Aktualisiert am 17/10/2022 von Gina

San Pedro de Atacama

Nach fast zwei Monaten heißt es Abschied nehmen von Argentinien. Mit dem Bus geht es quer über die Anden ins chilenische San Pedro de Atacama.

Spielzeugbus in Modelllandschaft?

Spielzeugbus in Modelllandschaft

Über unzählige Serpentinen schraubt sich die Straße auf 4200 Meter Höhe, durchquert den Salzsee Salinas Grandes und erreicht die chilenisch-argentinische Grenzstation am Paso de Jama.

Bye bye Argentina

Bye bye Argentina

Grenzformalitäten an der chilenischen Grenze

Hier können deutsche Beamte noch was in puncto Bürokratie lernen: Alle 42 Passagiere müssen sich in einer Schlange an Schalter 1 anstellen, Ausreise Argentinien. Wer fertig ist, darf nicht etwa weiter zu Schalter 2, wo der chilenische Beamte gerade entspannt, sondern es wird eine neue Schlange gebildet. Ein Anstell-Beauftragter regelt, dass jeder an der richtigen Stelle steht. Erst wenn alle 42 Ausreisewilligen den ersten Schalter passiert haben, beginnt der chilenische Beamte mit der Arbeit, die Einreise nach Chile zu bestätigen. So, fertig!? Weit gefehlt, denn nun wird jeder Passagier zum Bus geschickt, um sein Gepäck zu holen.

Der Bus wartet geduldig - zum Glück! ;-)

Der Bus wartet geduldig – zum Glück!

Damit wird eine neue Schlange vor Schalter 3 gebildet, dem chilenischen Zoll. Chile hat sich den Schutz der heimischen Flora und Fauna vor ausländischen Angriffen auf die Fahne geschrieben. Dazu gehört, dass die Mitnahme von gefährlichen Artikeln wie z. B. Äpfeln, Coca-Blättern, lebenden und toten Tieren etc. verboten ist. Das wird streng kontrolliert. Wir mussten ein Formular ausfüllen und nun wird das Gepäck auf verdächtige Gegenstände durchleuchtet. Unsere letzten Coca-Bonbons und -Blätter haben wir vor der Grenzstation entsorgt und den mitgeführten Pfeffer habe ich brav deklariert und darf ihn behalten.

Die ganze Prozedur dauert anderthalb Stunden. Wir haben uns inzwischen südamerikanische Gelassenheit angeeignet. Es nützt ja eh nichts, sich aufzuregen.

Auf der chilenischen Seite geht es zunächst weiter hoch, bis auf 4820 Meter. Vereiste Lagunen, Salzseen, skurrile Felsformationen, mit dicken Büscheln Hochlandgrases bewachsene Steppen, kleine Herden von Vicuñas, der fast 6000 Meter hohe Vulkan Licancabur – die Fahrt ist acht Stunden 3-D-Landschaftskino! So spannend, dass mir noch nicht mal zwischendurch die Augen zufallen, während sonst ein sanft schaukelnder Bus Garant für guten Schlaf ist.

Sind wir schon auf der Osterinsel? Das sieht doch aus wie Moais

Sind wir schon auf der Osterinsel? Das sieht doch aus wie Moais

Steppen und Vicuñas

Steppen und Vicuñas

Vulkan Licancabur

Vulkan Licancabur

Angekommen in San Pedro de Atacama

San Pedro de Atacama (auf entspannten 2440 Metern) ist ein hübscher kleiner, wenn auch sehr touristischer Ort. Hier ist das Zentrum für alle möglichen Touren in die Atacama-Wüste. Wir informieren uns bei mehreren Anbietern und buchen schließlich für den nächsten Tag morgens eine Tour zu den Geysiren von El Tatio und nachmittags ins Valle de la Luna. Übermorgen wollen wir die dreitägige Tour über das bolivianische Altiplano bis nach Uyuni beginnen.

San Pedros Kirche aus der Kolonialzeit

San Pedros Kirche aus der Kolonialzeit

Die Geysire von El Tatio

Früh aufstehen ist angesagt, denn die Geysire kommen am besten in den ersten Morgenstunden zur Geltung. Um 4 Uhr 30 werden wir abgeholt. Fast 100 Kilometer über Schotterpiste geht es bis auf 4300 Meter Höhe. Damit ist El Tatio das höchste Geysirfeld der Welt. Als wir im ersten Morgenlicht ankommen, sind es minus 16,5 Grad.

Dick eingepackt gegen die Kälte

Dick eingepackt gegen die Kälte

Hatte ich schon mal erwähnt, dass weder früh aufstehen noch Kälte zu meinen Gute-Laune-Triggern zählen?

Es dampft und zischt...

Es dampft und zischt…

Der Anblick der Dampfwolken und Wasserfontänen, die aus unzähligen Rissen im vulkanischen Gestein quellen und für eine surreale Atmosphäre sorgen, entschädigt uns. Wir spazieren über das Geysirfeld, während über den Bergspitzen die Sonne aufgeht.

Noch spektakulärer im ersten Sonnenlicht

Noch spektakulärer im ersten Sonnenlicht

Zurück am Bus hat Fahrer Eduardo schon das Frühstück aufgebaut, das wir in den wärmenden Sonnenstrahlen zu uns nehmen.

Wer würde in dieser Kleidung einen Touristen vermuten? ?

Wer würde in dieser Kleidung einen Touristen vermuten?

Weiter geht es zu einem anderen Teil des Geysirfelds, in dem neben dem größten Geysir auch ein Thermalbecken mit warmem Wasser ist. Es bedarf etwas Überwindung, sich in der immer noch kalten Luft umzuziehen, dafür ist das Gefühl, sich im warmen Wasser zu aalen umso herrlicher.

Hier lässt es sich aushalten!

Hier lässt es sich aushalten

Valle de la Luna

Nach wenigen Stunden Mittagspause geht es am Nachmittag auf die nächste Tour ins Valle de la Luna.

Mondlandschaft im Mondtal

Mondlandschaft im Mondtal

Seinen Namen – Tal des Mondes – erhielt es wegen seiner skurrilen Formen, die Wind und Wasser aus seinen Felsen schliffen und an eine Mondlandschaft erinnern. Es gibt Felstürme, Sanddünen, einen trockenen Canyon, durch den wir uns teils unterirdisch zwängen.

Die Tres Marías - von denen eine schon der Erosion zum Opfer fiel. Da waren's nur noch zwei...

Die Tres Marías – von denen eine schon der Erosion zum Opfer fiel. Da waren’s nur noch zwei…

Die große Sanddüne

Die große Sanddüne

Canyoning im Trockenen, nichts für Klaustrophobiker

Canyoning im Trockenen, nichts für Klaustrophobiker

Der Höhepunkt ist der Sonnenuntergang, der die Berge, darunter den Vulkan Licancabur und die Wolken in alle Farben der Rot-Orange-Gelb-Lila-Palette taucht.

Licancabur in orange

Licancabur in orange

Licancabur in violett

Licancabur in violett

Glühende Wolken

Glühende Wolken

Iquique

Von Perú nach Chile zu gelangen, ist etwas umständlich: mit dem peruanischen Bus bis Tacna, dort ins internationale Terminal wechseln und den Bus nach Arica (Chile) nehmen. An der Grenzstation mitten im Nirgendwo der Atacama-Wüste die üblichen langwierigen chilenischen Grenzformalitäten über sich ergehen lassen und schließlich in Arica wieder das Terminal wechseln, um den Bus nach Iquique zu erwischen. Mit hängender Zunge schaffen wir es in letzter Minute und so erreichen wir am Abend Iquique.

Fußgängerzone Baquedano in Iquique.

Fußgängerzone Baquedano in Iquique

Iquique bezaubert uns von Beginn an. Auf dem schmalen Streifen zwischen Küstenkordillere und Pazifik gelegen hat es auch jetzt im Winter das Flair eines Badeortes. Lange Sandstrände, auf denen sich die azurblauen Wellen brechen, werden von einer breiten Promenade gesäumt.

Brandung am STrand von Iquique.

Der Pazifik

Was uns auffällt, sind die Tsunami-Warnschilder überall. Chile ist Erdbeben-Land und der flache Küstenstreifen im Falle eines Tsunamis hochgradig gefährdet. Überall stehen Schilder, die auf die Gefahrenzone und die Richtung der Fluchtwege hinweisen. (Weg vom Meer, wer hätte das gedacht!) Auch im Stadtplan ist die Linie der sicheren Zone eingezeichnet.

In der Innenstadt hat man eine Straße mit hübschen, alten Holzhäusern zur Fußgängerzone gemacht. Veranden und tiefe Fenster prägen das Bild. Die Schienen der historischen Straßenbahn liegen in der Straße und zwei restaurierte Wagen sind zu bewundern.

Historischer Straßenbahnwagen.

Liebevoll restaurierter Straßenbahnwagen

Rund um die Plaza Prat mit dem Uhrturm in der Mitte stehen schöne Gebäude wie das Theater oder das spanische Haus.

Plaza Prat mit hohem weißen Turm.

Uhrturm und Theater auf der Plaza Prat

Haus mit blau-weißen Kacheln als Dekor.

Casa Español mit schöner Kachel-Fassade

Seelöwen am Hafen

Aber das beste ist die Passagierpier. Aus Holzplanken gefertigt gehen an der Seite breite Stufen bis zum Wasser hinunter. Hier aalen sich die faulsten Seelöwen, die wir je gesehen haben!

Seelöwe liegt auf dem Rücken.

Tiefenentspannter Seelöwe

Seelöwen-Bullen streckt den Kopf hoch.

Seelöwen-Yoga?

Irgendwann wird die Ruhe kurzfristig gestört, als ein noch dickerer Seelöwe die Stufen erklimmt und den Platz beansprucht, an dem der bisher dickste Seelöwe liegt. Mit weit aufgerissenen Mäulern brüllen sie sich an, dann räumt Nr. 2 das Feld. Die Hierarchie ist klar.

Zwei Seelöwen fauchen sich an.

Kleine Machtkämpfe erhalten die Hierarchie

Schiffsrundfahrt in Iquique

Wir entschließen uns spontan zu einer Bootsfahrt. Diese führt entlang der Küste bis zu der Boje, die den Ort markiert, an dem die chilenische Korvette Esmeralda gesunken ist. Sie wurde im Salpeterkrieg 1879 von den Peruanern versenkt, was dem Kommandanten Arturo Prat den Heldenstatus einbrachte und damit in jeder chilenischen Stadt einen nach ihm benannten Platz oder Straße. 

Boje in Blau-Weiß-Rot.

Die Esmeralda-Boje, Chiles Nationalstolz

Nachdem wir die Boje ausgiebig von allem vier Seiten bestaunt haben, geht es wieder zurück. Mit einer kleinen Hafenrundfahrt, bei der wir Pelikane, noch mehr Seelöwen und ein gigantisches Containerschiff aus Hamburg zu sehen bekommen wird der Ausflug abgerundet.

Seevögel auf der hafenmauer in Iquique.

Pelikan und schwarz-weiße Vögel, die KEINE Pinguine sind. Schade!

Großes Containerschiff.

Grüße aus Hamburg

Ein Nachbau der Esmeralda liegt im Hafen von Iquique. Genauer gesagt, am Hafen, auf festem Land mit einem Pool drumherum. Wahrscheinlich um ganz sicher zu gehen, dass die Esmeralda nicht noch mal versenkt wird.

Das Heck der Esmeralda.

Esmeralda, die Zweite

Iquique nach dem Sturm

Im Morgengrauen des nächsten Tages fegt ein Sandsturm über Iquique. Dächer werden abgedeckt, Palmen und Strommasten knicken um.

Umgeknickter Baum.

Sturmopfer

Wellblechplatten liegen im Vorgarten.

Abgedeckte Dächer

Viele Geschäfte in der Innenstadt bleiben geschlossen, weil die Stromversorgung nicht mehr funktioniert. Der Sturm bringt einen Temperatursprung, es werden über 30 Grad gemessen. Spontan nutzen wir die unerwartete Wärme für einen relaxten Tag am Strand.

Gina mit den Füßen im Meer.

Der erste Strandtag auf unserer Weltreise!

Micro-Fahren in Iquique

Der Umzug in eine andere Airbnb-Wohnung im Süden Iquiques bringt eine neue Erfahrung mit sich: Micro-Fahren.

Da das Zentrum nun nicht mehr in fußläufiger Entfernung liegt, nutzen wir die Kleinbusse, Micros genannt. Davon fahren unzählige durch die Straßen. Es gibt keine festen Haltestellen, man braucht nur am Straßenrand zu winken und das Micro stoppt.

Genauso funktioniert das Aussteigen, man wird an der gewünschten Stelle raus gelassen. Den Fahrpreis von etwa 60 Cent entrichtet man beim Einsteigen beim Fahrer, der das Geld in einer anscheinend selbst gezimmerten Sperrholzkiste sammelt.

Fahrer im Micro in Iquique.

Micro-Fahrer

Meist läuft das Lieblings-Radioprogramm des Fahrers. Da alle paar Minuten ein Micro vorbeikommt sind wir schnell im Zentrum.

Schau hier unser Kurz-Video übers Micro-Fahren:

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube. Details siehe Datenschutz.

Der Sturm-Tag war der letzte, der uns mit Sonnenschein verwöhnte. Danach gibt es nur noch Küstennebel und dicke Wolken.

Nebel über dem Meer.

Blick aus unserem Fenster: Lohnt sich das Aufstehen überhaupt?

Ausflüge nach Humberstone und La Tirana

Zwei Tagesausflüge führen uns jedoch aufs sonnige Hochplateau in die Wüstenwärme. Einmal geht es in die Geisterstadt der aufgegebenen Salpetermine Humberstone.

Ein zweiter Ausflug führt uns nach La Tirana. Anscheinend steht unsere Reise ja unter dem Motto “Wo wir sind, ist Party”. In La Tirana findet gerade das wichtigste religiöse Fest Nordchiles statt. Der Höhepunkt ist kommenden Samstag, aber bereits die ganze Woche vorher finden Prozessionen und Tänze von bunt kostümierten Gruppen statt.

Tänzerinnen in blau-weißen Kostümen.

Konzentrierte Tänzerinnen

Wie überall in den Anden haben sich christliche und indigene Bräuche vermischt.

Drei Prozessionsschreine mit Marienstatuen.

Gleich drei Marias am Start. Gibt das ein Wettrennen?

Indigenes Kostüm.

Maskenmann mit eher indigenem Ursprung

La Tirana ist ein 500-Seelen-Dorf, das in der Festwoche von 3000 Gästen besucht wird. Geschäftstüchtig haben die Busunternehmen auch gleich die Fahrpreise dorthin erhöht.

Rund um die Plaza stellen sich die verschiedenen Gruppen auf und führen ihre Tänze vor. Jede hat ihre Musikanten dabei, das Haupt-Rhythmusinstrument ist die Trommel.

Trommler am STraßenrand.

Trommler in vollem Einsatz

Da diese oft nur wenige Schritte von der nächsten Gruppe entfernt sind, überlagert sich die Musik zu einem Riesenlärm. Die Kostüme sind vom Stil meist indigen geprägt, erinnern von der Machart her allerdings an billige Karnevalskostüme. Einzig zwei Darsteller mit kunstvollen Masken stechen hervor.

Frauen in Indianer-Kostümen.

Indianische Tanzgruppe

Rotes Teufelskostüm.

El Diablo!

Hier ist ein Video, das verschiedene Tanzgruppen in Aktion zeigt:

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube. Details siehe Datenschutz.

Nach einer Stunde dröhnt uns der Kopf von dem Getrommel und wir fahren weiter nach Pica, einem hübschen Oasenort mitten in der Wüste.

Haus im Kolonialstil.

Haus in Pica

Hier werden Zitrusfrüchte, vor allem die berühmten Pica-Limonen angebaut. In krassem Gegensatz zu den grünen Plantagen steht die herbe Wüstenlandschaft ringsum.

Pica ist auch wegen seiner Thermen bekannt. Als wir aber einen Blick in das Getümmel in dem kleinen Felsenbecken werfen, verzichten wir auf das Bad. Es ist gerade Ferienzeit in Chile und dementsprechender Andrang. Nachdem wir die lebensgroße Plastik des letzten Abendmahls in der Dorfkirche bewundert und eine Pica-Limonade genossen haben, fahren wir zurück ins wolkige Iquique. 

Lebensgroße Figuren beim Letzten Abendmahl.

Sehr anschaulich und lebensgroß

Insgesamt bleiben wir über eine Woche in der Stadt, schlendern durch die bezaubernde Altstadt, gucken den Seelöwen beim Faulenzen zu, essen gut und günstig auf dem Markt und üben unser Spanisch beim Abendessen mit unserer Gastfamilie.

Ausflug in die Geisterstadt Humberstone

Gina steht am Willkommensschild in Humberstone.

Willkommen in Humberstone

Humberstone ist eine ehemalige Salpetermine, die fast hundert Jahre in Betrieb war. Für die Arbeiter und Angestellten wurde eine ganze Stadt unmittelbar daneben errichtet, mit Schule, Kirche, Theater und Krankenhaus.

Blick von oben auf das Minengelände.

Hier wurde der Salpeter gewonnen

Rostige Lok.

Lok Rusty

Nachdem die Mine Anfang der 1960er Jahre aufgegeben wurde, rostet und verfällt alles im Wüstenwind vor sich hin. Inzwischen ist Humberstone zum UNESCO-Welterbe erklärt worden. Von Iquique aus ist es relativ einfach mit dem öffentlichen Bus zu erreichen.

Straße mit einfachen Wohnhäusern in Humberstone.

Wohnhäuser der Arbeiter – klein und nicht fein

GEbäude mit rissiger Fassade.

Der Zahn der Zeit…

Viele Stunden verbringen wir auf dem riesigen Gelände, das Industriedenkmal und Zeugnis des alltäglichen Lebens in der Wüstenstadt ist.

Mit diesem kurzen Video zeigen wir dir die Geräusche einer Geisterstadt im Wüstenwind:

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube. Details siehe Datenschutz.

Und zum Vergnügen der Besucher kann man sich in historischen Kostümen ablichten lassen:

Gina in historischem Kostüm.

Steht mir doch gut, oder?

Tipps zum Erkunden von Humberstone

  1. Busse nach Humberstone fahren von Iquique in der Nähe des Mercado Central in der Straße Barros Arana zwischen Latorre und Zegers ab. Die Busse verkehren ungefähr im halbstündigen Takt. Es gibt drei oder vier Unternehmen, die alle die gleichen Preise haben. Die Fahrt bis Humberstone kostet (Stand Juni 2016) 2000 Pesos (circa 2,80 €).
  2. Unbedingt den Busfahrer darauf hinweisen, dass du nach Humberstone möchtest. Die meisten Passagiere fahren weiter bis nach Pica und die Verkäuferin der Fahrkarten teilt dem Fahrer nicht unbedingt mit, dass jemand in Humberstone aussteigen will.
  3. Die Haltestelle liegt an der Schnellstraße. Du gehst über die Pasarela (Fußgängerbrücke) und folgst dem Zuweg. Nach fünf Minuten Fußweg erreichst du den Eingang.
  4. Der Eintritt beträgt 3000 Pesos (4,20 €). Wir haben keinen Übersichtsplan erhalten. Am besten, du fotografierst den Plan am Eingang, um den Überblick zu behalten. Es sind auch immer wieder Wegweiser aufgestellt, die die Richtung in die verschiedenen Teile zeigen.
  5. Erläuterungen zu den Gebäuden und Ausstellungsstücken sind auf Englisch und Spanisch vorhanden.
  6. Das Gelände ist uneben und steinig. Feste Schuhe sind sehr ratsam. Außerdem solltest du an Sonnenschutz, Wasser und Proviant denken, du bist schließlich in der Wüste. Es gibt einen Kiosk, wo du Getränke und Snacks kaufen kannst, aber nur Kleinigkeiten.
  7. Wenn du noch Zeit und Lust hast, kannst du auch noch die benachbarte Salpeterstadt Santa Laura besuchen.
  8. Für die Rückfahrt gehst du zur Schnellstraße zurück an die Haltestelle Richtung Iquique. Dort winkst du dem nächsten Bus, der kommt.
    Gina betritt rostiges Wellblechgebäude.

    Viel Spaß beim Erkunden!

Antofagasta und das Paranal-Observatorium

Nach Antofagasta im Norden Chiles sind wir hauptsächlich gekommen, um das Paranal-Observatorium oder auch VLT, das Very Large Telescope zu besichtigen. Einen Besichtigungstermin des weltweit größten optischen Teleskops hatten wir schon Anfang des Jahres gebucht. Aber dazu später.

Kleine Spiegel des Paranal-Observatoriums

Unser Ziel: Das Paranal-Observatorium

Die Busfahrt von Iquique nach Antofagasta ist geprägt von einem einmaligen Panorama. Rechts erstreckt sich der strahlend blaue Pazifik, während links atemberaubende Landschaften der Atacamawüste vorbeiziehen. Wie fast immer ist es uns gelungen, die vorderen Sitzplätze oben im Doppeldeckerbus zu ergattern. So können wir den Ausblick auf die Strecke perfekt genießen.

Straße am Pazifik

Traumhafte Strecke am Pazifik entlang

Antofagasta entdecken

Antofagasta liegt in Chile etwa 1.300 km nördlich von Santiago de Chile am Rande der Atacama Wüste. Außerdem liegt es am Meer. Wir lassen uns gerne verlocken, am Hafenmarkt die heimische Küche auszuprobieren, wo Fisch und Meeresfrüchte den Speiseplan dominieren. An zahlreichen Ständen wird fangfrischer Fisch feilgeboten. Kleine Essensstände bereiten ihn superfrisch und lecker zu, und das zu kleinen Preisen.

Fische auf dem Markt

Dicke Fische…

Zwei Pelikane

Die Beiden hätten gerne was ab von den Fischen

An der Mole lassen sich leider keine Seelöwen blicken, dafür entschädigen zahlreiche Pelikane mit ihren watschelnden Landgängen.

Eine alte Pier mit Schienen lädt zum Flanieren ein. Diese wurde früher zum Transport und Verladen von Erzen und fertigen Minenprodukten genutzt.

Seebrücke mit Kränen

Sieht nach Arbeit aus, ist heute aber Flaniermeile

Gegenüber befindet sich die alte Eisenbahnstation. Leider ist diese nicht öffentlich zugänglich, wir können jedoch durch den Gitterzaun alte Lokomotiven bestaunen.

Die alte Silberschmelze in Antofagasta

Die Stadt verdankt ihren Wohlstand den nahegelegenen Salpeterminen, die in den Tiefen der Atacamawüste die Bodenschätze zu Tage förderten. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Minen eröffnet.

Später, als die Salpetergewinnung unwirtschaftlich wurde, förderte man Erze.  Die Erze wurden bis aus dem weit entfernten Bolivien her mit der eigens dafür gebauten Eisenbahn gebracht. Hier in Antofagasta wurden sie auf Schiffe verladen. Heute können die Ruinen einer alten Anlage zur Silberschmelze besichtigt werden.  Die Anlage wirkt auf den ersten Blick wie eine antike Inkastätte.

Ruine der Silberschmelze

Die Reste der Silberschmelze. Sieht doch aus wie bei den alten Inkas

Im angeschlossenen Museo del Desierto findet man Erläuterungen zur Geschichte des Bergbaus und zur geologischen Historie der Wüste. Direkt daneben ist das Kunstwerk “Out of Sync” zu bewundern.  Es ist ein Werk aus 10.000 im Boden steckenden Narzissen des chilenischen Bildhauers Fernando Casasempere. Hergestellt wurden sie aus Recycling-Materialien des Bergbaus.

Kunstwerk aus Narzissen

10.000 Narzissen

Außerdem ist zu meiner Freude auch der Prototyp eines Marsroboters ausgestellt. Die nahegelegene Atacamawüste gilt als trockenste Wüste der Welt. Sie ähnelt stark der Marsoberfläche, weshalb der Marsroboter hier getestet wurde.

Marcus und der Marsroboter

Marcus und der Marsroboter

Das Paranal-Observatorium bei Antofagasta

Was auch einen weiteren Grund darstellt, ein Riesenteleskop in die Wüste zu stellen. Da es in der trockenen Gegend fast nie Wolken gibt, die Luft sehr klar ist und in großem Umkreis kein künstliches Licht stört, ist dieser Platz ideal. 130 km von Antofagasta auf 2600 Meter Höhe des Cerro Paranal gelegen wurde das Teleskop 2001 in Betrieb genommen, um unter anderem den Ursprung des Universums zu erforschen. Dazu wurde der Berg Paranal um 30 Meter abgetragen, um auf der Kuppe eine genügend große ebene Fläche zu schaffen.

Da unser ursprünglicher Plan, mit dem Mietwagen dorthin zu fahren an einem saisonalen Mangel an verfügbaren Mietautos scheitert buchen wir eine geführte Bustour zum Paranal-Observatorium.  Die sehr engagierte Reiseleiterin spricht sogar Deutsch und freut sich, dass wir ihr die Gelegenheit bieten, es anzuwenden.

Am Paranal angekommen, werden wir mit Helmen ausstaffiert. Hier übernimmt eine Mitarbeiterin des Observatoriums die Führung. Nach einem informativen Video geht es auf das Gelände des VLT.

Gina mit weißem Schutzhelm

Gina hat gut lachen – gleich geht die Besichtigung des Paranal-Observatoriums los

Marcus mit weißem Helm vor dem Eingang des Paranal-Observatoriums

Und auch Marcus freut sich schon

Die weißen und silberfarbenen Gebäude blenden uns in der grellen Sonne. Dazu pfeift ein kalter Wind um unsere Ohren. Da sind wir froh, als es ins Innere des Hauptteleskops geht. Der große Spiegel mit 8 Meter Durchmesser kann mit mehreren kleinen Spiegeln zusammengeschaltet werden und erhält dadurch eine enorme Leistungsfähigkeit. Die kleinen Spiegel sind in kuppelförmigen Körpern untergebracht, die auf Schienen in verschiedene Positionen geschoben werden können.

Die Anlage des Observatoriums

Die Anlage des Observatoriums

Spiegel des Teleskops

In der Mitte sieht man den riesigen Spiegel des Teleskops – Made in Germany

Spaßbad in der Atacamawüste

Die Mannschaft, die das Paranal-Observatoriums bedient, wartet und die Auswertungen durchführt, wohnt in einem extra dafür gebauten unterirdischen Hotel. Unterirdisch deswegen, damit nachts kein Licht austritt und den Betrieb des Teleskops stört. Der Eingangsbereich des Hotels auf dem Paranal wirkt wie eine moderne Spaßbad-Architektur mit den vielen Pflanzen und dem Schwimmbecken. Wer würde da nicht gerne arbeiten?

Große flache Kuppel im Wüstenboden

Unter der Kuppel versteckt sich das Hotel

Schwimmbecken umgeben von tropischer Vegetation

Und so sieht’s drinnen aus

Die Mitarbeiter sind meist für mehrere Wochen in Schichten hier, um ein bestimmtes wissenschaftliches Projekt zu bearbeiten. Da das Paranal-Observatorium von der europäischen Organisation ESO betrieben wird, sind neben chilenischen auch viele europäische Mitarbeiter an Bord.

Infos zu Antofagasta und dem Paranal-Observatorium

  • Hinkommen: Antofagasta erreichst du mit guten Fernbussen sowohl von Santiago de Chile aus oder vom Norden her (Iquique, Arica, Peru). Wer es eilig hat, kann auch mit dem Flugzeug anreisen.
  • Unterkunft: Wir haben unser Hotel über Booking gebucht. Da wir erst kurzfristig gebucht haben und ein regionaler Feiertag war, war die Auswahl etwas eingeschränkt. So haben wir uns für ein Hotel etwas außerhalb des Zentrums entschieden. Mit Nahverkehrsbussen sind wir gut in die Stadt gekommen.
  • Restaurants: Natürlich gibt es zahlreiche Restaurants in der Innenstadt. Unser Tipp: Die Essensstände im Fischmarkt, wo du günstig frische Fisch- und Meeresfrüchtegerichte verspeisen kannst.
  • Paranal-Teleskop: Das VLT kann jeden Samstag kostenlos besichtigt werden. Es gibt Führungen (auf Englisch und Spanisch) um 10 Uhr und um 14 Uhr. Über die Homepage der ESO musst du dich vorher anmelden. Wenn du dich individuell dort anmeldest, buch dir rechtzeitig ein Mietauto, um zum Paranal zu kommen. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel dorthin. Oder du buchst über eine Agentur in Antofagasta eine Bustour. Die Kosten für die Bustour und für ein Mietauto sind vergleichbar.