengrab)
- Tomba dell‘ Inscrizione (Inschriftengrab)
- Tomba del Colle Casuccini (Hügelgrab)
Die ersten beiden Gräber sind normalerweise im Ticket für das Archäologische Nationalmuseum enthalten. Zweimal täglich gibt es eine Führung durch die Grabanlagen. Allerdings wird der Transport dorthin nicht angeboten, da musst du selbst sehen, wie du hinkommst.
Das Affengrab und das Hügelgrab können mit separaten Führungen (jeweils 3 Euro) besichtigt werden. Die Führungen buchst du über das Museum.
Das Inschriftengrab ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Stadtmuseum Museo Civico und Città Sotterranea
Das Stadtmuseum bietet Führungen durch die Unterwelt von Chiusi an. Im Sommerhalbjahr sechsmal täglich, im Winter finden sie seltener statt. Daher ist es ratsam, einen Termin im Voraus zu buchen.
Der nette junge Mann an der Kasse erklärt uns, dass die Führungen trotz Corona stattfinden, allerdings nur eingeschränkt. Wir werden nicht durch die kompletten 140 Meter Tunnel geführt, da die Besichtigungszeit begrenzt ist. Aus diesem Grund gilt auch die Regel, dass die Führung auf Italienisch stattfindet, wenn Italiener in der Gruppe sind. Wir würden aber einen englischen Infoflyer bekommen. Also reservieren wir uns einen Termin am Samstagmorgen.
Am Samstagmorgen kommen wir zu dem hübschen Hauptplatz, der Piazza XX Settembre. Ein Brunnen plätschert in der Mitte des Platzes, am Rand ragt der alte Uhrturm in den blauen Himmel. Der Eingang zum Museum ist in der Nebenstraße an der Seite des Gebäudes.
Das Museum ist nur zu den Führungen geöffnet. Eine kleine Ausstellung bereitet thematisch auf das vor, was uns in den Katakomben erwartet. Wir schauen uns Infos über die Geologie und die Ausgrabungen an, bevor es losgeht. Außer uns ist noch ein junges italienisches Paar am Start. Die beiden erklären sich bereit, die Führung auch auf Englisch mitzumachen.
Vom Museum aus geht es in die nächste Gasse, wo der Eingang zu den unterirdischen Tunneln auf uns wartet. Über eine schmale Treppe geht es hinab. Wir landen zunächst in Gewölben, die im Mittelalter als Weinkeller genutzt wurden. Ihren Ursprung haben die Räume in etruskischer Zeit, in der sie als Zisternen dienten.
Wir blicken in einen tiefen Brunnen hinab. Der Grundwasserspiegel ist in den Jahrhunderten gesunken und der Brunnen wurde immer tiefer gebohrt, um an das kostbare Wasser zu kommen.
Dann gelangen wir in die Räume, in denen Hunderte von etruskischen und römischen Fundstücken gelagert werden. Urnen und Grabtafeln stehen in diesen Tunneln in einer ganz besonderen Atmosphäre.
Infos zum Museo Civico
hier klicken- Adresse: Via Il Cimina 2 (an der Piazza XX Settembre)
- Öffnungszeiten: Führungen Mai – Okt 10:15; 11:30; 12:45; 16:30; 17:45. Im Winter seltener
- Eintrittspreise: 4 Euro
Museo della Cattedrale und Porsenna-Labyrinth
Für den Samstagnachmittag haben wir die Führung durch das sogenannte Porsenna-Labyrinth unter dem Domplatz gebucht.
Die Führung wird vom Kathedralmuseum organisiert, das wir uns auch gleich mit der Eintrittskarte anschauen können. Da sich unser Interesse an sakralen Kultgegenständen in Grenzen hält, machen wir hier nur einen kurzen Rundgang.
Das Porsenna-Labyrinth ist ein Teil des etruskischen Bewässerungssystems. Es gibt 120 Meter begehbare Tunnel und eine Zisterne aus dem 1. Jahrhundert zu sehen. Den Namen verdankt das unterirdische Kanalnetz dem sagenhaften König Porsenna, der im 6. Jahrhundert Herrscher von Chiusi gewesen sein soll. Der Legende nach ist ein monumentales Grab mit vielen kostbaren Beigaben für ihn errichtet worden. Um das Grab vor Grabräubern zu schützen, baute man ein unüberwindliches Labyrinth. Offensichtlich erfolgreich, denn bis heute hat niemand das Grab von König Porsenna gefunden.
Die Porsenna-Legende hatten wir schon im Stadtmuseum kennengelernt. Das war auch gut, denn diesmal haben wir nicht so viel Glück mit der Führung. Die Gruppe ist größer als heute morgen und die Führerin spricht Italienisch. Sehr schnelles Italienisch. So beschränken wir uns aufs Gucken und Staunen, da wir nur sehr rudimentäre Informationen aufschnappen können. Aus denen schließen wir aber, dass sie ähnlich zu denen sind, die wir heute morgen erhalten hatten. Also haben wir wohl nicht viel verpasst.
Vom Kathedralmuseum werden auch Führungen zu den Katakomben der Mustiola und der Catarina angeboten, die etwas außerhalb von Chiusi liegen. Es handelt sich um frühchristliche Gräber aus dem 2./3. Jahrhundert, die Verstorbenen wurden noch nach etruskischem Ritus bestattet.
Zum Abschluss der Führung können wir den Campanile der Kathedrale besteigen. Da sich das Wetter inzwischen ein wenig zugezogen hat und uns die Gruppe zu groß ist, verzichten wir darauf.
Infos zum Museo della Cattedrale/Labirinto di Porsenna
hier klicken- Adresse: Piazza Baldini 7, Chiusi
- Öffnungszeiten sind etwas erratisch, am besten vor Ort informieren, Führungen durchs Labyrinth 8mal täglich
- Eintrittspreise 5 Euro
- Führungen zu den Catacombe di Santa Mustiola und Catacombe di Santa Catarina je 5 Euro
Die Kathedrale von Chiusi
Die Concattedrale di San Secondiano steht an der Piazza Baldini. Der älteste Vorgängerbau stammt aus dem 6. Jahrhundert, heute zeigt sie sich im neoklassizistischen Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Im Inneren finden sich neben der Eingangstür zwei Schrifttafeln aus langobardischer Zeit. Die Säulen der Kirche wurden wohl vom antiken Forum recycelt.
Dem Campanile, der vor der Kirche auf der Piazza Baldini steht, sieht man seinen Ursprung als Wehrturm noch an. Trutzig erhebt er sich auf quadratischem Grundriss. Wie oben geschrieben, kann er im Rahmen der Führung durch das Porsenna-Labyrinth bestiegen werden.
Informationen zu Chiusi
Hinkommen
Chiusi liegt im Osten der Toskana an der Grenze zu Umbrien. Es gehört zur Provinz Siena und liegt etwa 80 Kilometer von der Stadt Siena entfernt.
Mit dem Auto erreichst du Chiusi von Siena aus in einer Stunde (mautpflichtige Autobahn) oder in anderthalb Stunden über Landstraßen. Von Arezzo aus fährst du eine Dreiviertelstunde über die Autobahn oder eineinviertel Stunde über Landstraße. Große Parkplätze findest du an der Via dei Forti und an der Via Lavinia. Von beiden bist du in wenigen Minuten zu Fuß im Zentrum.
Wenn du mit der Bahn anreist, steigst du in Chiusi/Chianciano Terme aus. Der Bahnhof liegt etwas außerhalb, mehrere Buslinien fahren von dort in Zentrum. Bahnverbindungen gibt es von und nach Arezzo, Siena, Florenz und Rom.
Unterkunft
Chiusi ist ein kleiner Ort mit einem überschaubaren Angebot an Unterkünften. Wir haben im Agroturismo La Badiola* übernachtet. Es gab sehr leckeres Frühstück nach unseren Wünschen im Garten. Das Appartment, in dem wir wohnten, war für unseren Geschmack etwas sehr rustikal. Dafür hat Paola, die Gastgeberin, mit ihrer herzlichen Art viel wettgemacht. Wir haben an einem Abend das Abendessen bei ihr gebucht, was romantisch bei Kerzenschein im Garten serviert wurde. Sie hat sehr leckere Gerichte serviert, zum Beispiel Fisch aus dem Lago de Chiusi.
Ein kleiner Nachteil ist, dass La Badiola etwas außerhalb liegt und wir daher mit dem Auto in den Ort fahren mussten.
Weitere Unterkünfte findest du bei Booking* oder anderen Portalen.
Einkaufen
Den nächsten Supermarkt findest du im Nachbarort Chiusi Scalo. Im historischen Zentrum von Chiusi befinden sich kleine Lebensmittelgeschäfte sowie eine Metzgerei, in denen du dich mit frischen Produkten eindecken kannst.
Restaurants
Sehr empfehlen können wir das Restaurant La Solita Zuppa in der Altstadt von Chiusi. Wir haben dort sehr leckere toskanische Spezialitäten gegessen. Der Inhaber spricht sogar deutsch und konnte uns die Speisekarte erläutern. Das Restaurant wird sehr gerne von Einheimischen frequentiert, was ja immer ein gutes Zeichen ist.
Mit diesem Beitrag beteiligen wir uns an der Blogparade „Italien Geheimtipps“ auf dem Blog Wandernd.
Ich glaub so schnell werd ich zwar nicht in die Toskana kommen, aber das merke ich mir gleich mal, klingt nach einer interessanten Geschichte und einem echten Geheimtipp.
Lg Sabi
Ach wer weiß. Wir hätten wenige Wochen vorher auch nicht gedacht, dass wir so bald in die Toskana kommen würden. Manchmal geht es ja recht spontan.
Liebe Grüße Gina und Marcus
Hallo Ihr Beiden,
es ist immer wieder erstaunlich, wie viele hübsche Orte es doch in Italien gibt. Von Chiusi hatte ich bisher noch nie gehört. 2020 ist das Jahr der Entdeckungen, glaube ich.
Liebe Grüße
Renate
Hallo Renate,
ja, wir sind auch ein bisschen durch Zufall darauf gestoßen. Wobei wir auf Reisen ja immer einen Mix aus bekannten Sehenswürdigkeiten und Orten Off the Path suchen.
Liebe Grüße Gina und Marcus
war vor 24 Jahren dort, glücklich diese Bilder und den Bericht zu sehen, denn damals noch teuer und sparsam analog fotografiert. Von den Zisternen habe ich erst vorgestern der Familie vorgeschwärmt. Danke!
Danke für deinen Kommentar!
Es ist wirklich ein zauberhafter Ort, den wir auch lange in Erinnerung behalten werden.
Viele Grüße
Gina und Marcus