Aktualisiert am 17/06/2024 von Gina

Wetzlar hat schöne Sehenswürdigkeiten zu bieten und ist ein toller Tipp für ein Wochenende. Die Mittelstadt in Hessen hat früher – vom 12. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts – als Reichsstadt fungiert. Aus dieser wohlhabenden Zeit entstanden eindrucksvolle Gebäude wie der Dom und eine gepflegte Altstadt.

Die historische Altstadt mit ihren schmalen Gassen und schmucken Fachwerkhäusern hat viel Flair. Ein großer Pluspunkt ist, dass Wetzlar längst noch nicht touristisch überlaufen ist wie andere historische Fachwerkorte, zum Beispiel Limburg an der Lahn.

Auch Goethe hat Wetzlar bekannt gemacht. Er hat hier einige Zeit verbracht, um am Reichskammergericht die Juristerei kennenzulernen. In dieser Zeit hat er sich unglücklich verliebt. Daraus ist der Roman „Die Leiden des jungen Werther“ entstanden.

In neuerer Zeit wurde Wetzlar durch seine Optikindustrie bekannt. Die Ernst-Leitz-GmbH, die Mikroskope und Kameras herstellte, wurde später zu Leica und ist heute noch in Wetzlar vertreten.

Mit unseren Tipps lernst du auf einem Rundgang die schönsten Sehenswürdigkeiten in Wetzlar kennen.

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1. Der Dom von Wetzlar

Sehenswürdigkeiten Wetzlar: Dom mit zwei verschiedenen Türmen.

Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten in Wetzlar: Dom mit gotischem und romanischem Turm

Unser erster Tipp: Der Wetzlarer Dom ist eine der kuriosesten Sehenswürdigkeiten. Die ursprüngliche romanische Kathedrale sollte einer prächtigeren gotischen Kirche weichen. Man war schließlich wer, und das sollte der mittelalterlichen Welt auch gezeigt werden!

Dafür wurde der alte Bau Stück für Stück überbaut, abgerissen und durch die gotischen Teile ersetzt. So ein Großbauprojekt ist nicht erst heutzutage reich an Tücken. Der Bau zog sich mehrere Jahrhunderte hin. Das war gar nicht so unüblich bei gotischen Kathedralen, denkt man zum Beispiel an den Kölner Dom.

Die unterschiedlichen Phasen kann man heute noch gut erkennen: ein Teil der Südfassade wirkt wie aus Flicken verschiedener Steine zusammengesetzt. Die Bauherren der Stadt nahmen am Ende, was immer sie bekommen konnten an Baumaterial, denn das Geld wurde knapp.

Seitenansicht des Wetzlarer Doms.

An der Südseite erkennt man deutlich die verschiedenen Baumaterialien

Leider wurde die finanzielle Lage der Stadt immer prekärer, irgendwann war sie pleite. So sehen wir heute neben dem gotischen Südturm das unvollendete Westwerk und dahinter die romanische Fassade und den romanischen Turm der ursprünglichen Kirche.

Wir finden ja, so ein zusammengeschustertes Bauwerk hat seinen Charme. Hier wird Geschichte mal so richtig lebendig. Der Wetzlarer Dom ist dadurch eine Kathedrale mit ganz eigenem Charakter und eine sehr besondere Sehenswürdigkeit.

Interessant finden wir auch, dass der Wetzlarer Dom seit Jahrhunderten als Simultankirche genutzt wird, also sowohl von der protestantischen als auch von der katholischen Gemeinde. Das ist gelebte Toleranz, die offenbar über lange Zeit funktioniert.

Öffnungszeiten des Wetzlarer Doms:

  • April bis September 9 – 19 Uhr,
  • Oktober bis März 9:30 – 16:30

2. Die historische Altstadt

Gasse mit Fachwerkhäusern.

Der Eisenmarkt in der historischen Altstadt

Vom Dom aus bietet es sich an, den Rundgang durch die historische Altstadt von Wetzlar fortzusetzen. Tipp: Es gibt einen Historischen Rundgang, der dich an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.

Du kannst dich natürlich auch einfach treiben lassen und durch die kleinen Gassen mit den hübschen Fachwerkhäuschen schlendern.

Das älteste Fachwerkhaus in Wetzlar findest du in der Gasse Brodschirm. Die Hausnummer 6 bezeichnet das Haus, das aus dem Jahr 1356 stammt.

Fachwerkhaus in Wetzlar.

Das älteste Fachwerkhaus in Wetzlar

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Altstadt:

Am Fischmarkt steht das Gebäude, das ehemals das Reichskammergericht beherbergte. Hier sollte Goethe sein juristisches Praktikum absolvieren, wozu er aber offenbar nicht viel Lust verspürte. Lieber verbrachte er seine Zeit mit seinen Kumpels und mit der schönen Charlotte, in die er sich heftig verliebte.

Der Eisenmarkt in der Altstadt von Wetzlar ist ein Tipp für ein hübsches Fotomotiv mit seinen typischen Fachwerkhäusern. Das Haus „Zur Alten Münz“ (Eisenmarkt 9) stammt aus dem Jahr 1599. Die französische Inschrift an der Seite lässt darauf schließen, dass das Gebäude von einem der wallonischen Protestanten erbaut wurde, die als Glaubensflüchtlinge in Wetzlar aufgenommen wurden.

Am Kornmarkt fällt dir sicher das Haus „Zum römischen Kaiser“ auf. Die bunte Statue eines Kaisers an der Front ist nicht zu übersehen. Das Gebäude diente in der Barockzeit als Theater und Gasthaus.

Unser Tipp: Lauf unbedingt durch die Passage, die durch das Haus führt. Dort siehst du viele bunte Bilder mit witzigen Motiven. Sie zeigen einen Kaiser in modernen und ungewöhnlichen Situationen, zum Beispiel auf dem Motorrad. In vollem Ornat natürlich.

Wandbild vom Kaiser auf Motorrad.

Eine edle Kutte trägt der Kaiser auf diesem Bild

Es gibt noch viel mehr Gebäude und Sehenswürdigkeiten, die du auf dem Historischen Rundgang bewundern kannst. In der Touristeninfo erhältst du eine Broschüre, die dich entlang des Weges leitet. Du kannst sie dir auch von der Seite der Touristeninfo herunterladen.

Tourist-Information Wetzlar:

  • Adresse: Domplatz 8, 35578 Wetzlar
  • Öffnungszeiten Mo – Fr 10 – 17 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr, So 11 – 15 (nur Mai – Sep)

3. Das Lottehaus

Während seines Aufenthalts in Wetzlar verliebte sich Goethe in Charlotte „Lotte“ Buff. Ihr Vater war Verwalter der Deutschordensritter. Von Charlottes Seite aus war die Beziehung zu dem Dichter rein freundschaftlich, sie war bereits verlobt. Die unglückliche Liebe verarbeitete er später in seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther“.

Lottehaus in Wetzlar.

Das Lottehaus

Heute ist im Lottehaus ein Museum untergebracht. Du kannst durch die Räume laufen, durch die einst Lotte und und ihr Verehrer wandelten. Historisches Mobiliar vermittelt einen Eindruck von der damaligen Zeit. Im Wertherzimmer sind alte Ausgaben des Werther-Romans, unter anderem die Erstausgabe zu bewundern.

Unser Tipp: Hol dir den Audioguide, der an der Kasse erhältlich ist. Damit erhältst du Informationen zu den Ausstellungsstücken und zum Gebäude.

Infos zum Lottehaus:

  • Adresse: Lottestraße 8 – 10, 35578 Wetzlar
  • Öffnungszeiten: Jan – Mrz: 11 – 16, Apr – Okt 10 – 17, Nov – Dez 11 – 16 Montags geschlossen
  • Eintrittspreis: 3 Euro (gilt auch für Jerusalemhaus)

Im Lottehof findest du zwei weitere Sehenswürdigkeiten: Das Viseum zeigt Technologie zum Anfassen aus der Welt der Optik und Mechanik. Im Stadtmuseum kannst du dich über die Stadtgeschichte informieren.

4. Säuturm

Natürlich war Wetzlar im Mittelalter von einer Stadtmauer mit diversen Türmen und Toren umgeben, wie sich das für eine mittelalterliche Stadt gehörte. Für ihre Instandhaltung waren die Zünfte und die Bürgerschaft verantwortlich. Im 19. Jahrhundert musste die Mauer der sich ausbreitenden Stadt weichen und wurde abgerissen. Heute kannst du den ehemaligen Verlauf der Stadtmauer noch an den Grünanlagen erkennen, die sie säumen.

Die Ringmauer war durch fünf befestigte Tore und mehrere Pforten zu durchqueren.

runder Turm der alten Stadtmauer.

Der Säuturm, letzter Rest der alten Stadtbefestigung

An einigen Stellen stehen noch Reste der einstigen Stadtmauer. Der einzige Turm, der als Sehenswürdigkeit erhalten geblieben ist, ist der Säuturm. Neben ihm war einst eine Pforte, durch die die Schweine auf die Weiden getrieben wurden, daher kommt der Name.

Der Säuturm ist nach innen, zur Stadt hin, offen. Das sparte Baumaterial und Kosten. Sehr pragmatisch gedacht…

5. Die alte Lahnbrücke

Bei deinem Rundgang durch die Altstadt von Wetzlar wirst du sicher irgendwann am Ufer der Lahn landen. Dort befindet sich eine der ältesten Sehenswürdigkeiten in Wetzlar: die alte Lahnbrücke, die seit 700 Jahren den Fluss überspannt. Die Handelsstraße von Köln nach Frankfurt führte hier entlang. Die sieben steinernen Torbögen sind mit Eisbrechern verstärkt, damit die Brücke in strengen Wintern dem Fluss standhalten konnte.

Steinbrücke mit Rundbögen.

Die alte Lahnbrücke war ein wichtiger Handelsweg

An der Brücke befindet sich heute eine Staustufe. Am gegenüberliegenden Ufer ist für die Kanufahrer ein Steg und eine Rollenbahn, um das Kanu am Wehr vorbei zu bekommen.

Unser Tipp: Wenn du dich an einem schönen Sommertag dort aufhältst, kannst du mit Sicherheit unterhaltsame Szenen beobachten.

6. Der Optik-Parcours in Wetzlar

Genug von Mittelalter und Barock? Dann haben wir noch einen Tipp für dich: Wetzlar hat eine Sehenswürdigkeit zu bieten, die du nicht überall findest.

Optische Täuschung: Eine Person wirkt viel kleiner als die andere.

Ist Marcus geschrumpft oder handelt es sich um eine optische Täuschung?

Der Optikparcours führt in fünfzehn Stationen durch die Stadt. An jeder Station kann experimentiert werden. So erlebst du optische Phänomene ganz anschaulich. Du kannst dich zum Beispiel in einem begehbaren Kaleidoskop spiegeln oder ein Stereomikroskop ausprobieren.

Leider waren ein paar Stationen des Optikparcours außer Betrieb, als wir ihn absolviert haben. Aber die restlichen Stationen haben uns viel Spaß gemacht. Wir mögen Sehenswürdigkeiten, an denen wir aktiv etwas machen können.

7. Der Leitz-Park

Ein Tipp für alle Fotografiebegeisterten ist ein Besuch im Leitz-Park. Auf dem ehemaligen Firmengelände von Leica entstand eine vielseitige Erlebniswelt.

Die moderne Architektur des Komplexes ist schon eine Sehenswürdigkeit für sich. Großartige Ausstellungen, verschiedene Workshops und sogar ein Naturlehrpfad bieten ein vielfältiges Erlebnis.

Infos zum Leitz-Park:

  • Hinkommen: mit Buslinie 11 von der Altstadt
  • Öffnungszeiten: Mo – So 10 – 18 Uhr
  • Eintritt Museum: 11 Euro, ermäßigt 8 Euro

8. Der Goetheweg nach Garbenheim

Unser letzter Tipp führt dich auf eine Wanderung durch die Natur.

Nach all dem Rumgelaufe in der Stadt hast du sicher Sehnsucht nach Grün. Da bietet sich die Wanderung auf den Spuren des Dichters nach Garbenheim an.

Der Goetheweg beginnt am Lottehaus und führt auf einem 7,5 Kilometer langen Rundkurs über elf Stationen nach Garbenheim und zurück.

Emblem des Goethewegs: Blauer Kopf.

Dieses Zeichen weist den Weg

Folge einfach dem Zeichen mit dem blauen Goethekopf. An den Stationen stehen Tafeln mit Zitaten aus dem „Werther“. Der Dichter ist diesen Weg selbst oft gegangen und lässt Werther in seinem Roman ausgiebig über die Schönheit der Natur schwärmen.

Zunächst geht es über den Domplatz und die Goethestraße durch den Ort. Im Rosengarten soll ein Gedenkstein für Karl Wilhelm Jerusalem stehen. Dies war ein Bekannter Goethes, der sich in Wetzlar das Leben genommen hat. Sein Freitod wurde ebenfalls im „Werther“ verarbeitet.

Weg an großen Bäumen entlang.

Auf dem Wanderweg, im Hintergrund der Bismarckturm

Dann geht es aus Wetzlar hinaus. Der Weg verläuft entlang Wiesen und Feldern mit herrlichen Ausblicken über Hügel und Tal. Der Bismarckturm stand auch schon zu Goethes Zeiten dort. Allerdings wurde er zwischenzeitlich baulich verändert und erhielt den neuen Namen.

Schließlich geht es hinunter nach Garbenheim, das im Roman den Namen Wahlheim trägt. Am Goetheplatz steht ein Denkmal des Dichters und du hast die Chance, dich neben dem großen Gelehrten auf die Bank zu lümmeln.

Gina sitzt neben der Goethe-Skulptur auf der Bank.

Jaja, Goethe und ich…

Zurück nach Wetzlar geht es auf einem anderen Weg. Entlang am Waldrand und wieder über Wiesen und Felder gelangst du in die verträumte Ilmenau-Anlage. Unter schattigen Bäumen gehst du entlang eines kleinen Wasserlaufs.

Grüne Wasserfläche im Wald.

In der romantischen Ilmenau-Anlage

Danach erreichst du wieder den Innenstadt-Bereich und kehrst zum Lottehaus zurück.

Beschreibung der Wanderung auf dem Goetheweg:

  • Broschüre bei der Tourist-Info für 2 Euro.
  • Download auf der Seite der Tourist-Info.

Einen weiteren Goethe-Wanderweg gibt es übrigens bei Weimar, wo der Dichter lange Zeit gelebt hat. Eine Beschreibung dieser Wanderung findest du bei Wanderwithlilu.

Infos und Tipps für die Reise nach Wetzlar

Hinkommen

Wetzlar liegt im Lahntal zwischen Taunus und Westerwald, etwa 60 Kilometer nördlich von Frankfurt und 50 Kilometer südwestlich von Siegen.

Die Stadt lässt sich sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug gut anfahren. Mit dem PKW erreichst du Wetzlar über die A45. Zentrumsnahe Parkplätze sind natürlich gebührenpflichtig. Eine Übersicht über Parkmöglichkeiten findest du hier.

Per Bahn kommst du über Frankfurt, Koblenz oder Kassel nach Wetzlar.

Hotels in Wetzlar

Wir haben im sehr stylischen Ernst-Leitz-Hotel* am Leitz Park genächtigt. Es liegt zwar etwas außerhalb, aber mit dem Bus bist du schnell in der Altstadt.

Falls du lieber zentral wohnen möchtest, haben wir ein paar Tipps zentrumsnah für dich:

Restaurants und Cafés in Wetzlar

Natürlich haben wir keine Kosten und Mühen gescheut, um dir einige Tipps fürs leibliche Wohl zu geben:

  • Lahn-Café am Rosengärtchen, Hausertorstraße 43. Sehr gemütliches kleines Café.
  • Café Leitz im Leitz-Park, modern und puristisch eingerichtet
  • Ludwigs, Bar und Restaurant in der historischen Zehntscheune, türkische Küche
  • Zum Kesselchen, Silhöfer Str. 28. Familiäres Restaurant in der Altstadt, gutbürgerliche Küche.

Weitere schöne Städtetouren mit vielen Tipps zu den eher unbekannten Perlen in Deutschland findest du in diesen Berichten:

Und auch einen Bericht einer weiteren Fachwerkstadt am Ufer der Lahn, die etwas mehr Ruhm abbekommt findest du bei uns:

Einen Überblick über 22 sehenswerte Städte in Hessen findest du auf Nicolos Reiseblog.

Profilbild von Gina.

Hi, ich bin Gina Zusammen mit meinem Mann Marcus erkunde ich gerne fremde Länder und Kulturen. Wir sind Reise-Spätzünder und haben unsere Reisen um die Welt erst mit Mitte 50 begonnen. Am liebsten sind wir individuell und abseits ausgetretener Pfade unterwegs. Spontane Abenteuer, das Eintauchen in fremde Kulturen und der Genuss exotischer Speisen machen für mich das Reisen aus. Als Apothekerin bin ich die Spezialistin für Reisegesundheit. Träumerin mit Bodenhaftung, immer bereit für neue Erlebnisse. Mehr über mich erfährst du auf unserer Über-uns-Seite