Aktualisiert am 16/03/2022 von Gina

Wie im Beitrag Rundreise Jordanien – Tipps für den Mietwagen-Roadtrip beschrieben, führen grundsätzlich drei Wege von Norden nach Süden durch Jordanien. Auch wenn Google Maps uns hartnäckig die Routenplanung über den Desert Highway vorschlägt, wollen wir nach Kerak lieber den landschaftlich reizvollen Kings Way durch das Gebirge fahren.

Straße mit hügeliger Landschaft

Roadtrip über den Kings Way RIchtung Kerak

Der Kings Way über Wadi Mujib nach Kerak

Zunächst geht es von Madaba aus auf einer schnurgeraden und breiten Straße geradeaus. Aus unerfindlichen Gründen haben jordanische Verkehrsplaner beschlossen, dass hier ein Überholverbot und Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen 60 und 80 Km/h angemessen seien. Bodenschwellen erinnern immer wieder nachdrücklich an die Einhaltung der Beschränkung.

Ab und zu passieren wir einen kleinen Ort. Wenige Frauen sind unterwegs, meist züchtig in bodenlangem Mantel und Kopftuch. Auch die Männer sind oft traditionell gekleidet mit der langen Djellabah und/oder kariertem Kopftuch.

Pick-Up mit bunter Bemalung

Bunt bemalte Pick-Ups sind beliebt in Jordanien

Der Kings Way beginnt sich in die Berge hinaufzuwinden. Die Straße ist kurvig, aber sehr breit und hervorragend ausgebaut. Rechts und links erstrecken sich die Hügel der Wüste in verschiedenen Braun- und Sandtönen. An dieser Landschaft können wir uns kaum sattsehen.

Immer wieder sehen wir die typischen kastigen Beduinenzelte irgendwo im kargen Gelände stehen. Manchmal ein einzelnes, manchmal mehrere zusammen. Dicke Breitschwanzschafe weiden die kärglichen Gräser ab.

Beduinenzelt

Typisches Beduinenzelt

braune Schafe vor braunem Hintergrund

Schafe in Tarnfarbe

Wadi Mujib: Der Grand Canyon Jordaniens

Hinter dem Ort Dhiban schlängelt sich der Kings Way in weiten Serpentinen hinunter ins Tal des Wadi Mujib. Diese Landschaft wird auch als der Grand Canyon Jordaniens bezeichnet. Der Mujib River hat sich tief ins Gebirge geschnitten. Heute wird er zu einem See zur Wasserversorgung aufgestaut.

Stausee in wüstenlandschaft

Der Mujib-Stausee

An einem Aussichtspunkt halten wir an und staunen über die schroffe Landschaft. Weit unter uns liegt die blaue Fläche des Mujib Stausees. Ein Beduine hat hier so etwas wie eine Raststätte eröffnet. Neben Kaffee und Tee bietet er gewebte Miniteppiche mit Kamelmotiven an. Wir werden uns handelseinig. Bei der Geldübergabe kommt es zu einem kleinen culture clash: Der Mann, der sehr freundlich und unbeschwert mit uns gesprochen hat, will ganz offensichtich vermeiden, uns beim Entgegennehmen der Münzen zu berühren. Das gehört sich anscheinend nicht.

einfaches Haus mit Aufschrift "Bedouin Coffee"

Beduinen-Raststätte

Wir kurven weiter durch die grandiose Landschaft, passieren den Mujib-Staudamm und folgen dem Kings Way auf der anderen Seite des Wadi Mujib wieder auf die Höhe hinauf. Als wir sie erreicht haben geht es auf gerader Straße weiter bis Kerak.

Kerak – Die Stadt mit der Kreuzritterburg

Zwei Stunden nachdem wir Madaba verlassen haben kommen wir in Kerak an. Über steile Straßen geht es hinauf auf den Berg, wo die Kreuzritter eine Burg errichtet hatten. Sie thront auf einem hohen Felsen, an drei Seiten fallen steile Wände hinab ins Tal.

Reste eines alten Turms

Reste eines Turms der Kreuzritterburg in Kerak.

Wir folgen den Schildern Richtung Parkplatz. Noch bevor wir ihn erreichen, springt an dem kleinen Platz vor der Moschee ein Mann auf die Straße und winkt uns in einen Parkplatz, den er zuvor mit einem Plastikstuhl blockiert hatte. Er ist sehr freundlich, weist uns den Weg zur Keuzritterburg  und erwähnt – natürlich – beiläufig, dass er das Restaurant hier hätte. Es ist sowieso Mittagszeit und wir beschließen, bei dem netten Gastwirt zu essen. Das Lokal ist einfach, eine Speisekarte gibt es offensichtlich nicht. Reis, Hühnchen, arabischen Salat kann er uns anbieten. Arabischer Salat besteht in Jordanien immer aus Tomaten und Gurken, mit unterschiedlichen Soßen. Das Essen ist okay, wenn auch nicht überragend. Die böse Überraschung kommt mit der Rechnung: 30 JD (etwa 36 Euro) müssen wir für die einfache Mahlzeit zahlen!

Die Kreuzritterburg

Wenigstens streifen wir nicht mit knurrendem Magen durch die weitläufige Anlage der Kreuzfahrerburg. Die Kreuzritter stellten die Burg 1161 fertig und verteidigten sie mehrfach gegen die islamischen Gegner. Doch letztendlich fiel sie doch gegen Ende des 12. Jahrhunderts in deren Hände. Die Eroberer bauten die Festung aus, um sie sicherer und luxuriöser zu machen.

Steinbögen und Gänge

Unterirdische Gänge können erkundet werden

Gewölbebogen der Kirche

Reste der Kirche auf der Burg

So können wir heute die etwas gröberen Mauern der Kreuzfahrer mit dem feiner ausgearbeiteten Baustil der Mamluken vergleichen. Ein Reiseführer in der Hand ist dabei hilfreich, denn die Beschilderung in der Kreuzritterburg selber ist kaum vorhanden. Dafür können wir nach Lust und Laune durch Gänge, über Treppen und durch Hallen streifen. Das zur Burg gehörige Museum ist leider nicht geöffnet. Wir erfahren nicht, warum das so ist. Aber von dem Dreck zu schließen, der sich schon vor der Türe angesammelt hat, scheint es schon länger geschlossen zu sein.

Vom erhöhten Standort der Burg Kerak bietet sich ein fantastischer Ausblick auf das umliegende Land.

Säulenkapitell auf der Mauer

An der Burgmauer

Blick über kahle Hügel und Häuser im Tal

Ausblick von der Kreuzritterburg

Nachdem wir die Kreuzfahrerburg erkundet haben, gönnen wir uns einen aromatischen türkischen Kaffee, der in Jordanien mit viel Kardamom gewürzt wird. Als wir uns unserem Auto nähern, kommt der geschäftstüchtige Restaurant- und Parkplatzbesitzer angesprungen und schenkt uns zwei Flaschen Wasser für die Fahrt. Immerhin.

Straße durch die Wüste

Fahrt durch die Wüste

Zwei Stunden später erreichen wir Wadi Musa, den Ort, von dem aus wir morgen die legendäre Felsenstadt Petra erkunden werden. Wir sind gerade rechtzeitig in unserem Hotel, um vom Balkon aus den Sonnenuntergang über Wadi Musa zu genießen.

Wadi Musa in sanftem Licht

Vom Balkon blicken wir über Wadi Musa

Infos

  • der Kings Highway, auch Kings Road oder Kings Way genannt führt von Amman Richtung Süden, bis er bei Ras en Naqb auf den Desert Highway stößt. Die Straße ist gut ausgebaut und auch auf den Bergstrecken immer ausreichend breit. Wegen der kurvigen Strecken ist man langsamer unterwegs als auf dem Desert Highway. Dafür wird man mit grandiosen Ausblicken auf die Landschaft des Wadi Mujib belohnt.
  • Kerak, auf arabisch als Al-Karak ausgeschildert liegt etwa auf halbem Weg zwischen Amman und Wadi Musa (Petra). Die Hauptattraktion ist die Kreuzritterburg auf dem 1000 Meter hohen Felssporn. Auch der Souk soll sehr schön sein. Da wir freitags, also am arabischen Sonntag, dort waren, war er leider nicht geöffnet.
  • Kreuzritterburg Kerak: Öffnungszeiten im Sommer 8 – 18:30 Uhr, im Winter (Nov – Apr) 8 – 16 Uhr. Während des Ramadans schließt die Burg bereits um 15:30 Uhr. Der Eintritt ist im Jordanpass enthalten, ansonsten kostet er 2 JD pro Person. Wie beschrieben, sind die Infos in der Kreuzritterburg Kerak selbst sehr spärlich. Es lohnt sich, eine Beschreibung im Reiseführer dabei zu haben. Auch eine Lampe ist nützlich, damit du die dunklen Gänge erkunden kannst.