Aktualisiert am 03/08/2020 von Gina
Nach zwei Tagen in Petra fahren wir weiter ins Wadi Rum – noch mehr Wüste. Jordanien besteht zu 90 Prozent aus Wüste, doch Wadi Rum ist zum Inbegriff der jordanischen Wüste geworden. In einem Beduinencamp wollen wir Einsamkeit und nächtlichen Sternenhimmel auf uns wirken lassen.
Dieser Artikel enthält Werbung in Form von Affiliate-Links. Diese sind mit einem * gekennzeichnet. Wenn du über diese Links etwas bestellst, erhalten wir eine kleine Provision, mit der du uns hilfst, die Kosten für unseren Blog zu tragen. Für dich ändert sich am Preis natürlich nichts.
Wadi Rum Village
Die Fahrt von Petra ins Wadi Rum führt über den Kings Way schließlich auf den berühmt-berüchtigten Desert Highway. Hier sind die LKW unterwegs, die zwischen dem Hafen von Aqaba und Amman verkehren, riesige, schwer beladene Ungetüme. Steigungen bewältigen viele von ihnen nur im Schneckentempo. Der Asphaltbelag ist durch die schweren Fahrzeuge in deutlich schlechterem Zustand als auf dem Kings Way.
Der Abzweig zum Wadi Rum ist deutlich ausgeschildert. Schnurgerade zieht sich die Straße durch die faszinierende Wüstenlandschaft. Seitlich davon verlaufen die Schienen der Hejaz-Eisenbahn.
Im Wadi Rum Visitor Center melden wir uns an und fragen nach unserem vorgebuchten Camp. Wir sollen noch weiter fahren bis nach Wadi Rum Village. Dort endet die befestigte Straße und wir werden am Parkplatz von Suleiman empfangen und zu seinem Büro gebracht.
Nachdem wir mit dem obligatorischen süßen Tee versorgt sind, macht Suleiman uns Vorschläge für unsere Wüstentage. Wir haben zwei Nächte gebucht und daher anderthalb Tage zur Verfügung. So entscheiden wir uns für eine Jeeptour heute nachmittag, die uns zu den Sehenswürdigkeiten des Wadi Rum bringen soll. Für den nächsten Tag buchen wir eine geführte Wanderung auf einen Berg an der Grenze zu Saudi Arabien. “Only hiking, no climbing”, versichert uns Suleiman und fragt dennoch Victoria mehrmals, ob sie glaubt, dass ich die Wanderung schaffen werde.
Mit dem Jeep zu den Sehenswürdigkeiten von Wadi Rum
Unser Gepäck wird auf die Ladefläche eines Pick-Ups geworfen, wir dürfen in der Kabine mitfahren. Dafür entschuldigt man sich, sie haben gerade keinen Wagen mit Freiluft-Sitzfläche. Finden wir nicht so schlimm, wir können auch aus dem Fenster heraus die Szenerie bewundern.
Dann geht es über die Sandpisten hinaus ins Wadi Rum. In wunderschönen Rottönen leuchten die bizarren Felsformationen. Wir können uns gar nicht sattsehen.
Unser erster Stopp ist bereits kurz hinter Wadi Rum Village. Lawrence’s Spring, also die Quelle von Lawrence von Arabien soll sich oben auf dem von riesigen Felsbrocken übersäten Hang befinden. Unser Guide macht eine vage Geste zu einem grünen Bäumchen am Hang und verzieht sich in das Teezelt. Wir können keinen Weg zu der illustren Quelle von Lawrence erkennen und verzichten auf eine Kletterpartie. An einem Felsen entdecken wir nabatäische Zeichnungen. Ein paar Kamele weiden im Talgrund und bieten idyllische Fotomotive.
Zurück am Teezelt werden wir natürlich ebenfalls zum Tee eingeladen. Eine Zeremonie, die sich nun an jeder Sehenswürdigkeit wiederholen wird: Unser Guide zeigt uns, in welche Richtung wir gehen soll, um dies und das zu gucken, fläzt sich ins Teezelt, in das wir nach vollbrachter Besichtigung geladen werden. Angesichts der Tatsache, dass es keine Toiletten gibt entsteht im Laufe des Nachmittags ein gewisser Blasendruck…
Die Teezelte bieten natürlich auch immer einen Tisch mit Verkaufsware, von Teemischungen bis zu kitschigen Souvenirs. Allerdings sind die Verkäufer sehr unaufdringlich.
Felsbrücken und Sanddünen im Wadi Rum
Unsere Jeeptour führt uns zur Roten Düne, die gegen eine Felswand geweht ist. Während unser Guide sich im Teezelt niederlässt, stapfen wir keuchend hinauf. Ganz schön anstrengend, durch immer wieder nachrutschenden Sand! Der Sand ist warm und weich unter unseren nackten Füßen. Oben angekommen, werden wir mit fantastischen Ausblicken über die rote Landschaft des Wadi Rum belohnt. Winzig klein, wie eine Miniatur können wir unseren Jeep am Fuße der Düne erkennen.
Unterwegs zur Felsenbrücke halten wir in einer weiten Ebene, die von bizarren Felshügeln umgeben ist. Hier ist der Drehort, an dem Filme wie “Lawrence von Arabien” und “Der Marsianer” aufgenommen wurden.
An der Felsbrücke steigt unser Guide diesmal sogar mit auf die Felsen. In einer leichten Kletteraktion erreichen wir die Höhe. Oben angekommen dirigiert er uns zur richtigen Stelle, um Fotos von uns zu schießen. Da, wo wir stehen, können wir nämlich gar nicht erkennen, wo genau das Loch im Felsen unter uns ist.
Eine weitere, viel höhere Felsbrücke erreichen wir im sanften Licht der Abendsonne. Als ich den steilen Aufstieg sehe, winke ich ab und genieße das Naturschauspiel lieber von unten. Victoria klettert einen Teil des Felsens hoch. Da unser Guide drängt, damit wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang am Camp sind steigt sie nicht bis ganz oben.
Canyons im Wadi Rum
Auf einem kleinen Sims laufen wir in einen schmalen Canyon in der hoch aufragenden Felswand. Die Wände rücken immer enger zusammen, über uns ist das winzige blaue Band des Himmels. Immer wieder entdecken wir Felszeichnungen der Nabatäer an den Wänden. Am Ende verschließt sich der enge Canyon, hier käme man nur mit Kletterausrüstung weiter.
Ein weiterer Stopp führt uns zum Haus von Lawrence von Arabien. Es ist nicht sonderlich spektakulär, ein ehemaliger kleiner Nabatäer-Tempel mit gemauerten Wänden, den man nur von außen angucken kann. Aber auch hier bietet sich wieder die Gelegenheit, auf den erodierten Felsen herumzuklettern und einmal mehr die Aussicht über die rötliche Wüste des Wadi Rum zu bestaunen.
Der Höhepunkt unserer Jeeptour ist der große Canyon. Hier werden wir an einer Seite abgesetzt, bekommen in schlechtem Englisch Instruktionen, wo wir entlang laufen sollen und werden auf der anderen Seite des Canyons von unserem Jeep erwartet. Angesichts der sandigen Fläche fragen wir, ob wir feste Schuhe brauchen und bekommen die Antwort: “It is only sand.” Daher geht Victoria in Flipflops.
Wir wandern an der Seite eines großen Felsblocks entlang, bis wir auf den Baum stoßen, der den Eingang zum Canyon markiert. Hinein in die schattige Schlucht geht es auf weichem Sand. Rechts und links strecken sich die Granitwände fast senkrecht in die Höhe. Zahlreiche Fußspuren im Sand beweisen, dass wir heute nicht die ersten Touristen sind, die den Canyon durchwandern.
Plötzlich stehen wir vor einem riesigen Felssturz, der den Canyon versperrt. Wir trauen unseren Augen nicht. Gewaltige Felsblöcke türmen sich meterhoch übereinander. Nur Sand? Für einen Moment zweifeln wir, ob wir den richtigen Weg gefunden haben. Gehen sogar noch mal ein Stück zurück, um zu sehen, ob wir irgendwo einen Abzweig verpasst haben. Doch die steilen Wände lassen keinen Ausweg zu.
Victoria klemmt sich ihre Flipflops in den Bund und klettert barfuß über die Brocken hoch, um den Weg zu erkunden. Zum Glück habe ich meine Sneaker an und folge ihr. Etwas mühsam, aber mit vereinten Kräften schaffen wir es.
Der Rest des romantischen Wegs durch den Canyon ist wie beschrieben “only sand”.
Abend im Beduinencamp im Wadi Rum
In halsbrecherischer Fahrt heizt unser Guide unter den Strahlen der tiefstehenden Sonne nun Richtung Camp, damit wir von dort aus den Sonnenuntergang erleben können. “Sorry for fast”, ruft er uns zu, während wir auf dem Rücksitz hin- und hergeworfen werden.
Wir erreichen das Beduinencamp und suchen uns einen Sandhügel aus, wo wir uns niederlassen. Die Füße im warmen Sand vergraben beobachten wir, wie die Sonne hinter den Hügelketten des Wadi Rum langsam versinkt.
Nachdem wir uns in unserem Zelt eingerichtet haben, dauert es nicht lange, bis wir zum Dinner gerufen werden.
Um ein flackerndes Lagerfeuer nehmen wir mit einer Handvoll anderer Gäste auf den ausgebreiteten Polstern Platz. Einer der Beduinen spielt ein Saiteninstrument und singt dazu. Wir bekommen aromatisch duftenden Tee eingeschenkt. Über uns erhebt sich an einer Seite die nachtschwarze Felswand, hoch darüber schimmert der Sternenhimmel. Die Milchstraße ist deutlich zu erkennen, daneben Millionen weiterer Sterne. Als Vorspeise reichen uns die Beduinen köstliche, würzige Linsensuppe im Becher.
In einem Erdofen, unter dem Sand vergraben wurden Hähnchenteile und Gemüse gegart und nun in einer feierlichen Prozedur hervorgeholt. Dazu gibt es die üblichen Köstlichkeiten Jordaniens, wie Hummus, Lebaneh, verschiedene Tomaten-Gurken-Salate und das dünne Fladenbrot.
Wanderung zum Jebel Hash
Am nächsten Morgen klettern wir auf die Freiluft-Kabine eines typischen Jeeps des Wadi Rum. Unser Guide Teysir spricht deutlich besser Englisch als unserer gestriger Guide. Es ist noch empfindlich kalt, wir kuscheln uns in unsere Daunen- und Fleecejacken. Teysir reicht uns seinen Schaffellmantel, den wir uns über die Beine legen. Er und ein junger Mann, der kein Wort Englisch spricht und wohl als eine Art Azubi mitkommt besteigen den Jeep und los geht es. Aus der Fahrerkabine tönt lauter Gesang, Beduinen sind offenbar sehr musikliebend.
Bei einer großen Kamelherde halten wir an. An die fünfzig Kamele, ausgewachsene und Jungtiere werden von ihrem Hirten mit einem Tankwagen mit Wasser versorgt. Keines der Tiere ist zum Reiten aufgezäumt. Es ist schön, sie zu beobachten, wie sie elegant und würdevoll durch den Sand schreiten. Teysir bringt uns eine Flasche Kamelmilch zum Kosten. Sie schmeckt etwas wässrig und leicht salzig.
In einem steinigen Wadi beginnen wir unsere Wanderung. Der Azubi darf das Auto zum Zielort fahren. Teysir schultert unseren Rucksack und schürzt sich das knöchellange Gewand um die Hüften. Wir beginnen den Aufstieg durch das Wadi. “No climbing”, hat uns Suleiman versichert, aber nach der gestrigen “It’s only sand”-Aussage sind wir skeptisch. Doch es geht tatsächlich nur über Felspfade und Granitplateaus hinauf. Manchmal recht steil, doch meistens moderat erreichen wir nach zwei Stunden den höchsten Punkt auf knapp 1700 Meter. Eine flache Wüstenebene breitet sich vor uns aus. Gegenüber erheben sich schwarze Berge, hinter denen Saudi Arabien beginnt.
Mit der grandiosen Aussicht vor den Augen lassen wir uns zu einem kleinen Imbiss nieder. Auf der Höhe weht ein frischer Wind, der uns wieder in unserer warmen Jacken schlüpfen lässt. Von wegen, es ist heiß in der Wüste! Im Winter liegt hier sogar Schnee, wie Teysir uns berichtet.
Lunch vom Lagerfeuer im Wadi Rum
Nach unserer Wanderung fahren wir in eine der malerischen Schluchten des Wadi Rum. Die lotrechten Felswände rücken so eng zusammen, dass wir gerade mit dem Jeep durchpassen.
Dann erweitert sich der Canyon wieder zu einem kleinen Kessel. Auf dem weichen Sand wird eine Decke ausgebreitet. Fachmännisch entfachen unsere Beduinen ein Lagerfeuer, auf dem bald das Wichtigste kocht – das Teewasser. Teysir schnippelt Tomaten und Zwiebeln und kocht in einem rußgeschwärzten Topf die Mahlzeit. Die Brotfladen werden direkt auf der Glut des Feuers erhitzt.
Nachdem wir es uns haben schmecken lassen, geht es mit einer Rundfahrt durch die Weiße Wüste langsam zurück zum Camp. Unterwegs halten wir an einem Solitärfelsen, an dem Teysir seinem jungen Begleiter demonstriert, wie man da hoch klettert. Das ist Unterhaltung vom Feinsten, denn nachdem er triumphierend oben angekommen ist, weiß er nicht mehr runterzukommen. Also wird der Azubi angewiesen, den Jeep vor den Felsen zu kurven, damit Teysir über das Dach des Autos absteigen kann.
Ein weiterer Abend mit Beduinen-Essen aus dem Erdofen und einem fantastischen Sternenhimmel über unseren Köpfen beschließt unsere Zeit im Beduinen-Camp im Wadi Rum.
Informationen zum Wadi Rum
-
-
-
- Hinkommen: Mit dem Mietwagen kommst du bis zum Wadi Rum Village. Danach endet die befestigte Straße und es geht nur noch über Pisten durch die Wüste.
- Eintritt: Im Visitor Center bezahlst du 5 JD Eintritt pro Person. Der Eintritt ist auch im Jordanpass enthalten, für Schwerbehinderte ist der Eintritt frei.
- Unterkunft: Zahlreiche Beduinencamps bieten Übernachtungsmöglichkeiten. Wir haben unser Camp über Booking* gebucht. Es gibt Camps von luxuriös bis basic. Achte darauf, dass du ein einsam liegendes Camp ohne Partyatmosphäre buchst (es sei denn , du stehst auf sowas). Die Camps bei Diseh liegen wohl am Ortsrand dicht nebeneinander und bieten laute Musikbeschallung. Einige Camps haben auch eigene Homepages, über die du buchen kannst.
- Ausrüstung: Der Talboden des Wadi Rum liegt auf 1000 Meter Höhe. Wir sind auf unserer Wanderung bis 1700 Meter aufgestiegen. Dort weht im Oktober schon mal ein frischer Wind und wir waren froh über die warmen Jacken, die wir mit hatten. Auch abends wird es frisch. Die Decken im Camp waren warm genug. Wir empfehlen ein leichtes Seideninlett* oder ähnliches, denn es gibt keine Bettbezüge. Für tagsüber ist natürlich Sonnenschutz wichtig. Wasser wurde uns in ausreichender Menge im Camp und auf den Touren zur Verfügung gestellt.
- Jeeptouren im Wadi Rum: In der Regel bieten die Camps verschiedene Touren an, die du kurzfristig dort buchen kannst. Wenn du noch nichts vorgebucht hast, kannst du auch beim Visitor Center Übernachtungen und Touren buchen.
- Aktivitäten: Außer Jeeptouren kannst du – teils mehrtägige – Wanderungen, Klettertouren, Kameltouren, Ballonfahrten und Rundflüge buchen. Außer im Visitor Center bieten auch viele Verantalter in Wadi Musa (Petra) und in Aqaba Touren ins Wadi Rum an.
- Bücher und Filme: Zur Einstimmung auf Wadi Rum oder zum Nach-Träumen emfehle ich dir den Film-Klassiker Lawrence von Arabien*. Wer noch tiefer ins Leben von Lawrence von Arabien eintauchen will greift zu seinem Buch Die sieben Säulen der Weisheit*. Ein weiterer Film, der in der wüsten Kulisse des Wadi Rum gedreht wurde ist Der Marsianer*
- Infos vom jordanischen Tourismusamt zu Wadi Rum findest du hier: Visit Jordan
-
-
Weitere Stationen unserer Rundreise durch Jordanien:
- Die Felsenstadt Petra – Jordaniens Weltwunder
- Zum Kloster Ad Deir durchs Hinterland von Petra
- Über den Kings Way zur Kreuzritterburg Kerak
- Madaba, Jerash und das Tote Meer
- Rundreise Jordanien – Tipps für den Mietwagen-Roadtrip
Das liest sich wieder klasse! So viel Wüste ist schon beeindruckend.
Vielen Dank!
Ich liebe Wüste… :-)
Sehr schöne Geschichte mit tollen Bildern. Das fehlt mir noch. Aber irgendwann komme ich da auch noch hin.Und dann werde ich viele deiner Tipps ausprobieren.
Liebe Roswitha,
vielen Dank!
Es war wirklich wunderschön dort. Ich drücke dir die Daumen, dass du auch bald mal in den Genuss dieser einzigartigen Landschaft kommst.
Liebe Grüße Gina
Awww! Wenn ich diese Bilder sehe, wächst meine Vorfreude in Unermessliche. Allerdings glaube ich jetzt, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, nur eine Nacht im Wadi Rum einzuplanen.
Danke für diese tollen Eindrücke!
Liebe Grüße
Angela
Die Vorfreude ist sehr berechtigt. Wadi Rum war unser Höhepunkt in Jordanien, noch vor Petra.
Ich denke, auch mit einer Übernachtung im Wadi Rum wirst du mit tollen Eindrücken belohnt werden.
Liebe Grüße
Gina
[…] Wadi Rum – Jeep-Tour und Beduinen-Camp […]
[…] Unsere Bloggerkollegen Gina und Marcus von 2onthego haben auf ihrer Jordanien Rundreise auch einen Stopp in der Wüste eingelegt – ihr Bericht zur Jeep-Tour und der Nacht im Beduinen-Camp. […]