Aktualisiert am 14/12/2022 von Gina
Unsere Cuba-Reise beginnt in Havanna. Auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt hinein sehen wir schon, dass es tatsächlich im Straßenbild viele amerikanische Oldtimer aus den fünfziger Jahren gibt.
Allerdings sehen die meisten davon nicht so hochglanzlackiert und –poliert aus wie auf den malerischen Fotos aus Reiseprospekten. Man sieht ihnen deutlich ihre Gebrauchsspuren und improvisierten Reparaturen an. Aber sie fahren, und das ist für ihre Besitzer die Hauptsache.
Wir wohnen in Casas particulares, also Zimmern von Privatanbietern. Die Vermieter sind deutlich motivierter als die Staatsangestellten in den Hotels. Auch die Einrichtung der Zimmer erfolgt entsprechend liebevoll und schließlich haben wir auf diese Weise direkten Kontakt zu Cubanern.
Die Straßen wimmeln von Menschen, überall werden wir freundlich angesprochen, oft sogar auf Englisch: „Happy holiday, my friend“, „Taxi, my friend?“ Der Autoverkehr ist lateinamerikanisch laut, die Auspuffgase von altersschwachen Autos und Bussen beißen in den Atemwegen.
Obligatorischer Programmpunkt ist natürlich die Besichtigung des Museo de la Revolución, das ganz in der Nähe liegt. Die berühmte Motoryacht Granma, mit der Fidel und Che mit ihrer Handvoll Revolutionären aus dem mexikanischen Exil in Cuba landeten ist hier ausgestellt, leider nur durch Glasscheiben und Metallgitter zu besichtigen. Dazu gibt es von Einschusslöchern gesiebte Fahrzeuge, blutige Revolutionärs-Uniformen, viele Schwarz-Weiß-Fotos von (noch) lebenden oder getöteten Helden und ein Plastik-Dschungel-Szenario mit Plastik-Che und Plastik-Fidel im Gebüsch.
Die vielen Dokumentationen der Untaten des Batista-Regimes und das ganze Elend des Kampfes wirken ziemlich bedrückend.
Weiter führt uns unser Weg in die Calle Obispo, wo es von Touristen wimmelt und wir alle paar Meter von einem mit Speisekarte bewaffneten Kellnern in ein Lokal gedrängt werden: „Restaurante, amigo?“.
Eine weitere Erfahrung, die unseren Cuba-Urlaub prägen wird machen wir auch schon an diesem Tag: Das berühmte Capitolio, baulicher Zwilling des Capitols in Washington, ist wegen Restaurierung geschlossen, ebenso das Castillo de la Fuerza Real und die kleine Kirche Templete.
Gefühlt jede zweite Sehenswürdigkeit ist für uns nicht zugänglich, sei es wegen Reparaturen, Unlust des Personals oder anderer für uns nicht ersichtlicher Gründe. Zum Glück bleibt immer noch genug zu sehen und es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als es mit cubanischer Gelassenheit hinzunehmen.
Wir schlendern also durch die Gassen von Havanna Vieja. Viele der Altbauten sind schon renoviert, hier sind UNESCO-Gelder geflossen. Oft direkt daneben der Kontrast: heruntergekommene Gebäude, ohne Anstrich, Balkone mit abenteuerlichen Balkenkonstruktionen abgestützt.
Ein Blick in die Eingangsbereiche erinnert an Rohbauzustand mit unverputzten Wänden, provisorisch verlegten Rohren und Kabeln. Auch in diesen elenden Häusern leben Menschen, wir können es uns fast nicht vorstellen. Einige Bauten sind tatsächlich nur noch Ruinen, durch die leeren Fensterhöhlen kann man bis in den Himmel blicken.
Abends suchen wir uns einen Palador (ein privat geführtes Kleinrestaurant) am Malecón, der Uferpromenade. Wobei Promenade sehr schmeichelnd ausgedrückt ist, die Straße entlang des Meeres ist ungepflegt, zerbrochene Betonplatten mit großen Löchern bilden den Gehweg, eine graue Betonmauer ohne jeden Schmuck grenzt zum Meer hin ab. Die Häuser am Malecón sind deutlich von Salzluft angefressen, erst wenige wurden renoviert.
Unser Essen nehmen wir im ersten Stock auf einem Balkon mit Meerblick (der im Dunkeln lediglich das Funkeln des Leuchtturms an der Hafeneinfahrt bietet) ein. Marcus probiert seine erste und einzige cubanische Zigarre.
Mit dem Hop-on-Hop-off-Bus machen wir eine Rundfahrt. Die Plaza de la Revolución hat in der Mitte einen großen Obelisk, rundherum stehen verschiedene Ministeriumsgebäude mit Plattenbau-Charme und großen Metall-Reliefs der Revolutionshelden Che Guevara, Camilo Cienfuegos und natürlich Fidel Castro an den Fassaden.
Die Fahrt führt weiter zum Friedhof Cristobal de Colón. Hier steigen wir aus und versuchen uns in der riesigen Nekropole zurechtzufinden. Eindrucksvolle marmorne Grabstätten finden sich hier, größtenteils aus der vorsozialistischen Zeit. Viele Grabstätten zeigen deutlich Spuren des Verfalls, einige sind gut gepflegt.
Die weitere Rundfahrt mit dem Havana-Bus führt uns durch die etwas außerhalb der Innenstadt gelegenen Stadtteile Vedado und Miramar, die einmal bevorzugte Wohngegenden mit herrschaftlichen Villen waren. Einige davon dienen heute als Botschaftsgebäude.
In der Altstadt selber gibt es noch die Kathedrale zu bewundern, die zwei ungleich dicke Seitentürme hat – sonst wäre die Gasse an der Seite nicht mehr zugänglich gewesen.
Abends nehmen wir am Prado, einer ehemaligen Prachtstraße, die aufs Meer zuführt Abschied von Havanna. Weiter geht es in den grünen Westen Cubas.
Einen ausführlichen Bericht über Havannas Sehenswürdigkeiten findest auf Julias Blog Secluded Time.
Wir bewegen uns mit der staatlichen Touristenbuslinie Viazul durchs Land. Der Mann unserer Vermieterin bringt uns mit einem klapprigen Moskvitch zum Busbahnhof. Der weiß-blaue Viazulbus macht dagegen einen modernen und zuverlässigen Eindruck.
Nachdem wir die Stadtgrenze Havannas hinter uns gelassen haben geht es bald durch grüne Landschaften. Auf der Autobahn-ähnlichen Straße herrscht nicht viel Verkehr. Immer wieder sehen wir Gruppen von Menschen, die am Straßenrand geduldig auf einen Bus warten. Manche halten Geldscheine in der Hand und winken damit, in der Hoffnung, für ein paar CUC von einem Autofahrer mitgenommen zu werden.
Noch stylischer als mit den Bussen kannst du dich mit den typischen Oldtimer-Limousinen durchs Land fahren lassen. Elke berichtet auf ihrem Blog Kekse und Koffer von einer solchen Reise.
weiter geht es nach Viñales