Aktualisiert am 03/06/2024 von Gina
Ein Stück Rheinsteig wandern ist dieses Wochenende angesagt. Die Etappen von Bonn bis Kaub haben wir früher schon bewältigt. Nun wollen wir die beiden Rheinsteig-Etappen Kaub – Lorch und Lorch – Assmannshausen in Angriff nehmen.
Nachdem der Freitagabend-Berufsverkehr abgeebbt ist, fahren wir staufrei nach Lorch. Hier haben wir in einem stilvollen alten Ritterwohnsitz ein Zimmer gemietet. Den Tag lassen wir mit einem Picknick im Abendsonnenschein am Rheinufer ausklingen. Sattgrüne Hügel umgeben uns, Schäfchenwolken zaubern Muster an den blauen Himmel – schön! So kann das Wetter für unsere Wanderung auf dem Rheinsteig bleiben.
Die einzelnen Orte entlang des Rheinsteigs sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln miteinander verbunden, so dass wir das Auto vor Ort gar nicht bewegen müssen. Leider sind ausgerechnet dieses Wochenende Bauarbeiten auf der Zugstrecke. Statt dessen fahren Busse nach einem für uns kryptischen Fahrplan. Erinnert uns ein wenig an Asien: der Bus kommt dann, wenn er kommt. Unsere Weltreise-Gelassenheit ist uns noch erhalten geblieben und so warten wir am Samstagmorgen geduldig an der Ersatzhaltestelle. Schließlich kommt der Bus nach Assmannshausen zuerst und damit ist entschieden, welche Rheinsteig-Etappe wir heute gehen werden. Da der Fahrer keine Fahrkarten verkauft, fahren wir kostenlos mit. Auch nicht schlecht.
Rheinsteig-Etappe Assmannshausen – Lorch
Wenig später gehen wir durch die schmalen Straßen von Assmannshausen. Fachwerkhäuser säumen die Höllengasse, jedes zweites Gebäude scheint eine Weinwirtschaft zu sein. Bald steigt der Weg steil in die Weinberge hinauf. Hellgrün schimmert das Laub der Rebstöcke und die grünen Trauben sind schon gut zu erkennen. Wir wundern uns nur, wie die Winzer diese steilen Hänge bewirtschaften können.
Die Weinlage Höllenberg ist berühmt für ihre hervorragenden Rotweine. Oben steht eine Laube, daneben eine Verkaufsstation, wo sich der durstige Rheinsteig-Wanderer mit einer Flasche (!) Rotwein versorgen könnte. Okay, muss morgens um zehn nicht wirklich sein.
Nach den Weinbergen geht es in den Wald, wo sich ein schmaler Pfad den steinigen Hang entlang schlängelt. Nachdem wir diesen bewältigt haben, geht die Etappe weiter auf dem Panoramaweg, von wo sich immer wieder schöne Ausblicke auf den Rhein bieten. Die großen Frachter und Passagierschiffe wirken von hier oben wie Spielzeugboote. Deutlich können wir Kribben, Buhnen und vereinzelte Klippen bei dem niedrigen Wasserstand erkennen.
Zwei Seitentäler führen den Rheinsteig vom Rhein weg, in einem großen Bogen durch schattige Wälder. Sehr angenehm bei den heutigen Temperaturen, die die 30-Grad-Marke kratzen sollen. Hier auf der Höhe weht zudem auch immer ein angenehmes Lüftchen. An der Hütte Georgs Ruh legen wir eine Pause ein und verspeisen bei bestem Panoramablick auf den Strom unsere Brötchen.
Als wir unseren Weg fortsetzen, kommt auch schon bald der Kirchturm von Lorch in den Blick. Ein letzter Schlenker durch den Wald, bis wir in den Weinbergen von Lorch herauskommen und den Abstieg in den Ort beginnen. Hier endet unsere heutige Rheinsteig-Etappe.
Beschauliches Lorch
Wir schlendern durch die schmalen Gassen von Lorch und bewundern die alten Fachwerkhäuser und die stattliche Kirche. Früher war dies ein bedeutender Umschlagort von Waren aller Art, denn hier mussten die Rheinschiffe umgeladen werden. Für die schmale und felsige Durchfahrt durchs Mittelrheintal waren kleinere Kähne nötig. Den längst vergangenen Wohlstand kann man an einigen historischen Bauten noch erahnen.
Nach den hinter uns liegenden Anstrengungen auf dem Rheinsteig hätten wir uns ein Stück Kuchen verdient, finden wir. Leider haben jedoch beide Cafés in Lorch geschlossen. So greifen wir zu den mitgebrachten Keksen und nehmen den Kampf mit der hochtechnisierten Kaffeemaschine in unserer Unterkunft auf. Letzterer wäre zugunsten der Kaffeemaschine ausgegangen, wäre uns nicht unser Vermieter zu Hilfe geeilt.
Abends ergattern wir den letzten Tisch auf der Terrasse des Weinrestaurants Laquai. Den milden Abend genießen wir mit örtlichen Spezialitäten wie Wildbratwurst und Wispertal-Forelle. Und ein Schoppen Wein darf auch nicht fehlen.
Rheinsteig-Etappe Kaub – Lorch
Am Sonntag spüren wir unsere Beine schon etwas, aber schwächeln gilt nicht. Die Rheinsteig-Etappe von Kaub nach Lorch steht an. Wieder müssen wir unsere Geduld im Warten auf den Bus erproben, doch schließlich gelangen wir nach Kaub. Direkt gegenüber der Burg Pfalzgrafenstein, die majestätisch in der Mitte des Stroms wacht, steigen wir aus dem Bus.
Schnell sind die Wegweiser, die den Zustieg zum Rheinsteig ausweisen gefunden. Bergauf geht es, zunächst durch bebaute Straßen, später entlang Wegen durch die Weinberge. Am Wegrand blühen leuchtendblau die Kornblumen. Einen kleinen Abstecher vom Weg machen wir, um die über Kaub thronende Burg Gutenfels anzugucken. Das ist nur von außen möglich, da die Burg in Privatbesitz ist.
Nun geht es weiter auf unserer Rheinsteig-Etappe. Über breite Wege geht es durch Feld und Wald, leider mit recht wenig Ausblicken auf den Rhein. Nur ab und zu erreichen wir den Fluss, auf dem die Burg Pfalzgrafenstein wie ein überdimensioniertes Schiff liegt. Kribben und Buhnen malen Muster in den glänzenden Strom.
Etwas spannender wird der Rheinsteig schließlich, als ein schmaler Pfad in steilen Serpentinen durch den Wald ins Niederthal führt. Schnaufend kommt uns eine Wandergruppe mit großen Rucksäcken entgegen. Wir sind froh, unsere Wanderstöcke dabei zu haben, die den Abstieg doch sehr vereinfachen. Im Niederthal überschreiten wir die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen. Hier befand sich schon im Mittelalter die Grenze zwischen Kurpfalz und Mainzer Erzbistum. Eine Infotafel klärt darüber auf, dass in der Nähe die beiden Galgen der Kurpfälzer und der Mainzer standen. Tipp für alle Ü-50: Lesebrille nicht vergessen, die Info ist ein angepinnter Zeitungsausschnitt!
Kurz danach passieren wir einen Weinstand, der auch Wildbratwürste und Forellen anbietet. Wir haben unseren Mittagsimbiss schon hinter uns und Weinkonsum scheint uns angesichts des noch vor uns liegenden Weges nicht ratsam.
Nach dem Abstieg ist vor dem Aufstieg (zumindest auf dem Rheinsteig) und so geht es bald wieder bergauf. Langsam zwicken die Waden und schmerzen die Füße und wir nutzen gerne die ein oder andere Bank zu einer kurzen Pause. Weit führt der Weg um den Taleinschnitt bei Lorchhausen herum. Einige Burenziegen weiden hier. Sie wurden eingeführt, um die nicht mehr bewirtschafteten Hänge frei von wildwachsendem Gestrüpp zu halten.
Über weitere Weinbergsgemarkungen erreichen wir die letzte Herausforderung auf unserer Etappe: ein steiler Felsenpfad, der in der Beschreibung als „alpiner Klettersteig“ ausgewiesen ist. Einige Stellen sind mit Stahlseilen gesichert, Tritteisen in den Felsen erleichtern den Abstieg über Schieferklippen und -geröll.
Erschöpft und glücklich erreichen wir unser Ziel in Lorch. Unser Zimmer konnten wir bis nachmittags behalten, so dass wir uns vor der Heimfahrt noch frischmachen und etwas ausruhen können.
Infos zu den Rheinsteig-Etappen
- Kaub – Lorch 13,5 Kilometer zuzüglich Zu- und Abstieg. Aufstieg und Abstieg je 680 Meter. Meist auf breiten, bequemen Wegen. Ziemlich steil ist der Abschnitt ins Niederthal. Den Felsensteig, der hinunter nach Lorch führt, können weniger abenteuerlustige Naturen auch umgehen. Bei Regen wird generell dazu geraten, diesen Steig wegen Rutschgefahr nicht zu benutzen.
- Assmannshausen – Lorch etwa 14 Kilometer zuzüglich Zu- und Abstieg. Aufstieg und Abstieg etwa 700 Meter. Diese letzte Etappe (wenn man von Norden kommt) im oberen Mittelrheintal geht eigentlich von Rüdesheim bis Lorch bzw. umgekehrt. Dies erschien uns mit 20 Kilometer aber zuviel für den Beginn und daher sind wir in Assmannshausen zugestiegen. Die Etappe bietet immer wieder atemberaubende Ausblicke auf das Rheintal und ist abwechslungsreich. Daher hat sie uns auch etwas besser gefallen als die Etappe von Kaub nach Lorch.
- Unterkunft: In allen Orten an der Strecke gibt es Unterkunftsmöglichkeiten. Wir haben unsere Bleibe über AirBnB gefunden und waren damit sehr zufrieden. Dadurch, dass wir in Lorch nächtigten, brauchten wir das Auto für die Wanderungen gar nicht.
- Transport: Normalerweise fährt die Bahn stündlich und verbindet die Orte im Rheintal. Fahrkarten gibt es in der Regel an Automaten am Bahnsteig. Wir machen es gerne so, dass wir das Auto am Endpunkt der Etappe stehen haben, so dass wir beim Rheinsteig-Wandern nicht den Fahrplan im Kopf behalten müssen oder ungünstigenfalls eine Stunde auf den nächsten Zug warten müssen.
- Verpflegung: In Lorch gibt es zwei hervorragende Bäckereien. Wir haben dort gefrühstückt und uns mit Proviant für den Weg versorgt. Leider haben beide am Wochenende nur bis 12 Uhr geöffnet. Straußwirtschaften, Weinkeller, Gasthöfe – all das ist in der Weinregion in ausreichender Anzahl zu finden. Empfehlen können wir die Weinwirtschaft Laquai. Leckere Speisen, aufmerksamer Service und entspannte Atmosphäre haben wir dort gefunden. Spezialitäten der Gegend sind Wisperforelle (aus dem Flüsschen Wisper, das bei Lorch in den Rhein mündet) und Wild.
- Auf der Seite www.rheinsteig.de findest Infos über Etappen, Unterkünfte, aktuelle Informationen über den Wegezustand und vieles mehr.
Weitere Berichte über unsere Wanderungen:
- Rund um Stuttgart liegen ebensfalls viele Weinberge, die zum Wandern einladen. In dem Beitrag „Weinwanderung um Stuttgart“ berichten wir über eine schöne Tour von Obertürkheim aus.
- Noch steilere Weinberglagen als am Rheinsteig gibt es an der Mosel. Die haben wir in unserer Wanderung „Moselsteig-Etappe: Von Cochem nach Beilstein durch steile Weinberge“ erkundet.
- Weitere Wanderungen für ein langes Wochenende auf dem Moselsteig beschreiben wir im Bericht „Kurzurlaub Mosel: Entdecke Neef als Basis für Moselsteig-Wanderungen“
Mit diesem Beitrag beteiligen wir uns an der Blogparade „Ausflugsziele am Wochenende„, zu der Katja vom Blog WellSpa-Portal aufruft.
Hi ihr zwei!
Vielen Dank für den Artikel und die tollen Fotos. Deutschland hat so viele schöne Fleckchen, um bei einem Kurztrip den Alltag hinter sich zu lassen. Der Rheinsteig ist für uns Münsterländer auch recht gut zu erreichen und kommt definitiv auf unsere ToDo Liste. Wandern am Fluss ist toll und die Fotos der Fernblicke über den Rhein machen Lust direkt die Wanderschuhe zu schnüren. Vielen Dank für die Inspiration.
Viele Grüße
Die Waldhelden
Lieber Udo,
sehr gerne!
Und wenn ihr in Bonn anfangt mit dem Rheinsteig ist das vom Münsterland ja nicht so weit entfernt. Wir haben bisher alle Etappen sehr genossen.
Viele Grüße
Gina und Marcus
Hallo Gina, lange Wanderungen sind eigentlich nicht mein Ding, aber in Anbetracht der Weinwirtschaften in der Region sowie die Aussicht, sich im 10:00 morgens schon mit Rotwein versorgen zu können, kommt der Rheinsteig tatsächlich in Frage… ;-) LG, Eddy
Hallo Eddy,
ja, so wird eine neue Leidenschaft geboren ?
LG
Gina
Wandern steht so gar nicht auf unserer Agenda. Die Ausblicke sind allerdings grandios. Und Wein und Genuss sowieso.
Zum Glück muss man für Wein und Genuss ja gar nicht wandern gehen ;-)
Ich denke, ich kenne den Lauf und nicht das Wandern! Reizen würde mich beides, denn ich kann manchmal auf die Laufschuhe verzichten! So ein Tag mit viel Bewegung ist genau das Richtige für mich! Ich liebe es auch die Berichte solcher Touren zu lesen! Danke :-)
Grüße, Alexandra.
Ja, Trail Running wird dort auch schon mal gemacht.
Für mich wäre das definitiv nichts, mir reicht gemütliches Wandern. Aber zum Glück gibt es ja viele unterschiedliche Geschmäcker.
LG
Gina
Hallo ihr beiden,
ich bin ja nicht so die Wanderin, aber die Aussichten von oben würden mich schon reizen und einige davon sind bestimmt auch mit dem Auto erreichbar. Wein und gut essen gehört für mich zu jedem Urlaub dazu und in der Gegend gibt es wohl von beidem keinen Mangel. Am besten hätte mir aber bestimmt eure Unterkunft gefallen!
Viele Grüße
Elena
Hallo Elena,
einige der Aussichtspunkte sind auf jeden Fall mit dem Auto zu erreichen oder zumindest mit einer kurzen Wanderung.
Und du hast recht, in der Weinregion gibt es eine reiche Auswahl an guten Tropfen und auch leckeres Essen.
Die Unterkunft war tatsächlich ein Glücksgriff.
LG
Gina
Hallo Ihr 2,
Vom Rheinsteig habe ich schon gehört, die Region und die Ausblicke sind ja beeindruckend! Gute Idee, dass Ihr nicht den kompletten Steig sondern nur einen Teil erwandert. Ideal für ein Wochenende.
Danke für den ausführlichen Bericht und die schönen Fotos.
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
freut mich, dass es dir gefällt.
Ja, so in einzelnen Häppchen ist das wandern gut verdaulich.
LG
Gina
Früher dachte ich immer, der Rheinsteig ist flach… immer am Rhein entlang, wo sollen da großartige Steigungen herkommen :-)
Doch ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Spätestens Eure schönen Aussichtsbilder hätte meine Meinung gekippt.
LG und ein schönes Wochenende
Katja
Hallo Katja,
Ja, es geht immer schön oben auf der Kante lang und in jedem Nebental runter und wieder hoch. Da kommt schon einiges zusammen an Steigungen.
Aber die tollen Aussichten sind es definitiv wert.
LG
Gina
Was für tolle Bilder! Und da ich Wandern liebe, wäre der Rheinsteig wohl genau nach meinem Geschmack. Habe ihn auf alle Fälle auf meine To-Do Liste gesetzt ;)
Liebe Grüße aus Peru,
Michaela
Hallo Michaela,
Das kann ich mir gut vorstellen, dass dir der Rheinsteig gefallen wird. Und ist doch schön, wen man nach der Rückkehr von der Weltreise irgendwann auch wieder Ziele in Deutschland hat.
LG
Gina
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