Aktualisiert am 22/02/2023 von Gina
In Yangon beginnen wir unsere Reise durch Myanmar. Die quirlige Stadt hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Der Flug von Bangkok nach Yangon dauert nur knapp eineinhalb Stunden. Wir müssen unsere Uhren um eine halbe Stunde zurückdrehen, eine Zeitverschiebung, die wir bereits aus dem Northern Territory in Australien kennen. Wieder heißt es am Flughafen, sich in lange Schlangen zur Immigration einzureihen.
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Geld am Automaten ziehen, eine SIM-Karte fürs Handy kaufen, dann zum Taxi-Stand. Hier braucht man den Preis nicht zu verhandeln, es gibt einen am Schalter vorgegebenen Festpreis. Das gilt jedoch nur am Flughafen Yangon.
Was uns direkt auffällt: Es wird wieder rechts gefahren. Obwohl die meisten Autos das Lenkrad auf der rechten Seite haben. Später finden wir des Rätsels Lösung im Reiseführer. 1970 hatte der damalige Machthaber einen Traum, dass ihm beim Fahren auf der linken Straßenseite etwas zustoßen werde. Folglich mussten alle Fahrzeuge ab dem nächsten Tag auf der rechten Seite fahren.
Unterwegs in Yangon
Unser Guesthouse in Yangon liegt an einer schmalen belebten Straße in Downtown.
Nicht weit davon gehen wir erstmal Mittagessen. Wir kommen mit Englisch ganz gut weiter. Die Leute freuen sich aber, wenn man sie in ihrer Heimatsprache begrüßen kann. Den Nachmittag verbringen wir in Downtown in den Straßen und auf einem Markt. Die Downtown ist schon eine Sehenswürdigkeit für sich. Viele Altbauten aus der Kolonialzeit säumen die Straßen.
Myanmar hat eine unrühmliche Zeit hinter sich. Noch vor wenigen Jahren litt das Land unter der lange herrschenden Militärdiktatur. Das vom Land eingenommene Geld kam nicht den Menschen zugute. Weder in Bildung noch in die Instandhaltung von Gebäuden oder Straßen wurde investiert. Der bauliche Zustand von Yangon erinnert uns vielfach an Kuba.
Sule-Pagode
Gleich in der Nähe der Altstadt liegt die Sule-Pagode. Umbrandet vom Verkehr glänzt sie unwirklich im Sonnenlicht. Auch die Sule-Pagode ist sicherlich sehenswert. Allerdings lockt hier in Yangon natürlich die unvergleichliche Shwedagon-Pagode, so dass wir uns den Eintritt für die Sule-Pagode sparen und sie nur von außen bewundern.
Wir merken schnell, dass hier in Yangon viel aggressiver als in Thailand Auto gefahren wird. Als Fußgänger große Straßen zu überqueren ist nicht ungefährlich. Es gibt viel weniger Zweiräder als in Thailand. Und überall spucken Betel-kauende Männer lautstark auf die Strasse. Gewöhnungsbedürftig!
Zum Straßenbild gehört weiterhin, dass Männer Röcke (Longyi) tragen und viele Frauen und Kinder sich eine helle Paste (Thanaka) ins Gesicht schmieren. Sie gilt als Sonnenschutz und als Schönheitsmittel.
Von weitem sehen wir die Shwedagon-Pagode, ein riesiger Tempel aus purem Gold besetzt mit Edelsteinen. Dies ist die Top-Sehenswürdigkeit in Yangon, die wir uns morgen anschauen werden.
Die Shwedagon-Pagode – absolutes Must-See!
Am nächsten Tag machen wir uns auf zur Shwedagon-Pagode. Unweit vom Hostel soll der Bus für umgerechnet 15 Cent fahren. Wir winken dem nächsten Bus zu. Er hält auch prompt an. Ja, er fährt Richtung Pagode, schnell einsteigen! Erst bei näherer Betrachtung des Busses fällt uns dessen Zustand auf. In Deutschland käme sowas direkt auf den Schrottplatz.
Die Fahrweise des Busfahrers durch den Verkehr von Yangon ist auch nicht wirklich vertrauenserweckend. Außerdem sind die für kleine Asiaten ausgelegten Sitze ziemlich durchgesessen. Mit den Knien fast unterm Kinn hocken wir da. Wir sind froh, dass wir nach wenigen Minuten wieder aussteigen können.
Für den Besuch der riesigen Shwedagon-Pagode bietet sich am Eingang Kim als Führerin an. So bekommen wir die erste Stunde viele Erklärungen über die Top-Sehenswürdigkeit. Sie wurde vor 2600 Jahren in Yangon gebaut und soll Reliquien des Buddha enthalten. Immer, wenn ein König die Pagode besuchte, wurde sie mit Gold erweitert und vergrößert. Die Shwedagon-Pagode hat dadurch einen unschätzbaren Wert. Zahlreiche Touristen und Einheimische besuchen täglich den Tempel, die Hauptattraktion von Yangon. Es gibt soviel zu sehen. Während Kim weiter Erklärungen abgibt, stehen plötzlich zwei kichernde junge Mädchen neben uns. Sie möchten Fotos von uns machen.
Kim erklärt, dass die Menschen in Myanmar Touristen gerne mögen und außerdem nicht fotoscheu sind. Also machen wir ein paar Fotos mit den beiden. Weiter geht’s.
Es gibt hier die Wochentags-Schreine. Jedem Wochentag ist ein bestimmtes Tier zugeordnet. Jedes steht in einem eigenen Schrein. Ist man an einem Montag geboren, huldigt man dem Montags-Tier, indem man es dreimal mit Wasser überschüttet. Das soll Glück bringen.
Nach der vereinbarten Stunde Führung verabschiedet sich Kim. Wir wollen uns noch etwas umschauen. Außerdem beschließen wir, kurz vor Sonnenuntergang nochmal hierhin zu kommen, um die Pagode im goldenen Licht des Abends zu fotografieren.
Die Shwedagon-Pagode im Abendlicht
Der Nachmittag geht schnell rum, eine Kleinigkeit essen, Kaffeetrinken, rumlaufen. Dann zurück zur Shwedagon-Pagode. Beinahe hätten wir verpennt, rechtzeitig vor Sonnenuntergang dorthin zu kommen. Wir sind doch ziemlich gechillt :-)
Nicht nur das Licht an der Pagode hat sich verändert. Auf uns wirkt der Ort jetzt viel mystischer als am Vormittag. Zahlreiche Kerzen brennen und verbreiten Düfte. Eine Gruppe betet laut. Frauen gehen fegend nebeneinander über den Platz, um diesen zu reinigen. Auch das soll gutes Karma bringen.
Im Buddhismus heißt es, dass man im jetzigen Leben Gutes tun muss, um im nächsten Leben dafür belohnt zu werden. Daher spenden viele Leute kleine Goldplättchen, Schmuck oder Geld an die Tempel oder verrichten freiwillige Arbeiten.
Wir verbringen noch einige Zeit an der Pagode und genießen die Atmosphäre, ehe wir uns von einem Taxi zurück zum Hostel fahren lassen.
Mit der Circle-Line um Yangon
Den nächsten Tag verbringen wir zugfahrend. Es gibt einen Zug, der in drei Stunden einmal um Yangon herumfährt und zwischendrin ungefähr 25-mal anhält. Teilweise geht es mit Schrittgeschwindigkeit voran, meist etwas schneller. Die Circle-Line ist mittlerweile auch bei vielen Besuchern Yangons als Sehenswürdigkeit bekannt.
Es ist ein typischer Zug, mit harten Holzbänken versehen. Die Waggons haben keine Türen, die Fenster sind geöffnet. Zahlreiche Händler kommen während der Fahrt durch den Zug, um lautstark ihre Waren anzubieten. Ob kalte Getränke, warme Speisen, Früchte oder Süßes, alles ist im Angebot. Zeigt ein Kunde Kaufinteresse, setzt sich der Händler oder die Händlerin auf einen mitgebrachten Plastikhocker, schält und schneidet die Früchte und tütet sie ein. Warme Gerichte werden zusammengerührt und kommen in die Tüte, oder Mais wird geschält und ebenfalls eingetütet. Der Maisabfall fliegt in hohem Bogen aus dem fahrenden Zug. Oft werden die Waren von den Händlerinnen kunstvoll auf dem Kopf getragen. Nach mehreren Stationen verlassen die Händler den Zug, während neue aufspringen.
Kommt man aus dem inneren Bezirk der Stadt heraus, sieht man Bauern hüfttief im Wasser Reis anbauen. Viele Hütten der Armen säumen die Gleise. Teilweise wird auf den Gleisen Wäsche getrocknet, kleinere Bäche versinken im Plastik-Müll. Es zeigt sich das harte Leben der einfachen Menschen. Da haben wir es wieder, Prunk und Reichtum trifft auf Armut und Dreck.
Trotzdem: gerade dort wo die Menschen nicht so reich sind, scheinen sie umso fröhlicher und freundlicher zu sein. Teilweise hat es mit der Religion zu tun. Und vielleicht gibt es noch andere Einflüsse, über deren Ursachen ich hier nicht spekulieren möchte.
Auf der Zugfahrt treffen wir noch andere Touristen und kommen ins Gespräch. Wir tauschen uns über Reiseziele und Sehenswürdigkeiten aus, geben und bekommen Tipps.
Weihnachten in Myanmar
Unser Aufenthalt in Yangon fällt auf Heiligabend. Weihnachtsstimmung kommt bei tropischem Wetter nicht so wirklich bei uns auf. In einigen Lokalen, in denen Touristen verkehren, werden bunte Plastik-Weihnachtsbäume aufgestellt. Die wirken in dieser Umgebung recht fremd. Abends gönnen wir uns ein schönes Essen in einem etwas gehobeneren Lokal als sonst.
Danach wird gepackt. Am nächsten Tag geht’s weiter mit dem Bus nach Pyay.
Wenn du wissen willst, wie es ist, Myanmar mit Kind zu bereisen, dann guck mal bei Nina auf ihrem Blog Karl reist vorbei.
Informationen zu Yangon:
- Anreise: Es gibt bis jetzt keine Direktflüge aus Deutschland. Von Bangkok aus fliegen mehrere Linien regelmäßig nach Yangon. Am Flughafen gibt es Festpreise für die Taxifahrt in die Stadt.
- Unterkunft: Über Booking oder Agoda findest du jede Menge Unterkünfte in allen Preisklassen. Wir haben in Downtown gewohnt. Dort findest du auch zahlreiche Restaurants und Essensstände.
- Shwedagon-Pagode: Der Besuch der Shwedagon-Pagode ist kostenpflichtig. Du bekommst einen Sticker, den du gut aufheben solltest, wenn du abends noch mal hingehen möchtest. Am Abend ist es zwar recht voll, aber die Stimmung ist einzigartig. Wie in allen Pagoden in Myanmar musst du Schuhe und Socken ausziehen. Die Schuhe kannst du am Eingang aufbewahren lassen, dafür wird eine “Spende” gefordert. Da die Shwedagon-Pagode weitläufig ist und mehrere Ausgänge hat, empfehlen wir, die Schuhe in einer Tasche oder Rucksack mitzunehmen. Dann musst du nachher nicht barfuss über die Straße tapsen, um zu deiner Schuhaufbewahrung zurückzufinden.
- Zugfahrt um Yangon: Kein Geheimtipp mehr, aber trotzdem hochinteressant ist die Fahrt mit der Circle Line um Yangon. Fahrkarten erhältst du am zentralen Bahnhof in Yangon. Der Zug verkehrt (mehr oder weniger) regelmäßig den ganzen Tag über, die komplette Runde dauert drei Stunden. Die Fahrt kann unterwegs beliebig oft unterbrochen werden.
- Weiterreise mit dem Bus: Von Yangon aus verkehren Busse in alle größeren Orte Myanmars. Der Busbahnhof liegt etwas außerhalb, vom Zentrum aus dauert die Taxifahrt etwas 40 Minuten. Fahrkarten kannst du in Regel im Gästehaus oder in Reisebüros erwerben. Der Busbahnhof ist sehr unübersichtlich, lass dich vom Taxifahrer zum Busbüro deiner Gesellschaft bringen.
- Weiterreise mit dem Zug: Abenteuerlustige können auch mit dem Zug in verschiedene Städte reisen. Der Zugverkehr ist langsam, die Abfahrtszeiten oft unkomfortabel. Dafür soll man gut mit der Bevölkerung in Kontakt kommen können. Am Bahnhof gibt es einen Schalter mit englischsprachigem Personal.
- Weiterreise mit dem Flugzeug: Eilige können Inlandsflüge in Myanmar nutzen. Tickets gibt es in Reisebüros. Für die Fahrt zum Flughafen solltest du mindestens eine Stunde einkalkulieren.
Pyay – birmanisch reisen
Mit dem Expressbus geht es von Yangon nach Pyay. Das vom Hotel bestellte Taxi setzt uns beim Busterminal ab. Wir erwarten ein Terminal wie in Südamerika mit großer Halle, Schaltern und nummerierten Bussteigen.
Doch weit gefehlt: der Busbahnhof ist ein ganzes Viertel mit staubigen Straßen, in denen Busse vor den Büros der jeweiligen Gesellschaft stehen, in birmanischer Schrift, wenn überhaupt gekennzeichnet. Kein Übersichtsplan, keine Hinweisschilder. Wenn der Taxifahrer nicht wüsste, wo er uns absetzen soll, hätten wir keine Chance, unseren Bus zu finden.
In dem staubigen Büro sind ein paar Sitzgelegenheiten, in der Ecke befindet sich ein sehr rustikales Klo.
Der Bus, der uns nach Pyay bringen soll, sieht von außen ganz modern aus. Innen erwarten uns für kleine Asiaten ausgelegte Sitzabstände und die üblichen gerüschten Sitzbezüge. Sechs Stunden dauert die Fahrt, unterbrochen von einer kurzen Pause zum Mittagessen und Toilettenbesuch. Das Unterhaltungsprogramm bietet lautstarke birmanische Beziehungskomödien mit keifenden Frauen und wir sind froh, als wir für den letzten Rest des Wegs nur noch mit schnulziger birmanischer Popmusik bedudelt werden. Unterwegs steigen immer wieder neue Fahrgäste zu. Als der letzte Sitzplatz belegt ist, werden kleine Plastikhocker in den Gang gestellt, auf denen die neu Zugestiegenen in einer langen Reihe thronen. Wir sind übrigens die einzigen Touristen im Bus.
Ankunft in Pyay
In Pyay angekommen schart sich daher auch sofort eine Gruppe Transportdienstleister um uns und offeriert ihren Service. Nachdem wir uns auf einen Preis geeinigt haben, steigen wir in ein Tuktuk. Hier steigt man bei Tuktuks (drei Räder) und Pick-Ups (vier Räder) hinten auf die Ladefläche, die überdacht ist und manchmal zwei gegenüberliegende Sitzbänke hat, manchmal auch nicht.
Unser Hotel liegt in einer ruhigen Nebenstraße und ganz in der Nähe des Nachtmarkts, wo wir uns mit Essen versorgen. Tipp: unbedingt die frischen, dicken Pfannkuchen probieren!
Abenteuerliche Suche nach dem Bahnhof
Kaum in Pyay angekommen, wollen wir als erstes organisieren, wie wir von hier aus weiterkommen. Im Reiseführer steht, dass es einen Nachtzug nach Bagan gibt, mit Schlafwagen. Über das Hotel können wir nur Bustickets, aber keine Zugtickets bekommen. Also brechen wir am nächsten Morgen zum Bahnhof auf, der ganz in der Nähe liegt. Dort erfahren wir, dass hier nur der Zug nach Yangon abfährt, der nach Bagan hält an einem anderen Bahnhof weiter draußen.
Wir gehen zu einem Sammeltaxi, fragen den Fahrkartenverkäufer, ob es zum Bahnhof nach Bagan fährt. Er nickt und sagt etwas, das “train station” heißen könnte. Super! Wir schwingen uns auf die Ladefläche, die anderen Fahrgäste rücken höflich zusammen und schauen uns neugierig an. Leider landen wir am Busbahnhof, wo man uns gerne Tickets für den Bus nach Bagan verkaufen würde. Als wir unser Zeigewörterbuch herausholen und auf das Bild des Zuges tippen, erlischt das Interesse.
Wir stehen etwas verloren auf dem staubigen Busbahnhof. Also erst mal raus Richtung Hauptstraße und das Handy gezückt. Auf der Karte erkennen wir eine Bahnstation, die gar nicht so weit weg ist. Dummerweise entpuppt sie sich als Haltepunkt ohne Bahnhof. Weiteres Studium der Karte lässt uns schließlich zwei Bahnlinien in unterschiedliche Richtungen erkennen. Der von uns gesuchte Bahnhof scheint noch drei, vier Kilometer entfernt zu liegen. Zu weit, um bei der Hitze die schmutzige und laute Straße entlang zu laufen.
Wir hoffen wieder auf ein Pickup-Sammeltaxi. Schließlich hält eins, die letzten Fahrgäste klettern raus. Ich halte dem Fahrer das Zugbild unter die Nase und sage: “Bagan?” Das ist auch das einzige, was er versteht, er kann nicht ein Wort englisch. Er bedeutet uns, einzusteigen und fährt los. Ich verfolge die Route auf dem Handy. Er biegt in eine Nebenstraße ab. Gibt es hier eine Abkürzung? Nein, er hält bei ein paar Kumpels, die ihm erklären sollen, wo die Fremden hinwollen. Ich zeige wieder mein Bildchen, sie scheinen zu verstehen und es ihm zu erklären. Na, das kann ja noch spannend werden!
Zurück zur Hauptstraße und weiter Richtung Bahnhof. Nach einer Weile hält er wieder, diesmal sucht er Rat bei einigen Frauen von den Verkaufsständen. Kann es sein, dass er noch nie an diesem Bahnhof war? Den Gesten der Frauen entnehme ich, dass sie den Weg kennen. An der Gabelung rechts, dann wieder rechts. Weiter geht’s.
Den Abzweig zum Bahnhof verpasst er. Es ist auch nur ein sandiger Feldweg, der von der asphaltierten Straße abgeht. Allerdings steht ein großes Schild dort, das vielleicht auf birmanisch Bahnhof heißt. Ich klopfe an die Scheibe zur Fahrerkabine und gestikuliere. Er versteht, wendet und kurz darauf holpern wir den unebenen Weg entlang, um uns nur Sträucher. Hier soll es zum Bahnhof gehen?
Doch dann taucht tatsächlich ein etwas heruntergekommenes Gebäude vor uns auf. Der Bahnhof, mitten im Nichts. Auf keinen Fall dürfen wir unseren Fahrer wegfahren lassen, sonst kommen wir nie mehr hier fort!
Der Bahnhof ist menschenleer, sogar der Schalter. Mist, war das ganze Abenteuer umsonst? Schilder und Tafeln sind in birmanischer Schrift und damit für uns unlesbar. Anscheinend ist der Nachtzug der einzige, der hier hält. Aus dem Nichts taucht doch noch der Fahrkartenverkäufer auf, lässig in Unterhemd und Longyi gewandet. Wir erfahren, dass es keinen Schlafwagen gibt, nur Wagen der ordinary class. Okay, eine Nacht auf Holzbänken muss wirklich nicht sein, soweit geht unsere Abenteuerlust denn doch nicht.
Goldpagode und Riesenbuddha
Zurück nach Pyay, wo wir uns an der Shwesandaw Pagode absetzen lassen. Über einen langen, überdachten Treppenaufgang steigen wir empor.
Die Pagode ist reichlich mit Gold verziert und glitzert und funkelt im Sonnenlicht. Da Pyay abseits der üblichen Touristenströme liegt, treffen wir auch hier kaum andere Touristen. Die Einheimischen beäugen uns neugierig, oft werden wir um ein gemeinsames Foto gebeten.
Neben der Pagode sitzt eine riesige, zehnstöckige Buddhafigur. Über die von gigantischen Löwen flankierte Treppe gelangen wir hinüber. In dem Hof rings um den Buddha finden wir viele figürliche Darstellungen, Szenen aus Buddhas Leben und anderen Legenden. Wir verweilen bis zur Dämmerung und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Und stehen immer wieder als Fotomodell zur Verfügung.
UNESCO-Welterbestätte Ancient City Sri Ksetra
Für den nächsten Tag haben wir einen Führer gebucht, der uns die Ancient City von Sri Ksetra zeigen soll. Mit zwei Motorrollern werden wir abgeholt. Der Helm, den ich bekomme wird durch meine Sonnenbrille daran gehindert, bis auf meine Nase zu rutschen. Naja, besser als nichts.
Sri Ksetra liegt wenige Kilometer außerhalb von Pyay und ist eine der wenigen als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannten Stätten in Myanmar. Sie stammt aus der Ära vor Bagan, was wegen seiner Tausenden von Tempeln viel berühmter ist. Hier gibt es einige alte Pagoden aus Ziegelsteinen zu bewundern, Überreste von Tempeln, sehr spärliche Reste des Königspalasts und Grabstätten mit Urnen. All das in einer friedlichen, ländlichen Umgebung. Bauern zockeln gemächlich mit Ochsenkarren daher, vor einfachen Hütten wird die Ernte sortiert.
Der Brillen-Buddha
Nach dem Besuch von Sri Ksetra fahren uns unsere beiden Chauffeure in den Nachbarort Shwedaung, wo ein Tempel mit einem großen bebrillten Buddha steht. Ein Kuriosum, das einmalig sein soll. Der König, der ihn stiftete, hatte wohl ein Augenleiden, das natürlich geheilt wurde. Seitdem ist der Buddha mit der goldenen Brille für Heilung von Augenerkrankungen zuständig.
Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher auf einen Berg, von dem aus wir eine grandiose Aussicht über Pyay samt goldener Pagode und Riesenbuddha haben.
Unsere Tipps für Pyay:
- An- und Abreise:
Zwischen Yangon und Pyay fahren Expressbusse ungefähr im Stundentakt. Fahrkarten gibt es über Reisebüros oder die Hotelrezeption. Lass dir beim Kauf genau aufschreiben, welcher Bus es ist und wo er abfährt. Am besten auch in birmanischer Schrift, damit der Taxifahrer es lesen kann. Das Taxi zum Busterminal kannst du zuverlässig über die Rezeption deiner Unterkunft bestellen lassen. Die Fahrt mit dem Expressbus dauert etwa sechs Stunden inklusive kurzer Pause. Wenn dich lautstarke Videos stören, sind Ohrstöpsel eine gute Idee. Und immer was warmes zum Anziehen oder Zudecken mit in den Bus nehmen, da die Klimaanlage gerne auf Grönland gestellt wird.
Zwischen Pyay und Bagan (Nyaung U) fährt zweimal täglich (morgens und abends) ein Minibus, der etwa acht Stunden benötigt. Ich würde dir den Tagbus empfehlen, da die Sitze zum Schlafen eher nicht geeignet sind. Ich glaube, es stand AC auf den Tickets, bei uns bestand die Klimaanlage aus geöffneten Fenstern. Wenn du empfindlich gegen Zug bist, nimm dir einen Schal o. ä. mit. Auch bei dieser Strecke wird einmal Pause gemacht für Mittagessen und Toilettenbesuch. Wenn du früh genug buchst, bekommst du die Sitze hinter dem Fahrer, die am meisten Beinfreiheit bieten.
- Unterkunft:
Wir waren im 3D-Hotel, mit dem wir sehr zufrieden waren. Das Personal war super freundlich, das Zimmer geräumig. Beim Frühstück kannst du zwischen westlichem und birmanischem Frühstück wählen. Da die westliche Variante meist aus zwei Scheiben ungetoasteten Toastbrot mit Butter und Marmelade und eventuell ein paar Früchten besteht, empfehlen wir eine birmanische Mahlzeit. Das Essen war allerdings immer, wie oft in Myanmar, höchstens lauwarm. Einziger Minuspunkt war, dass in der Nachbarschaft ein Lautsprecher war, über den stundenlang buddhistische Predigten verlesen wurden, bis spät in die Nacht und sehr früh morgens. Das kann dir in Myanmar überall passieren, vor allem in kleineren Orten.
- Tour nach Sri Ksetra:
Wir haben die Tour mit Guide Scott Yoghurt (der nennt sich wirklich so!) gemacht. Du findest ihn bei Facebook und kannst darüber Kontakt mit ihm aufnehmen. Scott arbeitet als Freiwilliger und überlässt dir, wieviel du bezahlen möchtest. Wir haben dem zweiten Fahrer auf seinen Vorschlag hin 8000 Kyat gegeben und ihm selbst 20.000 Kyat. Dafür waren wir von 10 bis 16 Uhr unterwegs.
Auch in den Ruinen ist ein Tempel heilig. Das heißt Schuhe ausziehen. Wir hatten Sneaker an, was ein bisschen unpraktisch war. Zieh besser Sandalen oder Flipflops an, die du schnell abstreifen und wieder anziehen kannst. Die Ziegeloberflächen heizen sich in der Sonne stark auf. Deshalb starte am besten so früh wie möglich.
Bagan – Stadt der 1000 Tempel
Mit dem Titel habe ich etwas untertrieben. Bagan hat nämlich auf vierzig Quadratkilometern über 3400 Monumente: Tempel, Klöster, Stupas und Schreine. Also reichlich mehr, als wir in drei Tagen besichtigen können. Das Areal ist eine der beeindruckendsten Kulturzeugnisse in Asien. Und natürlich deshalb UNESCO-Welterbestätte.
Anreise nach Bagan
Der Busbahnhof in Pyay, von wo aus wir unsere Reise nach Bagan starten, ist eine kleine staubige Straße. Zwei Minibusse stehen zum Beladen bereit. Einer hat ziemlich abgefahrene Reifen, ich erinnere mich an den Jeep, mit dem wir durch die Uyuni-Wüste in Bolivien gefahren sind.
Eine Frau winkt uns zu, auf kleinen Plastikstühlen zwischen den Bussen zu warten. Wir schauen beim Verladen unseres Gepäcks zu. Es wird fachgerecht auf dem Dach verzurrt. Zum Glück ist unser Bus der mit gutem Reifenprofil.
Dann heißt es einsteigen. Die Aircon besteht wieder aus geöffneten Fenstern, und beim scharfen Bremsen oder Beschleunigen rutscht die Sitzbank in ihrer Längsverstellung nach vorn oder hinten. Na ja, es gibt Schlimmeres. Nach dreieinhalb Stunden gibt es eine Mittagspause an einem Restaurant.
Fast acht Stunden inklusive der Mittagspause benötigt der Minibus für die Strecke von Pyay nach Bagan.
Ankunft in der Stadt der 1000 Tempel
Bagan besteht aus drei Ortsteilen: dem wirtschaftlichen Zentrum Nyaung U, dem alten Zentrum Alt-Bagan (dort liegen die bedeutendsten Tempel) und dem recht jungen Neu-Bagan.
Nachmittags kommen wir am Busbahnhof in Bagan im Ortsteil Nyaung U an. Besser gesagt, 200 Meter vor dem Busbahnhof. Dort werden wir Touristen, neben uns noch zwei Schweizer aus dem Bus gelassen und unser Gepäck wird abgeladen. Warum halten wir nicht direkt im Busbahnhof? Keine Antwort.
Dafür umkreist uns ein Taxifahrer, der uns für 10.000 Kyat zu unserem Hotel in Bagan bringen will. Nein danke, zu teuer. Selbst auf die 8000 Kyat lassen wir uns nicht ein, spricht doch der aktuelle Reiseführer von einem Preis von 5.000 Kyat für die Taxifahrt. Wir schnallen die Rucksäcke auf und traben zum Busbahnhofs-Gebäude. Dort gehen die Verhandlungen ums Taxi wieder los. Und siehe da, es wird genickt: 5000 Kyat, ok. Zur Abwechslung werden wir mal mit einem geschlossenen PKW transportiert,
Bei der Einfahrt in den Ort bezahlt man pro Person 25.000 Kyat (entspricht 20 US$) Eintritt. Der Eintritt gilt für alle zu besichtigenden Tempel und hat fünf Tage Gültigkeit. Wir erhalten eine Übersichtskarte, auf der die Tempel von Bagan eingezeichnet sind.
Wir checken im Hotel ein, die Angestellten sind sehr freundlich, unser Zimmer ist groß und schön. Wie immer in Myanmar, packen sich zwei Angestellte unsere Rucksäcke und schleppen sie auf unser Zimmer.
Die Sonne geht schon unter, als wir uns auf den Weg machen, den Ort zu erkunden. Durch vielen Pagoden ist Bagan ein Touristenmagnet. Es gibt die bekannten Ballonfahrten, bei denen man zum Sonnenaufgang über die märchenhafte Landschaft schwebt. Ein teures Vergnügen, aber das möchten wir machen. Doch unsere kurzfristige und spontane Planung fällt uns hier auf die Füße. Leider sind die Ballonfahrten für die nächsten zwei Wochen ausgebucht.
Wir schauen uns den Ort in der Dämmerung an. Obwohl Bagan ein größerer Touristenort ist, sind die Straßen holprig und die wenigen Bürgersteige hoch und löchrig. Außerdem wird es abends kühl, anders als vorher in Pyay oder Yangon.
Zu Fuß zu den ersten Tempeln
Am nächsten Tag starten wir eine Besichtigungstour zu Fuß. In der Nähe des Orts gibt es genug Tempel anzugucken.
Direkt im Ort steht die vergoldete Shwezigon-Pagode. Sie ist eine der ältesten Pagoden in Bagan. Mit diesem Tempel begann erstmals ein eigenständiger archtiktonischer Stil. Überall funkelt und glitzert es. Auch hier, wie so oft in Myanmar, werden wir von Einheimischen um ein gemeinsames Foto gebeten.
Tatsächlich werden an den bekannteren Tempeln Busladungen von Touristen ausgekippt, die sich in die Tempel ergießen. Parallel dazu gibt es auch die Händler, die sich um die Tempel scharen und Handwerkskunst, Postkarten, Kleidung oder Leckereien verkaufen. Spätnachmittags verlassen die Busse Bagan wieder und es wird ruhiger.
Auf dem Markt
Ein Muss für uns ist auch hier ein Besuch auf dem Markt. Wir staunen immer wieder über uns unbekanntes Obst und Gemüse. In den schummrigen Markthallen sitzen oder schlafen die Marktfrauen auf den Tischen. Fremdartige Gerüche ziehen durch unsere Nasen, es wird gerufen, geschwatzt und gelacht. Draußen werden Waren verladen, Roller und kleine Lastwagen knattern unüberhörbar. Es gibt unglaublich viele Fotomotive. Gina wird an einem Stand von einer Marktfrau angesprochen und lässt sich von ihr Thanaka auf die Wangen auftragen.
Später am Tag gönnen wir uns eine Massage. Diese ist ganz anders als die uns bekannten Thai-Massagen, nicht so schmerzhaft. Das Ganze findet in einer sehr einfachen Bambus-Hütte statt, die auch die Wohnung der Masseurin zu sein scheint.
Mit dem Elektroroller zu den Tempeln von Bagan
Am nächsten Tag erweitern wir unseren Aktionsradius, um mehr Tempel sehen zu können. Wir mieten uns einen Elektroroller. Die Roller sind schnell, bis 50 km/h, die Batterie hält einen ganzen Tag und für umgerechnet nicht mal sechs Euro ist man bequem unterwegs. Gina entdeckt, wie komfortabel der von vielen Asiatinnen vorgemachte Damensitz auf dem Roller ist.
Es gibt noch einige der Hauptattraktionen zu besichtigen. Ende August 2016 hat ein heftiges Erdbeben viele Tempel in Bagan beschädigt. Wir sehen also einige der Tempel im Zustand der Reparatur oder mit Stützkorsett versehen.
Ein berühmter Tempel ist der Ananda-Tempel. Von außen in hellem Stein gestaltet, stellt das Innere einen dunklen Kontrast dar und wirkt wie eine Grotte. 10 Meter hohe Buddha-Statuen stehen darin.
Der Thatbyinnyu-Tempel ist der höchste Tempel Bagans. Er ragt 61 Meter in die Höhe. Dieser Tempel gehört zur Mittleren Periode von Bagan. Im Gegensatz zu den älteren Pagoden wie der Ananda-Tempel wird das Innere durch mehrere Fenster lichtdurchflutet.
Sehr massig wirkt der Dhammayangyi-Tempel. Sein Erbauer galt als grausamer König, der sogar seinen Vater ermorden ließ. Auch hier scharen sich die Touristen und die Händler von buntem Souvenirkram.
Der Manuha-Tempel fällt durch seine riesigen Buddhastatuen auf, die förmlich in das Gebäude hineingequetscht wurden. Daneben ist kaum noch Platz für die Besucher des Tempels. Der Erbauer hat die Enge des Tempels so geplant, um damit seine Gefangenschaft zu thematisieren.
Einen ziemlich hohen und steilen Tempel dürfen wir besteigen, von der Höhe aus hat man einen herrlichen Ausblick über weitere, wie Pilze aus dem Boden herausragende Tempel. Eine kleine Entschädigung für die entgangene Ballonfahrt.
Was uns in Asien immer begleitet: einen Tempel, in dem sich ein Buddha befindet, darf man nur barfuß betreten. Am einfachsten geht das natürlich mit Flipflops. Raus aus den Puschen, rein in die Puschen. Beim Rollerfahren hab ich lieber feste Schuhe an, da heißt es ungefähr zehn mal am Tag Schuhe aus, Socken aus, Socken an, Schuhe an.
Silvester in Bagan
Dann ist auch schon Silvester. Wir haben Lust, irgendwo hinzugehen und ins neue Jahr zu feiern. Obwohl wir am nächsten Morgen um fünf Uhr am Hafen sein müssen, um das Boot nach Mandalay zu besteigen. Schlechte Planung, aber was soll’s… Wir schauen uns an diesem Tag noch ein paar Tempel in der Nähe an und sind erstaunt, dass wir die einzigen Besucher dort sind.
Bei der unübersehbaren Anzahl der Tempel ist es trotz des großen Andrangs der Besucher leicht, wenig frequentierte Bauwerke zu finden. So können wir in aller Ruhe die Atmosphäre der Pagoden auf sich wirken lassen.
Nachmittags machen wir unseren persönlichen Jahresrückblick und schwelgen in Erinnerungen vom Beginn unserer Weltreise. Abends gehen wir zum Essen in ein Restaurant und feiern dort ins neue Jahr hinein. Das Restaurant wird von einer Deutschen zusammen mit ihrem myanmarischen Mann geführt. Da unser westliches Silvester in buddhistischen Ländern nicht gefeiert wird, war es gar nicht so einfach ein Lokal mit Silvesterfeier zu finden.
Ich lasse mich zu Currywurst-Pommes hinreißen, was ich ewig nicht mehr gegessen habe. Schmeckt ganz anders als zuhause, was vermutlich an der myanmarischen Wurst liegt. Bei Musik und leckeren Getränken vergeht der Abend auf der Terrasse. Silvester im Warmen feiern zu können gefällt uns immer sehr gut. Um Mitternacht stoßen wir mit Sekt an und freuen uns auf unsere weitere Reise, die noch vor uns liegt.
Gegen halb zwei nachts kehren wir gut gelaunt zum Hotel zurück. Erstaunt stellen wir fest, dass das Tor vor dem Hotel verschlossen ist. Kurz entschlossen klettere ich über die Mauer. Zum Glück ist die Tür zum Hotel nicht verschlossen. In der Lobby liegt der Nachtportier auf einer Liege mitten im Gang und schläft tief und fest. Ich wecke ihn. Wie vom Blitz getroffen springt der Gute auf und rennt zum Tor, um es zu öffnen. Wir brauchen die Nacht also nicht im Freien zu verbringen.
Nur zweieinhalb Stunden später sind wir schon wieder auf den Beinen. Um fünf kommt das Taxi, es soll uns zum Hafen bringen. Wieder müssen wir den Nachtportier wecken. Weit und breit ist kein Taxi zu sehen…
Unsere Tipps für Bagan
- Anreise: Von Pyay kannst du nur mit dem Minibus anreisen. Von Yangon und von Mandalay verkehren große Reisebusse nach Bagan, von Mandalay kannst du zudem das Schiff nehmen. Außerdem ist Bagan auch mit dem Flugzeug erreichbar.
- Unterkunft: Wir waren im Royal Diamond Motel*. Es liegt an der Straße zum Busbahnhof und ist etwa 15 Minuten zu Fuß vom Zentrum von Nyaung U entfernt. Unser Zimmer war groß, das Personal sehr freundlich. Das Frühstück wird auf der Dachterrasse serviert. Es gibt westliches Frühstück (Toast, Marmelade, Ei und Früchte) oder birmanisches Frühstück mit Reis, Nudeln und Beilagen.
- Tempeletikette: Oben habe ich es schon erwähnt: Schuhe und Strümpfe aus, bevor du einen Tempel betrittst. Meist lässt du die Schuhe einfach vor dem Tempel stehen, manchmal gibt es ein Schuhgestell. In größeren Tempeln kannst du die Schuhe gegen eine Gebühr abgeben. Willst du an einem anderen Tempelausgang weiter, pack deine Schuhe einfach in eine mitgebrachte Tüte und nimm sie mit. Außerdem solltest du Schultern, Oberarme und Knie bedeckt haben.
- Auf Tempel klettern: Bitte achte darauf, auf welche Pagoden zu steigen darfst. Viele der Tempel sind mittlerweile fürs Besteigen gesperrt, um die Bausubstanz zu schützen. Respektiere diese Sperrungen und klettere nur auf Pagoden, die deutlich dafür freigegeben sind.
- Überall kannst du dir Fahrräder oder Elektroroller ausleihen. Keine Angst vorm Roller- oder Fahrradfahren: Zugegeben, erst war uns der Gedanke ans Rollerfahren nicht ganz geheuer. Aber nach kurzer Zeit gewöhnst du dich an den Fahrstil und erkennst, dass die anderen Verkehrsteilnehmer auf dich achten. Eine weitere Möglichkeit, die Tempel zu erreichen ist eine Tour mit einer Pferdekutsche.
- Ein Thema zur Sicherheit: In Myanmar fühlen wir uns so sicher wie zu Hause. Also die ganz normalen Sicherheitsvorkehrungen wie überall einsetzen. Ich trage meine abschließbare Pacsafe Gürteltasche*, dort sind Geld, Kreditkarten und Reisepässe sicher aufbewahrt. Kriminelle gibt es auf der ganzen Welt, ich kenne einige Leute, die in Köln oder Düsseldorf beklaut worden sind.
- An den Haupttempeln herrscht meist großer Andrang. Möchtest du es lieber etwas ruhiger, fährst du einfach weiter zum nächsten Tempel. Zusammen mit der Eintrittskarte erhältst du einen Plan, auf dem die Tempel verzeichnet sind. Und wenn es von etwas im Überfluss gibt in Bagan, dann Tempel!
Unser Reiseführer für Myanmar*
Stefan Loose Reiseführer Myanmar
Mit dem Schiff von Bagan nach Mandalay
Zwischen Bagan und Mandalay fahren regelmäßig verschiedene Schiffe. Die meisten Touristen reisen flussabwärts von Mandalay nach Bagan. Wir sind aber nun mal in Bagan sind und wollen nach Mandalay, daher entscheiden wir uns für die entgegengesetzte Route.
Um von Bagan nach Mandalay zu kommen, ist die Flussfahrt auf dem Irrawaddy River eine gemütliche Alternative zum Bus. Da wir die Rüttelei auf Myanmars Straßen etwas leid sind und Schiff fahren sowieso immer gut ist, haben wir die Flussfahrt auf dem Irrawaddy River gebucht.
Buchung der Schiffstour
In Bagan sind mehrere Agenturen, bei denen wir die Fahrt mit dem Schiff auf dem Irrawady-River buchen können. Ein Preisvergleich zeigt, dass sich die Anbieter nicht unterscheiden. So entscheiden wir uns auf Geratewohl und betreten das Büro einer Agentur.
Alles kein Problem, wir können das gewünschte Schiff buchen. Probleme treten erst beim Bezahlen auf, denn der Anbieter kann keine Kreditkarten-Zahlung akzeptieren. Bargeld haben wir in der erforderlichen Summe nicht dabei. Also erstmal auf zum nächsten Geldautomaten.
Der Inhaber der Agentur erklärt uns freundlich, wo sich der nächste Automat befindet. Dann deutet er auf seinen Elektro-Motorroller, der vor der Tür steht und drückt Marcus den Schlüssel in die Hand. Während ich in der Agentur warte, schwingt Marcus sich auf den Roller und düst zum Kohle holen. Service a la Myanmar!
Früh morgens um halb sechs legt das Schiff ab – am Neujahrsmorgen! Ein kleiner Planungsfehler, der uns leider zu spät auffällt. Da müssen wir jetzt durch…
Aufbruch zur Flussfahrt nach Mandalay
Nachdem wir in der Nacht zuvor ein wenig Silvester gefeiert haben und erst um zwei Uhr im Bett waren, quälen wir uns am Neujahrsmorgen etwas übermüdet aus dem Bett.
Um kurz vor fünf Uhr morgens müssen wir den armen Nachtportier aus dem Schlaf reißen. Das gestern vorbestellte Taxi ist noch nicht zu sehen. Der Portier murmelt was von Taxi und verschwindet zum Telefon, während er sich den Longyi um die Hüften knotet.
Etwas später erscheint ein junger Mann aus der Dunkelheit, würdigt uns keines Blickes und gesellt sich zu dem Portier. Die beiden diskutieren kurz, dann geht er zu einem bereits im Hof geparkten Auto. Aha, sollte das unser Chauffeur sein? Schließlich wird unser Gepäck ins Auto geladen.
Mit sehr rudimentären Sprachkenntnissen auf beiden Seiten versuchen wir verständlich zu machen, wohin es gehen soll. Es legen nämlich mehrere Schiffe am frühen Morgen in Bagan ab. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, zeige ich den Prospekt des Schiffes. Da der junge Fahrer unsicher bezüglich des Ziels erscheint, steigt schließlich der Nachtportier mit ins Auto, um ihm den Weg zu weisen. Das fängt ja gut an!
Es ist noch stockfinster. In Myanmar heißt das, wirklich stockfinster, denn es gibt kaum Beleuchtung. Die “Pier”, an der wir ankommen ist ein unbefestigtes Ufer am dunklen Irrawaddy. Im Licht von ein paar funzligen Glühbirnen kann man drei Schiffe mehr erahnen als sehen. Wir steigen das steile, sandige Ufer hinunter, eine schmale Bretterplanke führt auf das Schiff. Freundlicherweise trägt mir der Taxifahrer meinen Rucksacktrolley bis zum Schiff. Durch den weichen Sand der Uferböschung hätte ich ihn nicht ziehen können.
Leinen los!
Den großen Fahrgastraum teilen wir uns mit nur fünf anderen Passagieren. Pünktlich um halb sechs legen wir ab. Langsam gleitet das Schiff auf den pechschwarzen Fluss hinaus. Am Horizont zeigt sich ein dunkelroter Streifen und kündigt den Sonnenaufgang an.
Um sechs Uhr werden wir bereits zum Frühstück in den Speisesaal gerufen. Es gibt zwei Scheiben Toast mit nix drauf und eine halbe Tasse Tee oder Kaffee. Eine Passagierin, die eine weitere Tasse mit heißem Wasser haben möchte, um ihren eigenen Teebeutel aufzubrühen, soll dafür extra zahlen.
Nach diesem kulinarischen Highlight legen wir uns erstmal aufs Ohr, um etwas vom versäumten Schlaf der Silvesternacht nachzuholen. Unter dem sanften Getucker des Schiffsmotors dösen wir schnell weg.
Mit dem Schiff auf dem Irrawaddy River
Später genießen wir die gemächliche Fahrt den Fluss hinauf. Der Irrawaddy ist ein breiter Strom mit flachen Ufern und zahlreichen Sandbänken. An einigen Stellen verlangsamt der Kapitän die Fahrt, zwei Männer stellen sich mit langen Stangen an den Bug und erstaksen die Tiefe. Echolot a la Myanmar!
Auf dem Irrawaddy herrscht reges Treiben: Von kleinen Fischerbooten über große rostige Lastkähne bis zum luxuriösen Flusskreuzfahrtschiff ist alles unterwegs. Auf den Lastkähnen werden oft riesige Baumstämme – wir vermuten Teakholz – transportiert. Gemeinsam ist den meisten Wasserfahrzeugen ein höllisch lauter Motor.
Auch am Ufer können wir beobachten, wie die Menschen leben. Kinder baden im trüben Wasser, Frauen waschen Wäsche, Netze werden ausgebreitet, es wird geangelt und gegessen. Wie hygienisch das Ganze ist, darüber machen wir uns lieber keine Gedanken.
Immer wieder ragt die goldene Spitze einer Pagode aus dem umgebenden Grün. Manchmal sehen wir Hügel, auf denen mehrere Pagoden leuchten. Der Klang von Tempelglocken hallt übers Wasser bis zu uns.
Das Mittagessen erfüllt die Erwartungen, die das Frühstück geweckt hat. Es gibt ein nahezu kaltes Gericht aus Reis und Gemüse, lieblos auf den Teller geklatscht. Aber wir sind ja wegen der Flussreise hier und nicht um zu schlemmen.
Da wir nur sieben Passagiere sind, kommen wir schnell miteinander ins Gespräch und erzählen uns gegenseitig von unseren Reiseerlebnissen.
Ein amerikanisches Paar schwärmt uns von Mrauk U vor. Wir hatten über den Ort gelesen, uns aber noch nicht entschlossen, ob wir ihn besuchen sollten. Da er recht abgelegen liegt und schwierig zu erreichen ist, waren wir noch zögerlich. Doch die Berichte und die Begeisterung der Amerikaner geben den Ausschlag: Wir werden nach Mrauk U fahren.
Die anderen Passagiere sind eine Deutsche, die in Indonesien lebt und mit indonesischer Freundin und deren aufgewecktem zehnjährigen Sohn unterwegs ist. Wir verstehen uns gut und unterhalten uns angeregt.
Ankunft in Mandalay
Im letzten Tageslicht erblicken wir in der Ferne Mandalay. Kurz vor unserer Ankunft kommt ein Crewmitglied und redet in einem für uns kaum verständlichen Englisch auf uns ein.
Das amerikanische Paar versteht ihn schließlich und klärt uns auf: Er warnt uns, nach dem Aussteigen niemandem unser Gepäck anzuvertrauen und so schnell wie möglich die zwielichtige Gegend am Fluss Richtung Straße zu verlassen. Auf jeden Fall sollten wir Wertgegenstände wie Ipad und Kamera gut verstauen. Na toll! Wir beschließen, alle sieben zusammen zu bleiben, bis wir die Straße erreicht haben.
Es ist bereits dunkel, als das Schiff anlegt. Über eine schwankende, aus zwei Brettern zusammengelegte Planke gelangen wir ans Ufer. Eine steile Treppe führt empor zu einem Weg. Dort gibt es ein paar spärliche Verkaufsstände. Wir werden angesprochen, ob wir ein Taxi wollen, doch wir lehnen ab und gehen zügig weiter, bis wir die große Straße erreichen.
Erst nachdem wir diese überquert haben, lassen wir uns auf Verhandlungen über den Transport ein. Fünf von uns haben das gleiche Hotel gebucht, die anderen zwei eins nur einen Block weiter und so nehmen wir zusammen einen Pickup. Der Fahrer deutet auf mich und winkt mir, vorne in der Fahrerkabine Platz zu nehmen. Die restlichen sechs Leute kommen samt Gepäck auf die Ladefläche. Durch dichten Verkehr geht es zügig zu unserm gebuchten Hotel.
Nachdem wir im Unity Hotel* eingecheckt haben, gehen wir zum Abendessen ins gegenüberliegende indische Straßenlokal. Auf den üblichen Mini-Hockern nehmen wir Platz und schauen fasziniert zu, wie die Frauen den Teig für die Brotfladen bearbeiten. Kneten, ausrollen, falten, wieder ausrollen, wieder falten – so geht es einige Male, bis der Fladen fertig zum Backen ist. Fingerfertig und flink gehen sie zu Werke, es ist ein Vergnügen ihnen dabei zuzuschauen. Und das Ergebnis schmeckt sehr gut.
Danach fordert die kurze Silvesternacht ihren Tribut und wir fallen gesättigt und todmüde in die Betten.
Unsere Tipps zur Flussfahrt Bagan – Mandalay:
- Zwischen Bagan und Mandalay verkehren mehrere Schiffe verschiedener Gesellschaften. Von Mandalay nach Bagan fahren wohl mehr Leute als umgekehrt. Die Flussfahrt dauert von Bagan nach Mandalay etwa zehn bis zwölf Stunden. Umgekehrt ist die Reise kürzer, da es den Irrawaddy-River stromab geht.
- Bei allen Schiffen ist Frühstück und Mittagessen im Preis eingeschlossen, die Preise sind identisch. Wir waren mit der Shwe Kinneiry unterwegs, das größte Schiff und daher auch das langsamste. Die kleineren Schiffe fahren etwa eine Stunde weniger. Die Shwe Kinneiry können wir nicht uneingeschränkt empfehlen. Über die Qualität des Essens habe ich ja oben geschrieben. Das Schiff wirkt alt und ungepflegt. Ob die kleineren Schiffe besser sind, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich würde es aber versuchen.
- Die Flussfahrt auf dem Irrawaddy-River als solche war angenehm. Es gab einen großen Raum mit vielen Sitzen. Bei einigen davon funktionierte die Verstellung der Rücklehne nicht mehr, aber wir hatten ja Auswahl. Auf mehreren Außendecks des Schiffs konnte man die Aussicht genießen. Wenn das Schiff wirklich voll wäre, wäre außen nicht genug Platz für alle Passagiere. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass der Kahn jemals ausgebucht ist.
- Nimm dir Getränke und Snacks mit. Du kannst zwar auch auf dem Schiff etwas kaufen, aber zu Preisen wie bei der Köln-Düsseldorfer. Das Personal des Schiffs wollte sogar für heißes Wasser Geld haben.
- Buchen kannst du die Tickets für die Flussfahrt von Bagan nach Mandalay in vielen Agenturen in Bagan. Die Preise sind überall gleich. Einen oder zwei Tage im Voraus zu buchen ist völlig ausreichend.
Mandalay entdecken
Das Unity-Hotel in Mandalay, in dem wir abgesteigen, ist ein echtes Hotel. Komfortable, großzügige Zimmer, ein modernes Bad, ein Frühstücks-Buffet, ein kostenloser Fahrradverleih, freundliches Personal.
Per Fahrrad zu den Sehenswürdigkeiten in Mandalay
Wir entscheiden uns, am ersten Tag die Highlights der Stadt zu erkunden. Auf Nachfrage an der Hotel-Rezeption, wie wir am besten zu den einzelnen Sights hinkommen, empfiehlt uns der Hotelmanager die hoteleigenen kostenlosen Leih-Fahrräder.
Wir überlegen: der Verkehr in dieser Stadt ist nicht ohne. Ein wenig mulmig ist mir, aber dann enrscheiden wir uns, die Fahrräder zu nehmen. Der Manager erklärt uns den Weg zum Königspalast. Es sind nur fünfzehn Minuten zu fahren. Die Räder haben sogar eine Schaltung und sind in gutem Zustand. Vielleicht etwas klein, aber es geht. Übrigens wünsche ich mir in Asien öfters, etwas kleiner zu sein. Ob die Sitze im Bus, die provisorischen Markthallen-Dächer oder die Zweiräder: wir müssen uns bücken oder zusammenfalten – das ist auf Dauer beschwerlich.
Es ist viel los auf den Straßen, aber schnell haben wir uns an den Verkehr gewöhnt. Ein Problem hat Gina mit ihrem Longyi. Der Wickelrock klappt bei Fahrtwind nämlich auf und lässt weit blicken. Also halten wir an und nach ein paar Mal probieren sitzt der Longyi perfekt. Die Öffnung des Longyi sitzt nun an der Seite und Ginas Beine bleiben züchtig bedeckt.
Der Königspalast von Mandalay
Dann erreichen wir auch schon den Königspalast. Dieser ist zwei mal zwei Kilometer groß und von einer acht Meter hohen Mauer und einem Wassergraben umgeben. Der Eingang liegt an der Ostseite. Der Eintritt für alle Sehenswürdigkeiten der Stadt kostet einmalig 10.000 Kyat, umgerechnet etwa sieben Euro pro Person. Wir dürfen nur zu Fuß das Gelände betreten, Militärposten kontrollieren das schmale Eingangstor. Neben dem Königspalast gibt es hier auch einen Militärstützpunkt.
Hinter dem Tor erstreckt sich eine ungefähr einen Kilometer lange Zufahrt zum eigentlichen Palast. Es verkehren Taxis zwischen Tor und Palast, Roller und kleine Lieferwagen fahren zu den den Straßenrand säumenden Verkaufsständen. Hier werden wieder Fahrräder vermietet. Wir gehen allerdings zu Fuß, um in Ruhe alles sehen zu können.
Erst im 19. Jahrhundert wurde dieser aus vielen prächtigen Holzgebäuden bestehende Palast erbaut. Und im zweiten Weltkrieg beim Kampf zwischen Japanern und Briten vollständig zerstört. Die Militärregierung ließ in den 1990er Jahren den Palast wieder aufbauen, unter anderem unter Einsatz von Zwangsarbeit.
Wir besteigen einen hölzernen Turm und haben einen tollen Ausblick über die Stadt. Die meisten der Palastgebäude sind leer, in einem befinden sich die lebensgroßen Figuren vom König und der Königin.
Das schwerste Buch der Welt
Wir fahren weiter Richtung Mandalay Hill. Zuvor machen wir einen Abstecher zur Pagode mit dem schwersten Buch der Welt. Dort sind auf großen steinernen Tafeln die Lehren des Buddhismus verfasst. Die einzelnen Tafeln stehen in Reihen nebeneinander geschützt unter Chedis. Ein beeindruckendes Werk.
Mandalay Hill
Schließlich stehen wir am Aufgang zum Mandalay Hill. Irgendwie haben wir den Abzweig zum Haupteingang verpasst. An einem kleinen Weg, der ebenfalls zum Aufgang führt, schließen wir unsere Fahrräder an einen Zaun. Die Gegend wirkt etwas düster, ärmliche Behausungen und ein übel riechender Bach umgeben uns. Vor uns liegen fast 1.000 Treppenstufen nach oben.
Wir sind recht früh dran an diesem Nachmittag. Normalerweise geht man eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang zum Hügel hoch, um schöne Fotos zu bekommen. Wir wollen aber nicht im Dunkeln Rad fahren. Das hat den Vorteil, dass es oben auf der Aussichtsplattform nicht so voll ist. Das Treppensteigen ist ganz schön anstrengend, zwischendurch setzen wir uns immer mal wieder und machen Fotos.
Es gibt reichlich zu bestaunen, wir steigen an Tempeln vorbei, sehen riesige Buddhas. Auch nett anzusehen: es gibt so viele Hunde hier, überwiegend gut genährt liegen sie dösig in der Sonne. Manchmal muss man über sie hinwegsteigen, so faul sind sie. Die Buddhisten füttern die Tiere, um gutes Karma zu bekommen. Der Vorteil ist, dass die Hunde nicht betteln und nicht aggressiv sind.
Oben auf der Aussichtsplattform angekommen, müssen wir als Touristen nochmal Eintritt bezahlen. Der Ausblick entschädigt, auch wenn es an diesem Tag sehr diesig ist. Der Abstieg geht schneller als erwartet und wir sind froh, wieder aufs Rad steigen zu können.
Abends sind wir dann auch richtig müde und freuen uns auf unser Hotelzimmer. Füße waschen (immerhin haben wir den ganzen Mandalay Hill barfuß erklommen) und dann hochlegen. Das tut gut!
Besuch auf dem Markt
Am nächsten Tag wollen wir auf den Markt. Aber was ist das? Es regnet! Zwar nicht stark, aber es regnet. Seit langem mal wieder. Nach hundert Metern kehren wir um zum Hotel. Entweder leihen wir uns einen Schirm oder holen die Regenjacken aus dem Zimmer. Ersteres ist praktischer, da wir nicht hoch in den 5. Stock müssen.
Wir fragen den netten Hotelmanager, ob man uns einen Schirm leihen könne. Der Manager raunt einer seiner Angestellten etwas zu und bittet uns um etwas Geduld. Die Angestellte verläßt eilends das Hotel. Nach wenigen Minuten wird uns klar, dass extra für uns ein Schirm gekauft wird. Zehn Minuten warten wir, dann beschliessen wir, doch unsere Regenjacken zu holen. In diesem Moment erscheint die Angestellte mit drei neuen Stockschirmen in der Hand. Einen davon bekommen wir. Als wir dann erneut zum Markt aufbrechen, hört der Regen auf. Na, dieser Schirm kann wirklich was.
Der Markt besteht aus mehreren zweistöckigen Gebäuden. Er ist ein Markt für Lebensmittel und alles was man so braucht. Kleidung, Handtaschen, Elektronik, Werkzeuge, Spielzeug und, und, und. Die Gänge sind unheimlich eng, Schnell verliere ich in dem Gewusel die Orientierung. Gut, dass Gina dabei ist. Sie ist mein GPS.
Den Rest des Tages verbringen wir im Ort, laufen rum, bloggen und machen Fotos aus dem Verkehrsalltag.
Morgen früh um acht kommt der Minibus, der uns von Mandalay nach Kalaw bringen soll. Zusammen mit unseren drei Reisebekanntschaften von der Flussfahrt haben wir eine zweitägige Wanderung gebucht. Wir sind gespannt, was diese Wanderung bringen wird.
Tipps für Mandalay
Anreise:
Du erreichst Mandalay mit Bussen von Yangon oder Bagan aus. Auch die stimmungsvolle Anreise per Schiff ist möglich. Die empfehlen wir dir ausdrücklich, falls zu von Bagan kommst.
Über die Anreise mit dem Schiff von Bagan nach Mandalay haben wir bereits ausführlich berichtet.
Unterkunft:
Das Hotel Unity* mitten im Ort fanden wir klasse. Es bietet mehr Luxus als wir es sonst gewöhnt sind. Es gibt einen kostenlosen Fahrrad-Verleih. Das Frühstücks-Buffet ist reichhaltig und die WiFi-Verbindung ist ok.
Essen:
Direkt gegenüber dem Hoteleingang liegt ein kleines Restaurant mit indisch-birmanischer Küche. Es ist preiswert und lecker. Wir haben dort zweimal gegessen.
Verkehr:
Wir haben uns in Mandalay mit dem Fahrrad fortbewegt. Es ist erstaunlich einfach, sich in das Verkehrsgewühl einzureihen. Bis auf Mandalay Hill ist die Innenstadt eben.
Sehenswürdigkeiten:
- Königspalast – interessant zu sehen, auch wenn die Rekonstruktion unter Fachleuten umstritten ist
- Mandalay Hill – schweißtreibender Aufstieg mit vielen Buddhas auf dem Weg und schöner Aussicht. Als wir oben waren, lag leider eine Dunstglocke über der Stadt
- Größtes Buch der Welt – in der Kuthodaw-Pagode befindet sich unser Highlight der Stadt. Die 729 Marmorplatten, auf denen das Leben und die Lehren Buddhas verfasst sind.
Trekking von Kalaw zum Inle See
Eine Trekkingtour von Kalaw zum Inle See gehört zu den viel gepriesenen Highlights in Myanmar. Die zweitägige Tour soll mit einer mittleren Kondition gut zu bewältigen sein. Ein Kleinbus, diesmal recht komfortabel, bringt uns in einer sechseinhalbstündigen Fahrt von Mandalay nach Kalaw.
Hier auf etwa 1300 Meter Höhe ist die Luft deutlich kühler. Große Pfützen auf den Straßen zeugen von kürzlich gefallenem Regen. Auch abends regnet es noch etwas, aber für den nächsten Tag ist wieder Sonnenschein angesagt.
Um halb neun werden wir am nächsten Morgen abgeholt und klettern auf die Ladefläche eines Pickups. Unsere kleine Gruppe besteht aus sieben Personen. Neben uns beiden sind Katrin, Sin und der zehnjährige Xaver, die wir auf der Schiffstour kennen gelernt haben, mit von der Partie sowie zwei Guides: Yuyú, eine fröhliche 21-jährige und Lay Lay, ein junger Mann, der die ganze Zeit mit Xaver herumtollt.
Unser Gepäck wird nach Nyaung Shwe in unser nächstes Hotel transportiert, wir haben nur unsere Tagesrucksäcke mit dem Nötigsten dabei.
Nach einer guten halben Stunde Fahrt über die unbefestigte Bergstraße erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung. Vorbei an einfachen Hütten aus Bambusgeflecht laufen wir einen Feldweg entlang. Ein Bauer wäscht seinen Wasserbüffel, andere gehen mit einfachsten Hacken ihrer Arbeit auf dem Feld nach.
Über Hügel und an Feldern vorbei geht es durch die ländliche Region. Mit primitiven Holzpflügen, hinter einen Ochsen gespannt, werden Felder bearbeitet. Ochsenkarren transportieren Säcke oder Körbe über die holprigen Wege. Chili, Ingwer, Getreide und Mais werden angebaut. Wir balancieren über schmale Lehmdämme der abgeernteten Reisfelder.
Endlich ist die Luft mal klar, wir atmen sie mit Wonne ein nach den letzten Wochen in abgasverpesteten asiatischen Städten. Und endlich mal kein Lärm von knatternden Motoren. Himmlische Ruhe!
Landleben in Myanmar
Wir kommen in ein Dorf, in dem wir eine kurze Pause machen. Es gibt Tee und Knabbereien. Eine alte Frau hockt vor einem einfachen Webstuhl und webt bunte Stoffe, aus denen typische Taschen entstehen.
Die Toilette befindet sich hinter dem Haus, eine kleine Bambushütte mit Hockklo, Wassereimer und Schöpfgefäß daneben. Schon mal ein Vorgeschmack auf den sanitären Standard der kommenden zwei Tage. So leben die Leute auf den Dörfern nun mal und für zwei Tage können wir uns dem anpassen.
Eine kleine Dorfschule dürfen wir besichtigen. Von Weitem schon hören wir einen vielstimmigen Singsang einer Gruppe von Kindern, die – jedes für sich und jedes so laut, wie es die Stimmbänder erlauben – etwas auswendig lernen.
Der Weg ist teilweise recht matschig, da es vor zwei Tagen heftig geregnet hat. Der lehmige Boden trocknet nur langsam. Während wir laufen löchern wir Yuyú mit Fragen über das Leben in Myanmar, die sie geduldig und manchmal diplomatisch beantwortet.
Chilifelder säumen den Weg, Frauen breiten leuchtendrote Chilischoten auf Planen zum Trocknen aus.
Das leibliche Wohl
Im kleinen Ort Kongla machen wir Mittagsrast. Hier treffen wir mehrere andere Gruppen, die ebenfalls Pause machen. Unsere Wanderstiefel müssen wir ausziehen, bevor wir die steile Holztreppe in den ersten Stock hinaufgehen. Um einen niedrigen Tisch herum sitzen wir auf dem Boden und warten gespannt, was uns als Lunch serviert werden wird. Die Küche ist im Nachbarraum. Im Boden befindet sich eine Vertiefung aus Lehm, in der ein offenes Feuer brennt. Der Rauch zieht durchs Fenster ab, mehr oder weniger. Eine riskante und nicht gerade gesundheitsfördernde Einrichtung.
Unser Koch Ahmed ist auf dem Motorrad hierhin gekommen und zaubert mit dem Wok ein kleines Festmahl. Ein komplettes Menü aus köstlicher Ingwersuppe, gebratenen Reisnudeln mit Spiegelei, frischen Tomaten, Guacamole und leckeren Früchten wird vor uns aufgebaut. Mit vollen Bäuchen dürfen wir noch eine halbe Stunde ausruhen, bevor es heißt, die Wanderstiefel wieder zu schnüren.
Am Nachmittag geht es in stetem Auf und Ab durch die Berglandschaft. Ein längerer Aufstieg über einen schmalen, rutschigen Pfad bringt uns alle ins Schnaufen. Oben angekommen entschädigt uns eine Pause mit schönem Ausblick über die Felder und Hügel für die Strapazen.
Nach Wochen der Freiheit in Flipflops beginnen die Zehen im engen Gefängnis der Wanderstiefel zu protestieren. So sind wir froh, als wir am späten Nachmittag den kleinen Ort Patu erreichen, in dem wir übernachten wollen. Ein Holzkloster mit einer Handvoll Mönche ist das Zentrum. Auf dem Platz vor dem Kloster stehen mehrere Reihen Hütten, die an große Strohballen erinnern. Zwei Kindermönche führen uns aufgeregt kichernd herum. Die Hütten dienen wohl als Unterkünfte, wenn sich demnächst mehrere Klostergemeinschaften hier zum Meditieren treffen.
Übernachtung im Bauernhaus
Unser Nachtquartier ist ein Bauernhaus. Im großen oberen Raum sind fünf Schlafplätze für uns bereitet, einfache Matten auf dem Boden und mehrere kuschlige Decken gegen die nächtliche Kälte.
Es gibt weder Strom- noch Wasseranschluss. Die spärliche Beleuchtung hängt an einer großen Autobatterie, die umweltfreundlich von einem Solarpanel gespeist wird. Wasser wird aus einem Brunnen geschöpft. Die “Dusche” hat ein Wasserreservoir aus zwei aufgeschnittenen Plastikkanistern, mit Hilfe einer Schale übergießt man sich mit dem Wasser. Angesichts der frischen Temperaturen begnügen wir uns mit einer Katzenwäsche. Nur der kleine Xaver nimmt ganz tapfer eine richtige Dusche.
Das von Ahmed gezauberte Abendessen ist vorzüglich. Ein künstlerischer Höhepunkt ist die aus einer Frucht geschnitzte Ente. Und mit wirkungsvoll inszenierter flambierter Banane als Dessert hätten wir wirklich nicht gerechnet.
Schon früh liegen wir auf unseren Schlafmatten. Nebenan in der Küche schlafen einige Frauen, im Raum hinter unserem ein anderer Teil der Familie. Die Nacht ist trotz harter Unterlage gut, die dicken Decken halten uns warm. Unter uns ist der Stall, früh morgens weckt uns das Klingeln der Glocken, als die Ochsen anfangen sich zu bewegen.
Ans Frühstück haben wir hohe Erwartungen, die nicht enttäuscht werden. Mein persönlicher Favorit sind die gefüllten Pfannkuchen, von denen ich vier Stück verdrücke. Wer viel wandert, soll auch viel essen.
Aufbruch im Nebel
Der Hof liegt noch in gespenstischem Frühnebel, als wir aufbrechen.
Während wir laufen, lichten sich die Nebelschwaden nach und nach. Watteweiße Nebelbänder liegen in den Tälern, darüber ragen die Kuppen der Berge.
Als die Sicht klar wird, zeigt uns Yuyú unser Ziel in der Ferne: hinter der Bergkette liegt Tonle. Uns stockt der Atem. Über diese schroffen Wände sollen wir? Zum Glück führt ein Weg drum herum, wie sich herausstellt.
Bevor es endlich abwärts geht zum Inle See, müssen wir noch einmal 200 Höhenmeter hinauf steigen. Auch hier sind die Wege matschig und wir müssen gut aufpassen, wie wir unsere Füße setzen. Meine Zehen haben sich immer noch nicht mit den Wanderstiefeln angefreundet.
Schließlich erreichen wir den Pass, wo ein Kassenhäuschen steht, an dem wir unsere Eintrittsgebühr für den Inle See entrichten. Ein fantastischer Blick über das hinter uns liegende Bergland bietet sich uns hier.
Nun geht es bergab, theoretisch zumindest. Nach einem Stück auf der Schotterstraße schlagen wir uns wieder über schmale Pfade durch die Landschaft. Meist geht es runter, zwischendurch aber auch wieder hinauf. Oft ist der Pfad ziemlich unwegsam, mit dicken Steinen, über die wir steigen müssen.
Unfall auf dem Weg
Die Anstrengung macht sich langsam bemerkbar, die Konzentration lässt nach und da passiert es: ich bleibe mit dem Fuß an einer Felskante auf dem Weg hängen, stolpere, verliere den Halt und stürze über zwei Stufen hinab und lande sehr unsanft auf einem harten Felsen. Bilanz: zerrissene Hose, angeschlagenes Knie und aufgeschürftes Handgelenk. Zum Glück habe ich ein Erste-Hilfe-Set dabei und versorge damit meine Verletzungen. Nachdem der Schock noch ein paar Tränen fließen lässt, bin ich in der Lage, die Wanderung fortzusetzen.
Noch anderthalb Stunden geht es weiter bergab, wieder auf steilen und rutschigen Pfaden. Ich klammere mich beim Abstieg an Marcus’ stützende Hand. So erreichen wir Tonle, wo Ahmed uns erwartet und ein schönes Abschiedsessen serviert.
Mit dem Boot über den Inle See
Mit einem typischen Boot werden wir von Tonle über den Inle See nach Nyaung Shwe gefahren. Dabei kommen wir an den schwimmenden Gärten vorbei, wo Bauern arbeiten und ihre Ernte im Boot abtransportieren. Auch einige der berühmten Einbeinruderer sehen wir, die ihre Netze im See auswerfen.
In Nyaung Shwe erwarten uns unsere Rucksäcke im Hotel. Ich humpele mittlerweile nur mühsam mit dem dick angeschwollenen Knie durch die Gegend. Morgen ist wohl ein ruhiger Tag angesagt.
Unsere Tipps zur Trekkingtour von Kalaw nach Inle
Für uns war die Trekkingtour zum Inle See trotz meines unglücklichen Sturzes eines der schönsten Erlebnisse in Myanmar. Der Einblick ins ländliche Leben war super interessant. Außerdem genossen wir es sehr, mal in der Natur zu sein. Ohne Lärm, Abgase und Müll überall.
Es gibt eine Drei-Tage- und eine Zwei-Tage-Variante. Wir waren zwei Tage unterwegs. Bei der dreitägigen Tour geht man am ersten Tag durch die Berge rund um Kalaw.
Wir haben die Tour bei A1 Trekking direkt in Kalaw gebucht und waren sehr zufrieden. Die maximale Gruppengröße liegt bei sechs Teilnehmern. Unterwegs haben wir andere, deutlich größere Gruppen getroffen. Die Guides sprachen gut Englisch und haben viel erklärt. Auch die Informationen im Vorfeld der Tour waren umfassend und hilfreich.
Einen Tag vorher zu buchen war völlig ausreichend, auch in der Hauptsaison. Wir haben umgerechnet 43 $ pro Person gezahlt, wären wir nur zu zweit gewesen, wäre es etwas teurer gewesen. Darin war neben Unterkunft und Verpflegung der Transport des Gepäcks nach Nyaung Shwe und das Boot über den Inle See enthalten.
Die Unterbringung und die sanitären Verhältnisse unterwegs waren sehr einfach. Darüber sollte man sich klar sein. Wer ein gekacheltes Bad und eine warme Dusche verlangt, für den ist die Tour nicht das Richtige.
Strecke und Schwierigkeit der Trekkingtour
Die Kilometerangaben, die von der Agentur gemacht wurden bezweifeln wir allerdings. Wir waren am ersten Tag mit Sicherheit keine 22 Kilometer unterwegs, wir schätzen die Strecke eher auf 16 Kilometer. Am zweiten Tag waren es eher etwas mehr als die angegebenen neun Kilometer. Die Gesamtstrecke würden wir auf ungefähr 30 Kilometer schätzen. In Kalaw startet man auf etwa 1300 Meter Höhe. Am ersten Tag geht es ein wenig auf und ab, die Übernachtung liegt auf etwa 1200 Meter. Am zweiten Tag geht es hoch auf 1400 Meter, ehe der Abstieg zum Inle See, der auf etwas mehr als 900 Metern liegt, begonnen wird.
Der Weg ist mit mittlerer Kondition gut machbar. Wir hatten Pech, dass es durch den vorangegangenen Regen streckenweise sehr matschig und rutschig war. Bei Regen würde ich die Tour nicht empfehlen. In der Regenzeit wird sie auch nicht durchgeführt. Wenn du Zweifel hast, ob du konditionell mithalten kannst, buche die Tour als Privattour. So können die Guides auf dein Gehtempo Rücksicht nehmen. Wir haben einige Gruppen gesehen, die uns in strammem Tempo überholt haben. Da war ich sehr froh, dass unsere Gruppe gemütlicher ging.
Das solltest du mitnehmen
Mitnehmen solltest du Sonnen- und Mückenschutz, warme Sachen für abends und morgens, ein Handtuch, wenn du die birmanische Dusche testen willst und einen Liter Wasser. Unterwegs besteht mehrmals die Möglichkeit, Wasser zu kaufen. Wenn ihr mit A1 Trekking geht, brauchst du keine Snacks mitzunehmen. Die Verpflegung ist reichlich und super lecker.
Ein leichtes Seiden-Inlet oder einen Hüttenschlafsack ist eine gute Sache, denn es gibt keine Laken, man schläft also auf und unter Decken, die schon einige andere Leute benutzt haben. Dringend empfehlen würde ich, ein kleines Erste-Hilfe-Set mitzunehmen. Die Guides hatten nichts dergleichen und nach meinem Sturz war ich froh, Desinfektionsmittel und Pflaster dabei zu haben.
Nyaung Shwe am Inle See
Nach der Bootstour über den Inle-See müssen wir noch zehn Minuten bis zum Hotel laufen. Wegen Gina’s dickem Knie unternehmen wir an diesem Tag nichts mehr. Ich besorge an der Rezeption Eiswürfel und das Knie wird hoch gelagert und gekühlt. Abends humpeln wir noch zum nahegelegenen Nachtmarkt, dort gibt es Leckeres zu essen.
Marktbesuch und Yadana Man Aung Pagode
Am nächsten Tag ist Ginas Knie schon wesentlich besser. Kühlung und Diclofenac haben Wirkung gezeigt. Viel laufen wollen wir heute trotzdem noch nicht, aber ein Gang zum Markt ist doch drin. Eng gehts zu auf dem überdachten Markt und wir müssen unsere Köpfe einziehen. Unter die als Dach abgespannten Planen passen die Einheimischen bequem stehend, wir aber nicht. Das sieht wohl ulkig aus, zumindest lese ich das in den amüsiert dreinblickenden Gesichtern der Marktfrauen. Neben Obst und Postkarten finden wir auch ein Restaurant, wo wir zu Mittag essen.
Als wir den Markt verlassen, beschließen wir, noch einen Abstecher zur nahegelegenen Yadana Man Aung Pagode zu machen. Drinnen gibt es einen großen goldenen Buddha in einer Kammer sitzend. Aber: Der Eintritt in die Kammer ist für Frauen verboten! Nur Männer dürfen ganz nah an den Buddha ran. Für ein Foto gehe ich allein in die Kammer.
Später schauen wir uns die Außenanlagen der Pagode an und dann gehts zurück zum Hotel. Das Knie muss noch etwas geschont werden.
Weitere Reiseplanung für Myanmar
Den weiteren Abend verbringen wir mit der Planung der verbleibenden Tage in Myanmar. Wir sind schneller als erwartet durchs Land gezogen. Es gibt noch viel zu sehen, aber das Land strengt an mit seiner Quirligkeit, der Lautstärke und dem vielen Dreck.
Gerne würden wir zum Relaxen an einen Strand fahren, allerdings sind viele Straßen in schlechtem Zustand. Man sitzt dann für wenige hundert Kilometer schon mal zehn Stunden im Bus. Oder man nimmt den Flieger, wobei der nicht überall landet. Viele Orte sind noch nicht so vom Tourismus erschlossen und bieten daher ein sehr überschaubares Angebot an. Wir kaufen ein Busticket für den übernächsten Tag. Schon die Suche nach dem kleinen Shop, der die Bustickets verkauft, ist spannend, weil auch die Ortsangaben nicht immer aktuell sind. Nachdem wir das Ticket haben, stellt sich heraus, dass für das gewünschte Datum kein Hotel verfügbar ist.
Am folgenden Tag tauschen wir die Bustickets um und wählen einen Flug nach Sittwe. Dafür bekommen wir sowohl Flugtickets als auch eine Unterkunft.
Fahrradtour zum Holzkloster
Beim Ticketshop leihen wir uns dann gleich zwei Fahrräder, um noch zu einigen Sehenswürdigkeiten zu radeln. In der Nähe gibt es ein altes Kloster. Es besteht aus zwei Gebäuden. Eines ist aus Holz, dort leben einige Mönche.
Das daneben stehende Steingebäude ist viel älter und fällt äußerlich gar nicht auf. Beim Eintreten sind wir aber total begeistert. In die Wände sind Nischen eingelassen, in jeder sitzt ein Buddha. Es sind mehrere hundert, wenn nicht tausend. Eine faszinierende Stimmung nimmt uns ein.
Wir fahren ein Stück weiter mit den Rädern. Es ist eine lange gerade Straße mit einer Baustelle. Beim Überholen wird immer gehupt. Der Stärkere hupt den Schwächeren zur Seite. Nur als Fußgänger kannst du nicht hupen, du musst zur Seite springen. Aber mein Fahrrad hat eine Klingel, die ich fleißig nutze.
Das Höhlenkloster
In der Nähe soll es ein Höhlenkloster geben, das suchen wir. Es geht einen Berg hinauf – halb radelnd, halb schiebend. Unsere Fahrräder haben zwar eine Schaltung. Diese ist aber in einem recht hohen Gang blockiert und lässt sich nicht verstellen.
Auf dem Weg kommt uns eine Gruppe junger Nonnen entgegen. Sie sind in orange-rosa gekleidet und tragen ihre Sammelgefäße in den Händen. Damit gehen sie in den Ort und sammeln ihr Essen. Wie in Thailand auch leben die Nonnen und Mönche von Spenden aus der Bevölkerung.
Nach einigem Suchen finden wir endlich das Höhlenkloster. Ein Mönch begrüßt uns und greift sofort zur Taschenlampe. Wir folgen ihm und tauchen ein in eine magische Welt. Die Höhle ist nicht tief, aber sie ist voll mit Buddhastatuen in unterschiedlichen Größen, Formen und Farben. Weiter in der Höhle schlafen an der Decke Fledermäuse. Vom Lichtstrahl geweckt, ertönt ein ärgerliches Gefiepe. Eine Treppe tiefer befinden wir uns im ziemlich dunklen Meditationsraum. Wir müssen unsere Köpfe einziehen, die Höhle ist hier sehr niedrig.
Wieder draussen sehen wir noch eine Baumschlange, die über uns in den Ästen schläft.
Dieser Besuch hat uns sehr gut gefallen. Gut gelaunt steigen wir wieder auf unsere Drahtesel und fahren zurück zum Hotel. Morgen früh geht es schon wieder zum Flughafen.
Tipps zu Nyaung Shwe am Inle See
Anreise
Wir sind mit der Trekkingtour von Kalaw zum Inle-See hierher gekommen. Die Fahrt mit den kleinen Booten über den Inle-See hat uns gut gefallen.
Desweiteren gibt es Standard-Busverbindungen von Yangon, Mandalay und anderen großen Städten.
Rumkommen vor Ort
Es lohnt sich auf jeden Fall, Fahrräder zu mieten. Diese sind günstig. Achtet darauf, dass die Räder eine funktionierende Gangschaltung haben. Da wir morgens meist spät aufbrechen, sind die guten Fahrräder natürlich schon weg und wir müssen nehmen, was übrig bleibt.
Vom Inle See nach Mrauk U
Um nach Mrauk U zu gelangen, wollen wir das Schiff von Sittwe aus nehmen. Zwei recht entspannte Flüge bringen uns von Nyaung Shwe über Thandwe nach Sittwe.
In birmanischen Inlandsflughäfen kommt man weitgehend ohne Elektronik und komplizierte Technik aus. Kein Computer, kein Drucker für Bordkarten oder Gepäckanhänger, keine Förderbänder fürs Gepäck und erst recht keine elektronische Anzeigetafel.
Die Passagierliste ist handgeschrieben, die Koffer werden von Arbeitskräften vom Schalter bis zum Gepäckwagen getragen, dieser wird zu Fuß übers Rollfeld zum Flugzeug geschoben. Als wir einchecken, bekommen wir neben unserer handgeschriebenen Bordkarte einen kleinen Aufkleber auf die Kleidung, auf dem unsere Flugnummer steht. Ein bisschen wie Kindergartenkinder, die einen Anhänger mit ihrer Adresse um den Hals bekommen, damit sie nicht verloren gehen.
Der Flug wird mit einem Megaphon aufgerufen. Eine etwa siebzig Passagiere fassende Propellermaschine steht bereit. Es ist freie Sitzplatzwahl und es gibt erstaunlich viel Beinfreiheit, auch für unsere langen europäischen Beine. Während des kurzen, knapp einstündigen Fluges wird ein Getränk und Kuchen serviert.
Sittwe
So erreichen wir am Nachmittag Sittwe.
Im Vergleich zum relativen entspannten Nyaung Shwe geht es hier deutlich hektischer zu. Motorroller, Tuktuks, Pickups, Trishaws, röhrende Lastwagen, Autos und Fahrräder, alles wuselt durcheinander in einem ohrenbetäubenden Hupkonzert.
Wir werden unverhohlen angestarrt. Viele Touristen verirren sich noch nicht in diese Gegend. Der Rakhine-Staat im westlichen Myanmar wurde immer wieder von Unruhen erschüttert. Es gab blutige Konflikte zwischen Buddhisten und Moslems, eine Zeitlang war es eine No-go-Area für Touristen. Wir meinen, eine latent aggressive Grundstimmung zu spüren, aber vielleicht bilden wir uns das nur ein. Jedenfalls schlägt uns nicht so eine offene, vorbehaltlose Freundlichkeit entgegen wie wir das in anderen Gegenden Myanmars erlebt haben.
Angeblich soll jeden Tag um acht Uhr morgens ein privates Boot als Sammeltaxi nach Mrauk U fahren. Wir verbringen den Rest des Nachmittags mit dem Versuch herauszufinden, ob das so ist und wie wir Karten dafür bekommen. Leider vergeblich. So entscheiden wir uns für das staatliche Schiff, auch Slow Boat genannt, da es vier bis fünf Stunden nach Mrauk U braucht – vorausgesetzt, es geht nichts kaputt unterwegs.
Mit dem Slow Boat nach Mrauk U
Um kurz vor halb sieben werden wir mit einem Tuktuk zum Anleger gefahren. Es ist noch ganz schön kalt um diese Zeit und auf der offenen Ladefläche des Tuktuk zieht es unangenehm. Der Fahrer zeigt uns die unscheinbare Holzbude, in der wir die Fahrkarten erwerben können.
An einem groben Holzsteg liegt das Schiff, dessen bessere Zeiten schon lange zurückliegen. Der Begriff “Seelenverkäufer” fällt mir spontan dazu ein. Naja, es geht ja nicht aufs offene Meer.
Leider liegt das Schiff nicht direkt am Steg. Etwa zwei Meter muss man über eine Planke balancieren, unter sich das schmutzig-braune Wasser des Flusses. Die Einheimischen laufen behende wie die Eichhörnchen über das schmale Brett, auch mit Lasten auf dem Kopf oder auf der Schulter. Ich dagegen scheue zurück wie das Pferd vor der Schlange. Balancieren ist so gar nicht meins und erst recht nicht mit dem schweren Backpack. Aber es hilft ja nichts, es ist der einzige Weg an Bord. Also gebe ich eine sehr unsouveräne Vorstellung, als ich mich mit unsicheren Tippelschritten über die Planke taste und dabei versuche, NICHT daran zu denken, wie schnell ich mit 16 Kilo auf dem Rücken untergehen würde.
Auf dem unteren Deck sitzen und hocken schon viele Einheimische, dazu Säcke und Kisten, einige Mopeds und Fahrräder. Wir werden auf das obere Deck gebeten. Dort stehen etwa hundert schwere Deckstühle, nach einem erratischen System mit Nummern versehen. Es ist reichlich Platz, nur eine Handvoll Passagiere reist auf dem Oberdeck. Dennoch läuft der Mitarbeiter mit unseren Tickets in der Hand durch die Reihen, bis er die Stühle gefunden hat, deren Nummern auf den Karten vermerkt sind. Hier auf diesem rostigen Schiff gibt es das, was im Flieger nicht geht: feste Sitzplätze.
Unter lautem Tuten legt das Schiff pünktlich um sieben Uhr ab. Da die Taue an den Pfählen unter dem Steg befestigt sind, muss ein Arbeiter ins Wasser steigen, um das Schiff loszubinden.
Ein grandioses Schauspiel beginnt: ein riesiger Schwarm Möwen taucht plötzlich auf und umkreist das Schiff. Dabei fliegen sie so dicht an uns vorbei, dass wir sie anfassen könnten. Wenn wir schnell genug wären. Wieder und wieder kreisen sie kreischend an Backbord vorbei und begleiten uns eine halbe Stunde lang. Ich vermute, dass nach dem Ablegen irgendwelche Abfälle über Bord gekippt werden, über die sie sich hermachen.
Gemütliche Fahrt über den Fluss
Wir fahren aus dem kleinen Kanal, in dem sich der Anleger befand aufs Meer und biegen dann gleich wieder in den großen Fluss ein. Mehrfach passieren wir im Wasser schwimmende, parallele Holzstämme. Vermutlich sind da Fischernetze dran befestigt. Rechts und links breitet sich die flache Landschaft aus. Wasserbüffel weiden nahe dem Ufer. Ab und zu sehen wir einfache Hütten, in denen Menschen leben. Kleine, schmale Boote tuckern vorbei. Auf den Feldern verrichten Bauern ihre Tätigkeit.
Das Buch in meiner Hand bleibt ungelesen, zu interessant ist das Panorama rechts und links. Fasziniert beobachten wir diese uns fremde Welt. So vergeht die vierstündige Fahrt wie im Fluge. Von dem breiten Fluss biegen wir in einen schmaleren Flusslauf ab. Die grünen Ufer rücken näher.
Der Fluss wird immer enger und gerade, als wir uns fragen, ob das Schiff wohl so lange fährt, bis es stecken bleibt, erreichen wir den Anleger von Mrauk U. Dort steht schon eine große Menschenmenge bereit. Unter lautem Geschrei wird das Schiff an den Anleger manövriert. Leinen fliegen und werden aufgefangen, schließlich ist alles vertäut.
Ich bin sehr erleichtert, dass beim Aussteigen kein nervenaufreibender Balanceakt nötig ist. Wir sind in Mrauk U angekommen.
Mrauk U – alte Königsstadt im Dornröschenschlaf
Mrauk U (sprich: Miau-u), in einer entlegenen Ecke des Rakhine-Staats im Westen Myanmars gelegen, war einst die Hauptstadt eines großen Reiches. Ähnlich wie in Bagan wurden hier unzählige Tempel gebaut, deren teils imposante Reste in der Landschaft stehen. Auch im Ort selber stolpert man über kleine und große Stupas.
Vielleicht wird hier eines Tages genauso ein Touristenmagnet entstehen wie in Bagan. Zur Zeit geht es noch sehr beschaulich zu, da Mrauk U schwierig zu erreichen ist und im Rakhine-Staat immer wieder Unruhen auftraten, so dass das Gebiet zeitweise für Ausländer gesperrt war.
Ankunft in Mrauk U
Mit einem Moto-Pickup rumpeln wir über die unebenen Straßen von der Anlegestelle des Schiffes zum Hotel. Wir beziehen einen Bungalow mit einer kleinen Veranda, auf der wir gemütlich sitzen können.
Vor uns ein Seerosenteich. Okay, ein rechteckiges Betonbecken mit Seerosen drin, die wir sehen könnten, wenn sie die Betonwände einen halben Meter niedriger gemacht hätten. Typisch Myanmar.
An einer kleinen Garküche suchen wir mittels der Topfgucker-Methode unser Essen aus. An einfachen Holztischen sitzen wir auf Plastikhockern und bekommen viele Schälchen mit verschiedenen Beilagen zu unserem Curry serviert. Es schmeckt ausgezeichnet.
Als wir fertig sind, setzt sich ein junger Mann zu uns. Er möchte die Gelegenheit nutzen, sein Englisch zu üben. Wir unterhalten uns eine Weile, er erzählt, dass seine Frau Lehrerin ist, er lieber selbständig arbeitet. Er hat sich einen Lastwagen gekauft und ist nun Spediteur für Baumaterial im Straßenbau. Der Lastwagen steht ein paar Meter weiter auf der Straße, ein rostiges, antiquiertes Ungetüm, bei dessen Anblick ein deutscher TÜV-Prüfer einen Kollaps erleiden würde. Für den jungen Mann ist es seine Lebensgrundlage, auf die er sichtlich stolz ist.
Den Nachmittag verbringen wir damit, die staubige Stadt zu erkunden. Eine Herausforderung ist es, die Post in Mrauk U zu finden, denn wir wollen endlich unsere Postkarten losschicken. Der Rezeptionist unseres Hotels beschreibt uns, wo wir das Postamt finden würden. Leider nicht so einfach. Wir sind sicher, auf dem richtigen Straßenabschnitt zu sein, wissen aber nicht den genauen Standort. In einem großen Hotel fragen wir nach. Nein, hier gäbe es keine Post in der Nähe, wird uns versichert. Wo dann? – Am Fähranleger, also am anderen Ende der Stadt. Es kommt uns ein bisschen so vor, als wolle man uns möglichst weit wegschicken.
Wir gehen zurück und kurz nachdem wir das Hotel hinter uns gelassen haben, fällt mir ein kleines Häuschen auf, einige Meter von der Straße zurückgesetzt. Es sieht aus wie ein kleines Bauernhaus, aber ich sehe, wie sich gerade ein Mann von dem offenen Fenster abwendet und zur Straße kommt. Sollte das der Postschalter sein? Wir gehen hinunter und siehe da, wir haben die Post gefunden! Kein Logo weist darauf hin, das Schild in birmanischer Schrift am Zaun können wir ja nicht lesen.
Nach diesem Erfolg schauen wir uns noch den Markt von Mrauk U an, kaufen etwas Obst und ein paar Pfannkuchen und kehren zum gemütlichen Kaffee auf unsere Veranda zurück.
Viele, viele Tempel…
Am nächsten Tag geht es zur Tempelbesichtigung. Reichlich Auswahl haben wir ja. Wir entscheiden uns für den nordwestlichen Bereich um Mrauk U, dort erscheint uns die Tempeldichte besonders hoch.
Der erste Tempel, den wir besuchen, liegt auf einem Hügel am Rand des ehemaligen Königspalasts von Mrauk U, von dem nur noch die Grundmauern zu sehen sind. Schon unten am Eingang zum Gelände heißt es Schuhe ausziehen. Barfuß erklimmen wir viele raue Stufen, bis wir den Tempel erreichen. Ein schöner Blick über die Stadt und Umgebung belohnt uns. Überall sieht man die charakteristischen Spitzen der Chedis hervorragen. Während wir dort sitzen und die Aussicht genießen, kommt ein Mann auf uns zu und spricht uns an. Sein Englisch ist etwas schwer zu verstehen, daher dauert es eine Weile, bis er uns sein Anliegen verständlich machen kann. Er sammelt Postkarten aus aller Welt und bittet uns, ihm eine zu schicken, wenn wir wieder zu Hause sind. Das werden wir gerne tun.
Die Suche nach dem Haupttempel von Mrauk U, dem Shittaung Tempel, erweist sich als schwierig. Die fotokopierte Karte, die wir im Hotel erhalten haben ist recht unübersichtlich. So besichtigen wir mehr unabsichtlich zwei weitere Pagoden, bis wir endlich den Shittaung Tempel finden. 1536 erbaut, wurde er vor einiger Zeit mit viel Beton restauriert, was sein Äußeres eher trist erscheinen lässt.
Eine lange Treppe führt empor zum Heiligtum. Die Wände und Holzdecken sind bunt bemalt, überall sitzen unzählige Buddhas auf den Simsen. Eine große, goldglänzende Buddhafigur befindet sich in der kleinen zentralen Kammer.
Am faszinierendsten sind die inneren Galerien, die wir beinahe übersehen hätten. Eine kleine, unscheinbare Türöffnung führt in katakombenartige Gänge, die sich spiralförmig um die zentrale Kammer winden. Buddha neben Buddha sitzt dort, in einer schier endlosen Reihe. Der Tempel hat den Beinamen “Tempel der 80.000 Buddhas”. Die Galerie endet in einer kleinen Kammer mit ein paar goldenen Buddhastatuen.
Gleich gegenüber der Straße wartet schon der nächste Tempel auf uns, der Htukkant Thein Tempel. Dunkel und massiv wirkt er von außen wie eine mittelalterliche Festung. Wieder geht es eine Treppe hinauf, bevor wir den Eingang erreichen. Ein spiralförmiger Wandelgang ist mit verschiedenen Buddhastatuen gesäumt.
Aber auch andere Skulpturen, die Adelige aus der mittleren Mrauk U Periode zeigen, sind zu sehen. Anhand dieser Figuren kann man Rückschlüsse auf die damalige Kleidung, Frisuren und Schmuck ziehen. Der Wandelgang führt zu einer zentralen Kammer, über eine steile Treppe mit hohen Stufen zu erreichen. Dort sitzt eine große goldene Buddhafigur mit den für Myanmar typischen Neon-Lichtspielen um den Kopf. Dafür haben sie extra Strom hier reingelegt!
Noch einige weitere Tempel in Mrauk U erkunden wir an diesem Tag. Doch schließlich protestiert mein immer noch etwas lädiertes Knie nach dem vielen Treppensteigen und wir kehren auf unsere gemütliche Veranda zurück.
Alltag in Mrauk U
Die nächsten zwei Tage laufen wir im Ort und der näheren Umgebung herum und lassen uns treiben. Im Süden entdecken wir einen beschaulichen See, daneben Reste der alten Stadtbefestigung.
Auch im Nordosten der Stadt gibt es Überreste der Stadtmauer zu sehen. Daneben natürlich weitere Tempel. Am interessantesten ist es jedoch, durch die kleinen Straßen zu laufen und zu sehen, wie die Menschen leben.
Die Häuser in Mrauk U sind oft auf Pfählen gebaut, gewohnt wird im Obergeschoss. Das “Erdgeschoss” ist einfach der offene Raum unter dem oberen Stockwerk. Hier werden Vorräte gelagert und die Familie trifft sich, um im Schatten auszuruhen, zu essen oder Arbeit zu verrichten. Neben diesen traditionellen, einfachen Häusern gibt es massive Steinhäuser der Kolonialzeit. Mit hübschen Balkons und schön angestrichen machen sie meist einen gepflegten Eindruck.
Wasser wird aus Brunnen oder Teichen geschöpft. Mit Hilfe von typischen Metallgefäßen transportieren die Frauen es nach Hause. Auch die Körperhygiene wie Waschen und Zähneputzen erfolgt an diesen öffentlichen Wasserquellen. Beim Waschen wird der Longyi über der Brust gebunden, um den Anstand zu wahren.
Erwachsene starren uns an, wenn wir vorbei gehen. Kinder winken uns zu und rufen “Hello” oder “Bye bye” und lachen fröhlich. Frauen hocken vor kleinen Essensständen und bereiten frittierte Bananen oder Maisfladen zu. Wenn wir etwas kaufen, ist die Verständigung nur mit Händen und Füßen möglich.
Vor einem Zaun liegt eine große Sau am Straßenrand, ein Muster an Tiefenentspannung. Hühner und Ziegen laufen herum.
Als wir eine Brücke über einen kleinen Fluss überqueren, sehen wir Männer, die Bambus flößen. Der Flößer lacht zu uns herauf, mit ein paar Brocken Englisch fragt er, wo wir herkommen.
Wieder in der Stadt faszinieren uns die vielen Fahrzeuge, die unterwegs sind. Abenteuerlich beladene Lastwagen. Trishaws (eine Art Rikscha), mit denen sich sonnenbeschirmte Frauen fahren lassen. Motorroller mit drei bis fünf Personen drauf. Es gibt, glaube ich, nichts, was sich nicht mit einem Motorroller transportieren lässt.
Ein für uns ungewöhnlicher Anblick sind Frauen, die im Straßenbau arbeiten. In Longyi und Flipflops schippen zarte Geschöpfe Sand und Schotter, schleppen schwere Eimer mit Kies. Hilfsmittel wie Schubkarren oder Kräne sehen wir nicht.
Zu sehen, wie diese Menschen in Mrauk U mit fröhlicher Selbstverständlichkeit ihr einfaches Leben bewältigen, ist für uns unglaublich interessant. Dagegen verblassen so einige Probleme, die wir in unserer hoch technisierten Welt zu haben glauben.
Unsere Tipps zu Mrauk U
Anreise
Mrauk U liegt recht abgelegen im Rakhine-Staat ganz im Westen Myanmars. Daher ist die Anreise unter Umständen langwierig.
Die schnellste und einfachste Möglichkeit ist es, einen Flug nach Sittwe zu nehmen. Von dort aus kannst du entweder per Bus oder per Schiff nach Mrauk U gelangen.
Landschaftlich sehr reizvoll ist die Schifffahrt, für die wir uns entschieden haben. Hier empfehlen wir auf jeden Fall das Slow Boat. Vom Deck aus hast du Aussicht in alle Richtungen und bekommst viel mit von Leben am Fluss. Die Fahrzeit beträgt vier bis fünf Stunden. Alternativ dazu kannst du auch das Speedboat nehmen, das den Weg in drei Stunden schafft. Dort sitzt du allerdings in einer stickigen Kabine, durch die blinden Scheiben hast du überhaupt keine Aussicht.
Das Slow Boat fährt zur Zeit viermal pro Woche, das Speedboat dreimal. Abfahrt ist immer morgens um sieben Uhr, Tickets bekommst du problemlos vor der Abfahrt am Schalter.
Der Bus zwischen Sittwe und Mrauk U benötigt vier Stunden und fährt ebenfalls früh morgens ab.
Von Bagan, Mandalay und Yangon gibt es (Mini-) Busverbindungen nach Mrauk U, die allerdings sehr lange auf teils abenteuerlichen Straßen unterwegs sind. Haben wir zumindest gehört.
Unterkunft
Wir können das Mrauk U Palace Resort empfehlen. Der Name weckt zwar höhere Erwartungen, als die kleine Anlage erfüllen kann, dennoch waren wir sehr zufrieden. Hübsche kleine Bungalows mit eigener Veranda, sehr freundliches Personal, ein akzeptables Frühstück. Das Hotel verleiht auch Fahrräder. Nachmittags haben wir uns oft Kaffee bestellt, der nicht extra berechnet wurde.
Sights
Was solltest du dir in Mrauk U angucken? Pagoden, Pagoden und Pagoden. Wie in Bagan. Nur viel ruhiger, es sind nur wenige Touristen unterwegs. Wenn du willst, kannst du dir Fahrräder ausleihen. Wir haben darauf verzichtet, denn es geht doch öfters auf und ab und die Räder, die wir gesehen haben, hatten keine Gangschaltung. Die Erkundung klappt auch zu Fuß sehr gut, die Tempel liegen recht kompakt am und im Dorf.
Von den Hotels erhältst du eine fotokopierte Karte, auf der die Tempel verzeichnet sind. Das reicht zur groben Orientierung, ist aber nicht sehr übersichtlich. Hilfreich ist eine GPS-App auf deinem Handy wie Google Maps oder MapsMe. Eine Beschreibung der wichtigsten Tempel findest du im Reiseführer, an den Tempeln selber ist noch nicht viel Information zu bekommen.
Dennoch musst du Eintritt in Höhe von 5.000 Kyat für die Archäologische Zone bezahlen. Das Ticket bekommst du in der Shittaung Pagode. Achte darauf, dass du an der richtigen Stelle bezahlst. Das Ticket ist auch auf Englisch beschriftet. Kurz vorher sitzt einer, der versucht, Spenden für den Tempel einzusammeln und tut so, als wäre es das offizielle Ticket. Wir mussten das Ticket nirgendwo vorzeigen, auch wenn es heißt, dass es bei der Abreise kontrolliert wird.
Wenn du alle Tempel rund um Mrauk U angeschaut hast oder mal etwas anderes sehen willst, kannst du Ausflüge in die Umgebung buchen. Etwa zwei Stunden entfernt wohnen Chin, eine Völkergruppe in den Bergen, bei denen die älteren Frauen Gesichtstätowierungen tragen. Da wir diesen Ausflug nicht gemacht haben, können wir dazu nichts sagen, andere Reisende waren aber begeistert.
Am südlichen Ende von Mrauk U liegen zwei Seen, wo du schöne Spaziergänge machen kannst. Uns hat es auch viel Spaß gemacht, uns einfach durch die Gassen des Ortes treiben zu lassen und das Leben zu beobachten.
Abschied von Myanmar
Von Mrauk U geht es mit dem Schiff zurück nach Sittwe. Frühmorgens besteigen wir das Speedboat. Im Gegensatz zum Slow Boat dauert die Fahrt eine Stunde weniger, dafür gibt es kein Aussichtsdeck, auf dem man sich bewegen kann. Die Kabine des Speedboats erinnert an die eines Flugzeugs, es ist eng und stickig.
Zum Glück bleibt in der Dreierreihe neben uns der Sitz frei, so dass wir unser Tagesgepäck dort stapeln können. Vorne predigt im Fernsehen ein buddhistischer Mönch. Der Lautsprecher hängt direkt über unseren Köpfen und ist auf sehr laut eingestellt. Die Fenster nach draußen sind so dreckig, wir können kaum etwas sehen. Da war die Hinfahrt besser.
Sittwe
Als wir mittags in Sittwe ankommen, beziehen wir das gleiche Hotel wie auf dem Hinweg. Der nächste Flieger geht erst morgen, so nutzen wir die verbleibende Zeit, um den hiesigen Fischmarkt zu besuchen. Überall auf dem Markt wird frischer Fisch angeboten. Die Fische zappeln teilweise noch nach Luft schnappend in kleinen Eimern oder werden gerade ausgenommen. Händler stehen laut schwatzend um ihren Fang herum. Auf dem Boden bilden sich Pfützen aus Wasser und irgendwelchen Flüssigkeiten. Es stinkt nach Fisch und meine Füsse werden in den Flipflops nass. Es gibt auch getrockneten Fisch, sehr künstlerisch zerschnitten.
Hinter dem Markt geht’s zum Anlegesteg. Links und rechts dümpeln kleine Motorboote und warten auf Kundschaft. Einige Meter weiter draußen liegen etwas größere Boote. Diese sind mit Waren und Personen beladen. Immer wieder rufen sich die Leute vom Boot zum Steg etwas zu. Neue Boote kommen, andere legen ab. Auch die kleinen Boote werden beladen und fahren zu den größeren. Wir schauen uns das Schauspiel eine Zeit lang an und verlassen dann das Viertel.
Auf dem Rückweg zum Hotel werden wir von einem Fahrrad-Rikschafahrer angesprochen. Hier heißen die Transportmittel Trishaw. Wir nehmen sein Angebot an, uns zum Hotel bringen zu lassen. Man sitzt neben dem Fahrer Rücken an Rücken, Gina guckt nach vorne, ich nach hinten. Etwas eng sind die Sitze, oder mein Hintern zu breit. Während der Fahrt erfahren wir, dass der Fahrer 26 Jahre Mönch war und seitdem bei der Post arbeitet. Das Trishaw fährt er zusätzlich nebenbei. Eine wirklich interessante und kurzweilige Fahrt.
Flug nach Yangon
Am nächsten Vormittag gehts zum Flughafen. Das Tuktuk ist ziemlich runtergekommen und wir sind froh, dass es diese Fahrt noch geschafft hat. Mehrmals ging es durch Schlaglöcher und ich bin etwas genervt, als wir endlich aussteigen können.
Ich liebe diese kleinen Flughäfen, an denen noch nicht soviel automatisiert ist. Ich übertreibe, hier geht nichts automatisch. Heute wartet zu meiner Enttäuschung keine Propellermaschine auf uns, sondern ein recht modern aussehender Jet.
Wenig später landen wir schon in Yangon. Auch hier müssen wir wieder eine Übernachtung einplanen, heute startet kein Flieger mehr nach Bangkok.
Wie hat uns Myanmar gefallen?
Wir verlassen am nächsten Tag Myanmar. Das Land fanden wir faszinierend und anstrengend zugleich. Myanmar ist laut und dreckig, überall liegt Müll. Die Straßen sind teilweise schlecht, die Busfahrten zwischen den Städten dauern lang.
Dennoch haben wir den Besuch Myanmars genossen. Es gibt so viele schöne Tempel zu entdecken. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit.
Wir lernten auch das ursprüngliche Land kennen. Das harte Leben, die tiefe Gläubigkeit und der Optimismus der Birmaner haben uns sehr beeindruckt. Wir sind froh, dieses Land jetzt besucht zu haben. Denn es verändert sich. Rasant. Durch den Tourismus. Es wird einiges von seiner Ursprünglichkeit verlieren. Dafür werden hoffentlich seine Bewohner profitieren.
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